
Herr Diehl, wie sind Sie auf die Idee zum Vahreport gekommen?
Rolf Diehl: Mit dem Eintritt in die Rente wollten wir nach Bremen zurück. Eigentlich nicht in die Vahr und nicht in ein Hochhaus und dann sind wir in das Aalto-Hochhaus gezogen. Das war vor zehn Jahren kurz vor der 50-Jahr-Feier. Ich habe dann einen Film über die Feier gemacht und dann bei Martin Ploghöft (dem Geschäftsführer des Bürgerzentrums Vahr) gefragt, wo ich mich ehrenamtlich engagieren kann. Der hat mich zunächst zum Videoclub geschickt, das war aber nicht das Richtige für mich. Ich bin dann in der Vahr rumgelaufen und habe gefilmt und bin dahinter gekommen, dass es 70 Organisationen in der Vahr gibt. Da kam dann die Idee, dass die Leute wissen müssen, was es für Organisationen gibt und dass man darüber was machen muss. Das war der Ursprung des Vahreports.
Warum ist gerade die Vahr ihre neue Heimat geworden?
Wir haben von Brinkum aus Fahrten nach Bremen gemacht und uns die Stadtteile angesehen. Erst waren wir im Ostertor, das war aber zu klein, zu teuer und es gab kaum Parkmöglichkeiten. Wir hatten dann bei den Touren die Erkenntnis: Was ist eigentlich, wenn wir älter sind? Wenn wir kein Auto mehr haben? Damit wurde der Kreis immer kleiner. Wir fuhren dann durch Schwachhausen und waren kurz vor der Vahr und dort sahen wir die vielen Bäume, die sauberen Straßen – eigentlich ein reiner Park. Wir haben uns dann bei der Gewoba erkundigt und eine Wohnung im Aalto-Hochhaus gezeigt bekommen. Dann hat meine Frau aus dem Fenster auf den Marktplatz geschaut und gesagt: „Hier gehe ich nicht mehr raus“. Und ich hab mich gefragt: „Keine rechten Winkel, wie kriege ich hier meine Möbel rein?“ (lacht)
Was war ausschlaggebend?
Einmal das Wohnen im Grünen, die fantastischen Einkaufsmöglichkeiten und der Schnitt der Wohnung. Nur einen Vorwurf haben wir uns gemacht: „Wie kann man so doof sein, die Vahr von vornherein auszuschließen?“
Wie haben Sie mit dem Vahreport begonnen?
Über den Sender Weser-TV konnte ich mir bessere Ausrüstung ausleihen. Allerdings immer nur für drei Tage, und ich musste alles von der Plantage in Findorff in die Vahr und zurück bringen. Ich habe dann einen Antrag auf eine Ausrüstung gestellt, aber der Beirat war zunächst dagegen. Nach knapp zwei Jahren bekam ich dann über Wohnen in Nachbarschaften (WiN) und Globalmittel des Beirats die nötigen Mittel. Und so finanziert sich der Vahreport auch heute noch.
Was reizt Sie besonders an der Arbeit am Vahreport?
Das sind die Erlebnisse, die wir durch die Arbeit bekommen. Wir haben viele interessante Dinge, die wir haben machen können.
Was zum Beispiel?
Zum Beispiel das Erlebnis, an einem Kinofilm mitwirken zu können. Der Regisseur Sönke Wortmann hat für den Kinofilm ‚Deutschland. Dein Selbstporträt‘ Material von Menschen, die Videos aus ihrem Alltag gedreht haben, rausgesucht. Wir haben uns dafür einen ganzen Tag selbst gefilmt und das Material eingereicht und er hat einen Teil von uns ausgewählt. Wir waren mit dabei bei der Filmpremiere in München. Das war ein Riesenerlebnis für uns auf dem roten Teppich und später auf der Bühne.
Ist das der Lohn für Ihre Arbeit?
Das ist unser Lohn, diese Erlebnisse und das, was wir erleben dürfen. Für uns ist das auch die Verpflichtung, den Vahreport so lange weiterzumachen, wie wir können.
Was machen Sie besonders gerne?
Gerne mache ich Interviews – leider viel zu selten. Gerne mache ich auch Filmberichte. Generell interessante Themen, wobei während der Veranstaltung meine Aufmerksamkeit auf den Ton und das Bild gerichtet ist. Aber ich erlebe es dann beim Schneiden noch mal.
Woran arbeiten Sie aktuell?
Zur Zeit mache ich ein Schulungsvideo für das Ortsamt. Das Ortsamt soll es später nutzen können, um Migranten über die Funktionsweise der lokalen Demokratie zu informieren.
Wie viel Zeit investieren Sie in den Vahreport?
Vor zwei Jahren haben wir mal ein Formular ausgefüllt und das Ergebnis waren 200 Arbeitsstunden im Monat. Für die Dokumentation über das Aalto-Hochhaus habe ich teilweise Tag und Nacht gearbeitet.
Was sagt Ihre Ehefrau zu dem Projekt?
Nach zwei Jahren hatte sie dann doch Interesse – zumindest am Fotografieren. Im nächsten Schritt hat sie die zweite Kamera bedient oder wir teilten uns auf, wenn zwei Termine gleichzeitig sind. Sie steht dahinter und lässt mich machen, das ist fast noch höher zu bewerten.
Was ist für die 200. Sendung geplant?
Einmal wird es einen Rückblick geben über die Schwierigkeiten am Anfang, der zweite Teil wird dann Lohn statt Geld sein mit Berichten, was wir alles erleben durften.
Das Gespräch führte Christian Hasemann
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