
Und da kommen bereits 25 Personen zusammen, darunter die beiden Töchter, vier Enkelkinder und die zweijährige Urenkelin. „Eine kleine Runde“, winkt Günter Tonne ab mit Blick auf die goldene Hochzeit, die sie vor zehn Jahren mit 127 Gästen gefeiert haben. Eigentlich hätten sie den Ball flach halten wollen und auch gar nicht in die Zeitung gewollt – das sei eine Überraschungsidee ihrer Tochter gewesen. „Das ist nicht so unsere Sache. Auch das mit dem Fotografieren nicht“, betonen beide immer wieder. „Aber es ist schon verrückt, wenn man in so einem Gespräch die 60 Jahre Revue passieren lässt“, freut sich das Paar dann doch.
Alles fing beim sonntäglichen Tanztee im Borgfelder Landhaus an. Im Herbst 1953. Beide waren damals 18 Jahre jung. „Ich weiß noch genau, wie sie damals mit einer Freundin den Saal betreten hat“, erinnert sich Günter Tonne. Auch er sei mit einem Freund dort gewesen. Sofort seien sie sich einig gewesen: „Er wollte die Blonde auffordern, ich die Dunkelhaarige.“ Bei Greetlies und Günter Tonne funkte es sofort. „Von dem Tag an waren wir immer zusammen“, erzählt sie und wirft ihm lächelnd einen Seitenblick zu. „Ich war sehr besitzergreifend“, gesteht er und muss lachen. Nach zwei Jahren folgte die Verlobung, weitere zwei Jahre später die Hochzeit.
Greetlies Tonne, geborene Küsel, hat bis 1949 in Posthausen gelebt, ihr Mann kam 1948 aus Rostock nach Bremen. Beide lebten damals in Hastedt. Während er es bei der Berufsfeuerwehr bis zum Brandamtsrat brachte, hielt sie ihm den Rücken frei, kümmerte sich um den Haushalt und die Kinder.
Später genossen sie 22 Jahre das Leben auf ihrem Anwesen in Bruchhausen-Vilsen. Etwas wehmütig blättern beide in einem Fotoalbum, das Bilder von ihrem damaligen Haus zeigt, ein reetgedecktes Gebäude mit einem traumhaften 2000 Quadratmeter großen Garten. Auch Fotos der Berner Sennenhunde Bacchus und Buddy gehören dazu. Doch die Arbeit wurde Tonnes mit zunehmendem Alter zu viel. Seit 2014 lebt das Paar in einer schönen, lichtdurchfluteten Wohnung in Arbergen.
Natürlich habe es wie in jeder Ehe auch mal Meinungsverschiedenheiten gegeben, erzählen Tonnes. Aber eine Trennung? Beide schütteln fast entsetzt den Kopf. Das sei in den 60 gemeinsamen Jahren niemals für sie infrage gekommen. „Manchmal sagt der eine: ,Der Mond geht auf'. Und der andere sagt: ,Der Mond geht unter'. Das ist doch ganz normal“, zuckt Günter Tonne mit den Schultern. Schmollen, maulen, schweigen, das gebe es bei ihnen nicht. Irgendeiner schnacke dann etwas, und dann sei es wieder gut.
Zu stark ist das Band der Gemeinsamkeiten. Der Sport, die Liebe zur Natur, das Reisen – ihre Leidenschaften verbinden sie, ob Tanz, Wanderungen durch Weingebiete oder das große ehrenamtliche Engagement im Arberger Tennisverein Rot-Weiß. Mit dem Eintrittsjahr 1949 sei er das langjährigste Mitglied im Verein, sagt Günter Tonne stolz. Auch heute noch schwingen die beiden 82-Jährigen regelmäßig den Tennisschläger. „Sport war immer ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens“, erklären beide. Die sportlichen Leistungen kommen noch nach Jahrzehnten auf den Tisch. „Hättest du damals nicht den Ball ins Aus geschlagen, hätten wir Erste werden können“, erinnert sie an ein Match vor 40 Jahren, streicht ihm dabei aber versöhnlich über den Arm. Auch Günter Tonne vergisst nicht: „Sie konnte 4,30 Meter weit springen, ich nur 3,80 Meter.“
Weite Sprünge machen sie heute nicht mehr, dafür weite Reisen. Bereits früher fuhren sie mit den Kindern auf die Campingplätze Frankreichs und Italiens. Im Alter von 50 Jahren radelte das Paar mal vom Bodensee nach Bremen, mal von Glücksstadt nach Bremen. Vergangenes Jahr liehen sie sich ein Wohnmobil und starteten eine vierwöchige Tour durch Südeuropa. Barcelona, Monaco, St. Tropez, Venedig, Asti, insgesamt 6349 Kilometer zeigte der Tacho am Ende an. „Erst auf der Rückfahrt habe ich gezittert und gedacht: Mein Gott, was war das nur für eine Tour“, erzählt Greetlies Tonne. Doch die Vorfreude auf die nächste Reise überwiegt. Im Frühjahr geht es für zwei Wochen nach Madeira.
Das Geheimnis ihrer Fitness, außer dem Sport: ausreichend Schlaf, keine Zigaretten, nur ab und an mal ein Glas Rotwein. Dennoch erwischte es Günter Tonne vor drei Jahren gesundheitlich. Eine Herzoperation, bei der vier Bypässe eingesetzt wurden, warf ihn für einige Zeit aus der Bahn. Doch das Ehepaar strahlt Zuversicht aus. „Mir hat eine Wahrsagerin mal gesagt, dass ich 93 Jahre alt werde“, berichtet Günter Tonne schmunzelnd. „Da glaube ich jetzt fest dran.“ Seine Frau legt lachend ihren Kopf auf seine Schulter: „Das schaffen wir mindestens.“
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