
„Es kann gebaut werden“ – so lautet aus Sicht der Veranstalter das erfreuliche Fazit des dritten Treffens „Zukunft Rennbahnquartier“ Ende vergangener Woche. Ins Feld geführt wurden dafür die vorläufigen Fachgutachten aus den Bereichen Boden, Flora und Fauna, Entwässerung und Verkehr. Deutlich skeptischer beurteilten das in der Diskussion an diesem Abend jedoch die etwa 250 erschienenen Anwohner. Sie waren auf Einladung des Bauressorts, des Wirtschaftsressorts sowie der Wirtschaftsförderung Bremen zum Gelände der Galopprennbahn gekommen. Dort sollten sich alle Interessierten durch einige öffentliche Führungen ein Bild von der künftigen Nutzung machen.
Die Sorge der Anwohner etwa über die hohen Grundwasserstände in den umliegenden Wohngebieten standen dabei im Vordergrund. Denn durch die geplante Bebauung könnte sich die Situation noch deutlich verschlimmern, so die Befürchtung. „Wir saufen dann ab“, sagte eine Bewohnerin eines unterkellerten Hauses, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, im Hinblick auf immer häufiger vorkommende extreme Niederschläge. Auch wenn das wasserwirtschaftliche Gutachten ein Ansteigen des Grundwasser ausschließt: Die Sorge bleibt. Zumal das Entwässerungssystem bei Starkregen bisher noch nicht geprüft wurde. Die Entwässerung des Areals erfolge größtenteils über den Vahrer See heißt es in der wasserwirtschaftlichen Untersuchung. Derzeit werde geprüft, wie das Entwässerungssystem im Falle einer Bebauung umgestaltet werden müsste. Das Ziel sind dabei laut Gutachter ein gleichbleibender Abfluss und konstanter Grundwasserpegel.
Ein weiteres Sorgenkind ist aus Sicht der Anwohner der Verkehr rund um das Rennbahngelände. Insbesondere durch zahlreiche LKWs auf der Ludwig-Roselius-Allee entstehe Lärm. Sie befürchten eine zusätzliche Belastung durch das neue Wohnquartier, einige sprachen von einem drohenden „Verkehrsinfarkt“. Die aktuelle Situation könne man im Rahmen des Bebauungsprojektes nicht verbessern, heißt es dazu von den Verkehrsgutachtern. Im neuen Quartier solle es jedoch so wenig Autoverkehr wie möglich geben. Allerdings hat die Analyse der Verkehrssituation erst vor gut zwei Wochen begonnen. Auf Grundlage der aktuellen Verhältnisse will man dabei verschiedene Entwicklungsszenarien für die gesamte Infrastruktur des Rennbahnquartiers entwickeln. Im Fokus stehen nach Angaben des zuständigen Planungsbüros dabei die Erschließung des Areals für Fußgänger und Fahrradfahrer.
Ein dritter Aspekt: Die Untersuchung der Bodenbeschaffenheit. Dabei habe man verhältnismäßig gute Voraussetzungen für eine Bebauung vorgefunden, heißt es von der zuständigen Beraterfirma. Demnach gibt es entgegen bisheriger Annahmen keine Altlasten im Boden. Ein weiteres, ökologisches Gutachten fand zwar mehrere geschützte Tier- und Baumarten auf dem gut 36 Hektar großen Areal, darunter aber bislang keine gefährdeten Arten, die eine Bebauung verhinderten. Allerdings sprachen sich die Gutachter für die Erhaltung bestimmter, ökologisch wertvoller Bereiche des Geländes aus. Das ging einigen Anwohnern indes nicht weit genug. Sie beurteilten nach wie vor die Rennbahn sowie den Golfplatz in ihrer ursprünglichen Funktion als erhaltenswert und und betonten noch einmal die große Bedeutung des Geländes für das Viertel.
Doch dieses Rennen ist aus Sicht der Planer längst gelaufen. Sie warten jetzt auf die endgültigen Ergebnisse aller Gutachten, die bis Ende des Jahres vorliegen sollen. Sie zeigten sich aber offen für Ideen und Anregungen für die zukünftige Gestaltung des Rennbahngeländes. So auch bei der Besichtigung des Areals zu Fuß oder mit dem Fahrrad, an der etwa 250 Interessierte teilnahmen.
Ein Rundgang beschäftigte sich mit der Schnittstelle Südwest, dem Bereich, in dem sich unter anderem das Atlantic Hotel und die Tribüne befinden. Letztere stehe zwar nicht unter Denkmalschutz, solle aber dennoch möglichst erhalten und in die Bebauungspläne integriert werden. Denkbar sei etwa eine Nutzung für Sport oder Kultur. Eine zweite Tour nahm die Dimensionen des Quartiers in den Blick. Das mündete in eine umfangreiche Wunschliste: Die Natur sollte erhalten, gleichwohl aber Ziele in der Umgebung besser verbunden werden. Dazu sollten sich außerdem vielseitige Freizeitangebote gesellen sowie weitgehende Barrierefreiheit. Als weitere wichtige Planungsschwerpunkte wurden Schulen und Kindergärten, Einzelhandel und Gewerbe, Mobilität und Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel, Grünflächen und Gewässer sowie Klima und Energie genannt.
Die Ergebnisse aus den Gutachten und die Ideen aus den bisher drei Beteiligungsterminen werden jetzt in eine Machbarkeitsstudie einfließen, die ein neues Quartier zum Wohnen, Leben und Arbeiten skizziert, heißt es vom zuständigen Stadtplanungsbüro BPW. Im November können Anwohner und Interessierte bei einer Ideenwerkstatt dann erneut Vorschläge machen, wie das Rennbahngelände künftig aussehen soll. Man wolle das Konzept mit den Bürgern gemeinsam erarbeiten und einen Mehrwert für alle schaffen, heißt es von den Veranstaltern.
Die Bebauung des seit 1875 für den Pferdesport genutzten Geländes, das sich im Besitz der Stadt Bremen befindet, war 2016 von der zuständigen Deputation beschlossen worden. Beginn der Bauarbeiten ist voraussichtlich im Jahr 2020.
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