
Das rote Vorlesemobil für eingewanderte und eingeborene Bremerinnen und Bremer rollte jüngst wieder durch die Stadt. Dieses Mal machte es Station im Park zwischen Klinikum Bremen-Ost und Kulturambulanz. „Umsonst und draußen lesen“ lautet das Motto zum Start der dritten Tour des multikulturellen Begegnungsprojekts „Das reisende Vorlesesofa“ von Annette Wagner. Die Journalistin und Entwicklerin sozialpolitischer Projekte liebt es, vorgelesen zu bekommen. Deshalb bietet sie dem Publikum wieder an schönen Orten in Bremen zweisprachige Lieblingsgeschichten von nach Bremen eingewanderten Menschen. Aus Eritrea und der Türkei kamen die Geschichten, im Schatten unter den Bäumen vor der Galerie im Park vorgetragen in der jeweiligen Heimatsprache und auf Deutsch.
Annette Wagner freute sich darüber, dass es nunmehr bereits die 25. Lesung in der Serie sei. Das ehrenamtliche Projektteam beschäftige sich immer wieder mit der Frage: In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Die Aktion wurde übrigens 2016 von der Bundeszentrale für politische Bildung im Rahmen des Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet und hat sich aktuell beworben für den Deutschen Nachbarschaftspreis 2018.
„Die Lesungen sollen zum Nachdenken anregen über unsere Motivation und die Wirksamkeit gegenseitiger Verständigung“, betonte Moderatorin Heike Freese und begrüßte das Publikum. Auf Bänken und Sitzkissen vor dem Sofa waren zahlreiche interessierte Zuhörer eingetroffen. Es waren Besucher und Patienten aus dem Klinikum, neugierige Park-Spaziergänger und Bewohner vom benachbarten Stiftungsdorf Ellener Hof der Bremer Heimstiftung.
Die erste Lieblingsgeschichte mit dem Titel "Der Frosch" aus der Türkei wurde zeitgemäß von praktischen E-Book-Readern abgelesen. Die Vorlesegeschichte ist eine Kindheitserinnerung von Elan Özdemir, die gerade im Klinikum Bremen-Ost ein Freiwilliges Soziales Jahr leistet Die junge Türkin hatte sich mit Sandra Horch, Leiterin der Rehabilitation-Station 81, auf dem roten Sofa zusammengefunden. In kurzen Abschnitten trugen die beiden abwechselnd auf Deutsch und Türkisch eine lustige Erzählung vor, in der sich die Pflanzen mit Namen Basilikum, Rosmarin und Stiefmütterchen darüber wundern, warum der Frosch in ihrer Nachbarschaft so große Zähne im Maul hat und gar nicht richtig springen kann.
Am Ende erkennen sie, dass es gar kein Frosch ist, sondern ein ausgewachsenes Nilpferd. An dieser Fabel hatten auch die Kinder ihren Spaß, die vom Zeltlager der Sommerferienbetreuung im Park am Klinikum herübergekommen waren.
Das zweite Vorlese-Duo hatte sich ebenso im Klinikum sowie durch Initiativen in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe kennengelernt. Rebecca Aleff arbeitet als Krankenpflegerin auch auf der Station 81 und Ghebrengus Kiflit hat dort kürzlich ein Praktikum in der Pflege gemacht. Im Herbst wird der junge Nordafrikaner aus Eritrea, dem Staat zwischen Äthiopien und Sudan, eine Ausbildung zum Gesundheits-und Krankenpfleger beginnen.
Die Geschichte "Der Fisch und der Affe" las die Krankenschwester von einem Manuskript auf Deutsch vor und Ghebrengus Kiflit hatte alles auf Tigrinya, der Heimatsprache in Eritrea, in seinem Heft von Hand aufgeschrieben, um daraus zu lesen. Die beiden präsentierten nach viel Beifall noch eine zweite Lieblingsgeschichte.
Zu dieser Freitagslesung hatte Annette Wagner zudem eine besondere, große Weltkarte auf dem Rasen ausgelegt. Es handelte dabei sich um die Darstellung des Bremer Historikers und Kartografen Arno Peters, der das übliche auf Europa konzentrierte Bild von der Erde im Jahr 1989 korrigierte.
Damit sorgte er für eine andere Wahrnehmung der Perspektiven: „Hier ist der Südpol oben, der Nordpol unten – und die Länder sind in realen Flächengrößen abgebildet“, erklärte Annette Wagner. „Jenes Europa, das derzeit die Welt so auf den Kopf stellt, sieht da plötzlich sehr klein aus.“ Nach dem sommerlichen Intermezzo im Bremer Osten zieht das brückenbauende Vorleseprojekt nun durch andere Stadtteile. Weitere Termine sind unter www.liesmirvor.net zu finden.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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