
In manchen Büroräumen stehen noch Kartons auf dem Boden, die ausgeräumt werden müssen. Auf dem Tisch eine Wanduhr, die noch angeschraubt werden muss. Die Jalousien in den Wohnungen des Übergangswohnheimes (ÜWH) an der Obervielander Straße sind auch noch nicht installiert. Und doch ist die Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt (Awo) bereits seit einigen Wochen in Betrieb.
Der erste Schwung an Geflüchteten, die dort einmal einziehen sollten, kam schon im April des vergangenen Jahres. Damals waren sie allerdings für den Anfang in Containern auf dem Gelände des Amtes für Straßen und Verkehr untergebracht, das sich hinter dem jetzigen Wohnheim-Neubau befindet. Im Juli konnten viele von ihnen dann in die festen Häuser auf dem früheren Bolzplatz umziehen, die einen Monat zuvor fertiggestellt worden waren. Auch Geflüchtete, die überwiegend aus der Erstaufnahmeeinrichtung in der Lindenstraße in Gröpelingen stammen, fanden dort eine neue Bleibe.
Wie viele Menschen gegenwärtig dort leben, ist nicht genau zu sagen. „Die Zahl ändert sich laufend durch neue Zuzüge, die Einrichtung wird nach und nach belegt“, erklärt ein Sprecher der Sozialsenatorin. Die Gesamtkapazität des ÜWH liegt bei bis zu 240 Plätzen. „In der Regel werden die Einrichtungen nicht voll belegt. Einerseits hängt das mit der Größe der Familien zusammen, andererseits soll Spielraum bleiben für den Fall, dass die Zugangszahlen wieder ansteigen“, heißt es weiter.
Die derzeitigen Bewohner der insgesamt 99 Appartements stammen meist aus Syrien, Irak, Ghana und aus Afghanistan und haben Asyl beantragt oder besitzen ein Visum für Deutschland. Überwiegend sind es Familien, die in den Räumlichkeiten untergebracht sind. Alleinstehende bilden in der Regel Wohngemeinschaften.
Die Wohnungen entsprechen gängigen Standards. „Gut für die Stimmung ist, dass jedes Appartement ein eigenes Bad und eine eigene Küche hat“, sagt die Leiterin der Einrichtung, Maral Elmi Sarabi. Sie kümmert sich zusammen mit acht Mitarbeitern – darunter Hausmeister, pädagogische Fachkräfte, ein Wohnraumberater und ab 1. September auch eine Kinderbetreuerin – um das Wohl der Bewohner. „Wir sind ein tolles Team“, meint Sarabi, die mit vielen ihrer Kollegen bereits in der ehemaligen Landesnotunterkunft in Woltmershausen zusammengearbeitet hat.
Hinzu kommt die personelle Unterstützung durch einige Ehrenamtliche, die sich einmal pro Woche um Hausaufgabenhilfe und Fahrradreparaturen kümmern. Außerdem gibt es ein regelmäßiges Bastelangebot in den Gemeinschaftsräumen und in sogenannten Freizeitkursen wird gemeinsames Kochen angeboten. „Unsere Bewohner engagieren sich auch bei den Deutsch- und Integrationskursen - unabhängig von ihrer Bleibeperspektive“, erklärt die Einrichtungsleiterin.
Sie sucht vor allem noch Hilfe bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren und bei den Schulkindern. Denn 60 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben mit ihren Familien oder Erziehungsberechtigten in der Obervielander Straße 43A ebenfalls eine neue Übergangsheimat gefunden. Ihnen steht auf dem Außengelände ein neuer Spielplatz samt Tischtennisplatte und Basketballkorb zur Verfügung. Der Rest des früheren Bolzplatzes soll noch hergerichtet werden, damit er für alle Huchtinger wieder bespielbar und von außen erreichbar wird.
„Hier könnte ein Ort der Begegnung entstehen“, hofft Elmi Sarabi, die zwischendurch immer gerne die Fragen mancher Anwohner über die Einrichtung beantwortet und sich auch über spontane Spenden wie Fahrräder oder ganz aktuell ein Planschbecken freuen würde. Eine Gelegenheit für alle, sich das Gelände näher anzusehen und die Menschen dort kennenzulernen, besteht am „Tag der offenen Tür“ am 24. August.
Bis dahin hofft Elmi Sarabi, dass die letzten baulichen Mängel, die durch Fremdfirmen zu verantworten seien, behoben werden. So soll unter anderem noch der hohe Bauzaun einer kleineren Variante weichen und die Einfahrt der Einrichtung fertiggestellt werden. „Huchting ist super zum Wohnen“, meint Sarabi, die selbst im Stadtteil aufgewachsen ist und iranische Wurzeln hat.
Sie verweist auf die Bushaltestelle und das Roland-Center in der Nähe, Schulen, Kindergärten, Ärzte, viel Grün und den Sodenmattsee nebenan. Doch allzu lange sollen die Neubewohner hier gar nicht bleiben, schließlich ist geplant, dass sie eigene Wohnungen außerhalb des ÜWH finden. Bei der Suche werden sie von einem Wohnraumberater der Awo unterstützt.
Unterstützung beim Zusammenleben soll es prinzipiell auch vom Beirat Huchting geben. Falko Bries (SPD) kennt die Bedenken mancher Alteingesessener, die beim Zuzug von Geflüchteten mit einer Zunahme an Kriminalität und anderen negativen Folgen rechnen. „Die Kritik gab es auch, als wir die unbegleiteten Jugendlichen im Landgrafen untergebracht hatten, aber das hat sich als haltlos erwiesen“, meint der Beiratssprecher und ergänzt, dass es auch eine große Neugier auf die neuen Huchtinger gebe, aber oftmals der Mut fehle, die Zugezogenen anzusprechen. Der „Tag der offenen Tür“ könne da vielleicht ein wenig helfen, die Berührungsängste abzubauen.
Zu nahe kommt hingegen das ÜWH nach Ansicht eines Ehepaares an ihr benachbartes Grundstück, das sie 2016 erworben haben, als es dort noch den Bolzplatz gab. Sie beklagen Licht- und Lärmemissionen und haben Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingelegt.
Der "Tag der offenen Tür" wird am Freitag, 24. August, von 15 bis 18 Uhr im Übergangswohnheim, Obervielander Straße, veranstaltet. Die Bewohner werden landesspezifische Speisen und Getränke anbieten, einige Tänze aufführen. Dazu lädt die Awo Nachbarn und Interessierte ein.
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