
Ausdrücklich für jede und jeden möchte das Hemelinger Kaufhaus da sein, deswegen auch die Namensänderung, mit dem die Macher das „Sozial“ aus dem Namen gestrichen haben. Sozial wird zukünftig also nicht mehr im Namen stehen, Soziales wird aber weiterhin im Inneren wirken. „Wir wollen so noch stärker darstellen, dass sich das Kaufhaus an alle Bürger und Hemelinger richtet“, erklärte Andreas Kaireit von der Pro-Job gGmbH, die zusammen mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und der Gröpelinger Recycling Initiative (Gri) das Kaufhaus entwickelt hat. Keiner solle denken, dass er nicht herkommen dürfe. „Inhaltlich bleibt es aber das soziale Projekt, das dafür da ist, Langzeitarbeitslosen oder Menschen, die Schwierigkeiten haben in den ersten Arbeitsmarkt zu kommen, eine Arbeitsmöglichkeit zu geben.“
Insgesamt sollen bis zu 54 Beschäftigte die Möglichkeit bekommen, sich für den ersten Arbeitsmarkt fit zu machen. „54 Menschen, die mit uns ein Stück des Weges gehen“, wie Andreas Kaireit sagt. Bis 2018 ist der Betrieb im ehemaligen Eisenwarengeschäft nun gesichert. Danach soll möglichst der Umzug in die Bahnhofstraße 1-5 folgen. Allerdings: Noch hat der Investor und potenziell zukünftige Vermieter die Kaufverträge mit Immobilien Bremen nicht unterschrieben.
Finanziert wird das Projekt über verschiedene Fördertöpfe, wie Wohnen in Nachbarschaft (Win), Lokales Kapital für soziale Zwecke (Los), dem Bundesprogramm Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier (Biwaq), dem Jobcenter Bremen und dem Sozialressort von Anja Stahmann (Grüne). Zur Eröffnung hatte sich auch die Senatorin angemeldet, musste kurzfristig aber wegen Krankheit absagen. Ihr Pressesprecher, Bernd Schneider, überbrachte die Grußworte: „Das Kaufhaus ist Stadtentwicklung im besten Sinne“, sagte er. Das Kaufhaus verbinde drei Punkte: „Wiedereingliederung, ein attraktives Waren- und Dienstleistungsangebot und ein zusätzliches soziales Zentrum und Forum, um am Leben im eigenen Stadtteil mitzuwirken.“
Für den Stadtteil und speziell der in der Vergangenheit von Leerstand geprägten Hemelinger Bahnhofstraße bedeutet die Eröffnung eine Aufwertung. Der Café-Betrieb im Kaufhaus – das „Café Werner“ – und die teils bunte und auffällige Schaufenstergestaltung geben der Bahnhofstraße ein etwas anderes, frischeres Gesicht, eben ein Hemelinger Frühling.
Dass der Frühling doch von Dauer sein möge, ist die Hoffnung, die die zahlreichen Besucherinnen und Besucher unisono äußerten, die von der Bläserklasse 10c der Oberschule Sebaldsbrück unter der Leitung von Lehrerin Ine Speelmanns begrüßt wurden. Waltraut Otten, die für die SPD im Beirat Hemelingen sitzt, sagt: „Ich bin total begeistert, dass es geklappt hat.“ Sie lobte besonders das Konzept, dass den Stil des alten Ladenlokals erhält. „Eisen-Werner war eine Institution, hier konnte man auch für eine einzelne Schraube hingehen.“ Es sei schon schade, dass der Laden nun geschlossen sei, aber: „Das ist der Zahn der Zeit, aber ich freue mich, dass hier so etwas reingekommen ist.“ Für die Zukunft hofft Waltraut Otten, dass das Kaufhaus gut von den Hemelingern angenommen wird. Perspektivisch müsste es aber nun auch auf den anderen Gebieten weitergehen. „Das Kaufhaus ist ein großer Schritt und ich hoffe, dass es übergangslos so weitergeht“, sagte sie mit Blick auf die andere Straßenseite, wo das Coca-Cola- und das Könecke-Gelände auf die erweckende Investorenidee warten, um mit der Bahnhofstraße ein ganz neues Stadtteilzentrum zu bilden. „Das wäre uns Hemelingern zu wünschen.“
Ähnliches verspricht sich auch Beiratsmitglied Heinz-Herrmann Hoffhenke (CDU). „Das Kaufhaus ist ein Gewinn für den Stadtteil, wir sind dabei ein neues Zentrum zu schaffen.“ Auch er wünscht sich, dass es mit dem großen Areal Könecke-Coca-Cola bald vorangeht. „So dass man auch als Hastedter hier hingeht, in das Zentrum von Hemelingen.“
Auch Besucher aus anderen Stadtteilen waren gekommen, um bei der Eröffnung dabei zu sein, aber auch um nach dem ein oder anderen Schnäppchen zu schauen. Darunter war auch Ute Schadek aus dem Viertel. Sie habe zwar noch nichts gefunden, aber „ich denke schon, dass ich mal vorbeischauen werde, besonders das Café ist ja sehr einladend“. Besonders schön finde sie, dass hier Sachen, die eigentlich zu gut zum Wegschmeißen seien, wieder in den Kreislauf gebracht würden. Insgesamt meint sie, dass der Stadtteil interessanter wird.
Susanne Jung kommt aus Mahndorf. Sie kündigte an, künftig häufiger nach Hemelingen zu fahren. „Ich habe bisher den Weg gescheut, lange Zeit war es hier ja eher schmuddelig, aber ich habe bemerkt, dass hier in letzter Zeit etwas passiert.“ Dies erleichtere ihr den Weg. Schließlich gebe es ja auch immer noch ein gutes Schuhgeschäft und einen guten Optiker. Auch sie war früher häufiger Kundin bei Eisen-Werner. „Und ich wollte sehen, was sie draus gemacht haben, ob sie tatsächlich die Regale und die Einrichtung erhalten haben.“ Sie mahnte allerdings auch: „Damit das gelingen kann, müssen attraktive Dinge angeboten werden.“ Susanne Jung hatte aber auch schon was im Blick: eine alte Sammeltasse.
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