
Wohin nach der Schule? Diese Frage wird zur Zeit in Hemelingen diskutiert, denn ein Teil der bereits bestehenden Hortplätze fällt im Sommer weg, und der Ganztagsausbau der Grundschulen im Stadtteil stockt. Bisher konnten je 20 Schülerinnen und Schüler nach Schulschluss in der Glockenstraße in zwei Gruppen in der Kita an der Christernstraße und im Gemeindehaus der evangelischen Kirche betreut werden. Diese Hortgruppen sind allerdings ein Auslaufmodell. Hortkinder, so der Wunsch der Politik, sollen künftig am Nachmittag in den Ganztagsschulen betreut werden. Nur: Ein ausreichendes verlässliches Angebot gibt es in Hemelingen noch nicht.
Beispiel Grundschule Glockenstraße: Ursprünglich sollte die Ganztagsschule schon vor Jahren starten. 2011 allerdings zog das Bildungsressort die Grundschule am Osterhop überraschend vor – und das eineinhalb Jahre nach dem Beschluss der Bildungsdeputation, die Glockenstraße auszubauen. Der Grund: die hohen Kosten – zwischen zweineinhalb und drei Millionen Euro – für den nötigen Umbau in der Glockenstraße. Eineinhalb Jahre Planungen der damaligen Schulleitung, der Lehrer und Eltern waren obsolet. Damals nannte die Bildungsbehörde als alternativen Beginn einer gebundenen Ganztagsschule das Schuljahr 2017/2018. Auch dieser Termin ist inzwischen hinfällig. 2020 sollen die konkreten Planungen starten.
In Hemelingen ist einzig die Schule am Osterhop eine gebundene Ganztagsschule. Das bedeutet, dass alle Kinder bis zum Nachmittag betreut werden. Anders hingegen die offenen Ganztagsschulen in Arbergen und Mahndorf. Dort können Eltern wählen, ob ihre Kinder in den Nachmittag hinein betreut werden sollen. Die Plätze in der Nachmittagsbetreuung sind allerdings begrenzt. Zum kommenden Schuljahr startet außerdem die Schule an der Brinkmannstraße mit dem offenen Ganztagsbetrieb.
Christa Komar (Grüne), Sprecherin des Bildungsausschusses Hemelingen, bemängelt den fehlenden Informationsfluss von seiten der Behörde: "Man weiß gar nichts!" Dass der Hort schließen wird, sei bekannt gewesen und die Behörde sei immer wieder darauf hingewiesen worden. "Das ist sehr unbefriedigend, es geht um Kinder, die nach der Schule nicht mehr untergebracht werden können." Das Hortangebot sei in Hemelingen sehr wichtig. "Es gibt sonst kein Angebot, die anderen Schulen sind voll, die Nachmittagsbetreuung im Familienzentrum Mobile ist auch voll." Die Lösung könnten Container bringen. "Wir bestehen auf Mobilbauten, die aufgestellt werden."
Vorsichtige Entwarnung kommt dagegen von der evangelischen Kirche. Nur die Gruppe im Kita-Altbau werde im Sommer aufgelöst, sagt Fabian Heise, stellvertretener Kita-Leiter. Im alten Gemeindehaus, wo auch die Versöhnungsgemeinde vorübergehend für zwei Jahre einzieht, werden zusätzlich zu der dortigen Hortgruppe zehn weitere Plätze eingerichtet. Insgesamt fallen also nur zehn Plätze weg.
2020 wird mit dieser Übergangslösung Schluss ein, bestätigt Rainer Metze, Bezirkskoordinator der evangelischen Kirche. "Die Zuständigen in der Stadt wissen das seit Jahren, wir haben mehrmals informiert, aber ich befürchte, dass da nichts passiert." Der Kita-Altbau an der Christernstraße wird noch in diesem Jahr verkauft werden, das alte Gemeindehaus dann mit dem Auszug der Versöhnungsgemeinde. Rainer Metze sieht dringenden Bedarf für Kinder im Ortsteil. "Eigentlich bedarf es mehrerer heilpädagogischer Gruppen." Wenn Ganztagsschulen künftig diesen Bedarf decken sollen, dann müssten diese auch richtig ausgestattet werden.
Christa Komar hält den Ausbau der Ganztagsschulen für sinnvoll. "Insgesamt ist das sehr wichtig. Wir haben in Hemelingen überwiegend Kinder aus benachteiligten Familien, in denen den Kindern wenig geholfen werden kann." Ganztagsschulen seien daher nötig, damit Kinder überhaupt eine Chance bekämen. Aber: "Wenn eine Ganztagsschule kommt, dann muss auch der Inhalt stimmen." Nur eine Beschäftigung am Nachmittag – das reiche nicht, stößt sie in dasselbe Horn wie Rainer Metze. "Die Schulen müssen auch mit genügend Fachkräften ausgestattet sein."
Die Ausstattung mit Personalstunden, Sozialarbeitern und zusätzlichen Förderstunden basiert auf einer Einteilung der Schulen in sogenannte Sozialstufen, die sich wiederum ableiten aus Sozialindikatoren wie Arbeitslosigkeit und Anteil an Ausländern in einem Ortsteil.
"Zu den Sozialindikatoren nehmen wir aber noch weitere Kriterien wie die Ergebnisse des Sprachtests Cito", erklärt Anette Kemp, Pressesprecherin von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD). Aus den zusätzlichen Kriterien werde dann der Entlastungsbedarf, also zum Beispiel für zusätzliche Mathe- oder Sprachförderung, ermittelt.
Welche Sozialstufe die Schule in der Glockenstraße hat, ist nicht allgemein zugänglich. Klar ist aber, dass die Sozialindikatoren des Ortsteils zu den schlechtesten in Bremen gehören – und diese sind eigentlich vorwiegendes Kriterium beim Ausbau der Ganztagsschule. So steht es in einem Beschluss der Bildungsdeputation zum Ganztagsschulausbau zum Schuljahr 2016/2017. Eingeschränkt wird das allerdings durch die "bauliche Realisierbarkeit im Finanzrahmen." Letztlich ist es also nicht nur eine Frage des Bedarfs, sondern auch des Geldes.
Antworten auf die drängenden Fragen zur Kinderbetreuung im Stadtteil erhoffen sich die Hemelinger am Donnerstag, 26. April, 17 Uhr, während der "Planungskonferenz Kita" im Ortsamt Hemelingen, Godehardstraße 19.
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