
Der Weg zu mehr Klimaschutz führt in der Vahr erst einmal zu weniger Baumgrün. Für den geplanten Bau der Fernwärmetrasse vom Hochschulring zum Heizkraftwerk in der Vahr fallen in der Richard-Boljahn-Allee mindestens 57 Bäume der Kettensäge zum Opfer. In der Sitzung des Beirats Vahr haben die Lokalpolitiker nach Wegen gesucht, mehr Ersatzpflanzungen im Stadtteil zu ermöglichen.
Betroffen ist vor allem der südliche Bereich der Richard-Boljahn-Allee. Dort soll künftig die Fernwärmetrasse liegen, die am Heizkraftwerk an der Emil-Sommer-Straße die Verbindung zwischen Horn-Lehe und der Vahr schließt. Die Leitung soll künftig 140 Grad heißes Wasser in die Vahr transportieren. Rund 60 Millionen Euro Baukosten kalkuliert die SWB-Tochter Wesernetz, die für das Leitungssystem in Bremen zuständig ist, für die Trasse. Der Bau wird deswegen notwendig, weil in den kommenden Jahren die SWB aus der Kohleverstromung aussteigt und das Kraftwerk am Hastedter Hafen abschalten wird. Am Hastedter Werk hängt aber das Fernwärmesystem für die Vahr und Hastedt. Künftig soll mehr Warmwasser am Müllheizkraftwerk in Findorff aufgekocht werden und vom Leitungspunkt in Höhe des Hochschulrings in die Vahr gepumpt werden. Rund 100.000 Tonnen klimaschädliches Kohlenstoffdioxid sollen nach Angaben der SWB jährlich eingespart werden.
Der Routenverlauf quer durch die Stadt war von Anfang an umstritten. So sollte die Route in Schwachhausen durch die Kulenkampf-Allee führen. Die von den Beiräten Schwachhausen und der Vahr favorisierte Route führte an der A 27 entlang und dann über die Richard-Boljahn-Allee zum Heizkraftwerk in der Vahr. Diese Alternative erwies sich letztlich nicht als so wirtschaftlich wie die direkte Route durch die beiden Stadtteile. Der Preis für die Vahr: Mindestens 57 Bäume müssen gefällt werden.
Eine grundsätzliche Ablehnung für das Projekt gibt es im Beirat deswegen allerdings nicht. Vielmehr zeigte sich in der Sitzung des Gremiums, dass der Beirat mit der SWB und Wesernetz nach geeigneten Standorten für die vorgeschriebenen Ersatzpflanzungen sucht. Nach derzeitigem Stand müssen für die Fällaktion als Kompensation 70 Bäume neu gepflanzt werden. Tatsächlich haben sich die Beiratsmitglieder auf eigene Faust auf den Weg machen müssen, um mögliche Standorte zu identifizieren, denn ursprünglich war gar keine Ersatzpflanzung im Stadtteil geplant. Auf diese Weise konnten 20 mögliche Stellen für neue Bäume in der Vahr gefunden werden.
Dem Beirat ist das allerdings nicht genug. „Wenn wir nur 20 Bäume als Kompensation bekommen, halte ich das für zu wenig“, sagte Beiratssprecher Bernd Siegel (SPD). „Ich denke, es ist nötig, dass man die vorgeschlagenen Standorte noch einmal überprüft, und ob auch mehrere Bäume an einen Standort gepflanzt werden können.“
Der Blick der Stadtteilpolitiker ging auch, derzeit virtuell, zur Gewoba. Die Wohnungsbaugesellschaft ist Eigentümerin großer Grundstücksflächen in der Vahr. Petra Kurzhöfer, bei der Gewoba für die Vahr zuständig, wollte nicht zu viel Hoffnung machen. „Im Einzelfall kann man das überprüfen lassen.“ Sie schätzte vorsichtig, dass auf den Gewoba-Flächen eine Handvoll gepflanzt werden könnten.
In seinem einstimmigen Beschluss begrüßt der Beirat Vahr den Ausbau der Fernwärme, fordert aber die Einrichtung eines Umweltfonds für jeden betroffenen Stadtteil in Höhe von mindestens 200.000 Euro. Mit diesem Fonds sollen stadtteilbezogene Umweltmaßnahmen finanziert werden. „Wir halten das für eine realistische Größe“, so Oliver Saake (Grüne). Parallel zu den Bauarbeiten solle außerdem nach weiteren Standorten für Bäume gesucht werden und Fuß- und Radwege nach den Bauarbeiten so gestaltet werden, dass sie den aktuellen Anforderungen entsprächen.
Bis zum 3. Februar können Anwohner und die sogenannten Träger öffentlicher Belange Einwendungen und Stellungnahmen zu dem Großprojekt bei der Planfeststellungsbehörde einreichen. Darauf folgt ein Erörterungstermin, bei dem die Einwände besprochen werden. Dem schließt sich der Planfeststellungsbeschluss an, der zwei Wochen öffentlich ausliegt. Mit diesem Verwaltungsakt ist das Planfeststellungsverfahren beendet.
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