
Die Feuerwehrjacke geht Liam fast bis in die Kniekehlen. Und mollig warm ist sie. Bei den sommerlichen Temperaturen bekommt der Zehnjährige schnell einen roten Kopf, obwohl er den Schlauch des Feuerlöschers nur wenige Sekunden auf die Gasflamme hält.
Doch den Ernstfall erproben, und das in originaler Berufskleidung, das wollten am Sonntag etliche Besucher beim „Feuerwehr live“-Fest der Freiwilligen Feuerwehr Osterholz auf der Zirkuswiese an der Osterholzer Heerstraße. Diese hatte ein vielseitiges Programm zu bieten. Mit zwei Löschfahrzeugen (LF 10 und LF 20) erfüllte sie Kinderträume, einmal in einem echten Feuerwehrauto sitzen zu können. Die Fahrerkabinen waren immer gut rappelvoll.
Auch der zweieinhalbjährige Falk machte ein verantwortungsvolles Gesicht als er im Rettungsboot das Innenleben inspizierte. „Er liebt alles, was mit Feuerwehr zu tun hat“, erzählte sein Vater und zeigte auf die roten Feuerwehrmann-Sam-Socken seines Sohnes.
Nicht jeder dagegen traute sich in das Rauchzelt. Obwohl dort nur gefahrloser Diskonebel echten Qualm simulierte, hatte so manch ein Besucher Manschetten davor, sich die Fluchtretter-Brille aufzusetzen und hindurch zu gehen.
Doch das sei nahe der Realität, bezeugt Wehrführer Reiner Berlips und erläutert den Sinn der Übung. Nur knappe zehn Atemzüge blieben einem Menschen, der im Feuer dem Rauch ausgesetzt sei. Dann werde es für ihn, auch wenn er sich auf dem Boden aufhielte, wo der Qualm nicht so dicht ist, lebensbedrohlich. Bei einem Einsatz habe sogar einmal ein Hund gerettet werden können, dem eine Atemmaske das Leben gerettet habe.
Berlips freut sich über den großen Andrang beim ersten Feuerwehrfest der Osterholzer Truppe. Dies sei nicht nur eine gute Möglichkeit, Präsenz zu zeigen und die Aufgaben der Feuerwehr bewusst zu machen, sondern biete gleichzeitig ein Forum, um neue Mitglieder zu werben.
25 Aktive, darunter drei Frauen, zählt die Wehr zurzeit. Zehn weitere Mitglieder wären als Verstärkung willkommen, sagt Berlips. Durch Wegzüge sei die Truppe aktuell etwas ausgedünnt. Der Vorteil derzeit jedoch sei, dass die Gruppe sehr jung ist. Mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren seien die Fitnesstests kein Problem und die Truppe habe viel Spaß. Dass im Ernstfall alle ihren Job gut machen, haben die Einsatzkräfte erst jüngst beim Großbrand in Hemelingen auf dem ehemaligen Könecke-Gelände unter Beweis gestellt. Von 18 bis 2 Uhr hat die Feuerwehr Osterholz die Löscharbeiten unterstützt. Da auf dem Rückweg noch zwei Müllcontainer zu löschen waren, kamen die Letzten erst um 4.30 Uhr nach Hause. „Das war einfach ein Katastrophentag“, erinnert sich Berlips und zuckt mit den Schultern. Doch genau das sei auch das Reizvolle an der Arbeit bei der Feuerwehr, ständig flexibel sein zu müssen. Wann es wohin geht, wisse man nie vorher. Nur dass sie gebraucht würden. Auf 45 Einsätze kam die Feuerwehr Osterholz im vergangenen Jahr. 2019 waren es bislang 29.
Wie schnell sich ein Brand entfachen kann, demonstrierten Feuerwehrmänner auf einem mit Absperrbändern abgeteilten Areal der Wiese. Einige „Ahs“ und „Ohs“ ertönten bei den Vorführungen. Wie hoch die Flamme schießt, wenn man Wasser auf nur eine kleine Menge Öl gibt, war vielen nicht bewusst. Beim Verbrennen einer Dose musste auch Tom Dostmann staunen, der eigentlich für seinen zweieinhalbjährigen Sohn Theo aus Huchting zum Fest gekommen war. „Ich hätte nie gedacht, dass das so eine Explosion ergibt“, zeigte sich der Vater sichtlich beeindruckt, während Theo nicht aus dem Rettungsboot zu bekommen war.
Auch Liam musste zugeben, wie spannend für das Löschen der Flamme für ihn gewesen ist. Doch Feuerwehrmann? Nein, das sei nichts für ihn, meinte er, während er sich aus der Schutzkleidung schälte. Auch wenn der Opa, ein guter Freund der Familie und selbst die Oma Mitglieder bei Freiwilligen Feuerwehren waren. „Das ist mir hier alles zu viel Rauch“, sagt er.
Dabei freue man sich beim Standort Osterholz sehr über Verstärkung im Jugendbereich, bekräftigt Chris Lorau, der den Nachwuchs betreut und neben der Ausbildung ein breitgefächertes Programm zu bieten hat. Ob Zeltlager, Ausflüge in den Heidepark oder auch mal eine Übernachtung im Gerätehaus – der Spaß habe bei der Ausbildung einen hohen Stellenwert, unterstreicht er. Dass eine Mitgliedschaft nicht an den Kosten scheitern muss, beweist der geringe Betrag von zehn Euro pro Jahr.
Jeder, der Interesse hat, kann sich unverbindlich aufmachen zu einem der Treffen. Jeden zweiten und vierten Montag im Monat kommen die Nachwuchs-Feuerwehrleute um 17.45 Uhr zusammen. Wer zwischen 10 und 17 Jahre alt ist und mitmachen möchte, kann mit einer erwachsenen Begleitperson vorbeikommen und sich über die Aktivitäten der Jugendfeuerwehr informieren. Fragen werden auch via Internet unter info@ffosterholz.de beantwortet.
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