
Das Interesse im Stadtteil für die Elektromobilität ist da: In der Sitzung des Beirates Hemelingen haben die Zuschauer und Beiratsmitglieder viele Fragen an den Vertreter des Energieversorgers SWB gehabt. Deutlich ist allerdings geworden, dass der Umstieg auf das Elektroauto mit vielen Hürden verbunden ist.
Ganz neu ist die Ladestation in der Godehardstraße auf dem Parkplatz des Kubikos genau gegenüber vom Bürgerhaus Hemelingen. Vor einer Woche haben dort Arbeiter die E-Ladesäule installiert. „Dazu kommt noch eine Ladesäule in der Europaallee und eine in der Kronberger Straße, eine Zusammenarbeit mit der Gewoba“, zählte Fred Jackisch von der SWB auf. Der Konzern möchte zukünftig mit Partnern die Ladeinfrastruktur ausbauen. Fred Jackisch nannte hier vor allem die Wohnungsbauunternehmen, aber auch Immobilienbesitzer mit Tiefgaragenplätzen.
Insgesamt gibt es in Hemelingen damit nun drei Standorte der SWB, an denen Elektroautos im öffentlichen Raum an die Steckdose gehängt werden können. Zu den SWB-Ladesäulen kämen dann noch sogenannte Schnellladesäulen bei Kaufland, beim Rewe-Supermarkt in der Hannoverschen Straße und in der Europaallee, die von anderen Anbietern betrieben würden.
Die Kosten an den Ladestationen sind im Vergleich zum Preis für den Hausstrom hoch. Zwischen 40 und 60 Cent pro Kilowattstunde bezifferte Fred Jackisch den Obolus. Mit Kilowattstunden wird die Kapazität, quasi das Äquivalent der Tankgröße bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, der Elektroautos gemessen. Die Ladedauer lässt sich dann einfach berechnen. Bei einem Ladestrom von gängigen elf Kilowattstunden an einer Ladesäule wäre ein Auto mit einer Akku-Kapazität von 40 Kilowattstunden also nach etwas weniger als vier Stunden vollgeladen.
„Der Preis ist deutlich über dem Hausstrom, aber sie müssen auch bedenken, dass es sehr teuer ist, die Ladestationen aufzustellen.“ Auf 10.000 bis 12.000 Euro bezifferte Fred Jackisch die Kosten für die Installation einer Säule.
Der potenzielle Markt allerdings wachse. Bis 2023 rechnet die SWB mit etwa 6000 Elektrofahrzeugen in Bremen, die zwischendurch an den Ladesäulen einen Schluck aus dem Stromnetz nehmen können. Denn darum geht es bei den Ladesäulen: ums Nachtanken. „Die öffentlichen Ladestationen sind eher für das Nachtanken für unterwegs. Für zu Hause ist eine Wallbox sinnvoller, wo das Fahrzeug in der Regel über Nacht geladen wird“, erklärte Fred Jackisch. Eine normale Steckdose reiche vor allem wegen der Dauer des Ladevorgangs nicht aus. Damit kam er auch zum Kern des Problems beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. „Sie brauchen eine Garage oder einen Carport für die Wallbox. Wir haben in Bremen aber nur wenige Eigentumshäuser mit Garagen.“ Eine Wallbox – etwa: Wandladegerät – liefert den notwendigen stärkeren Strom für das Laden der Autoakkus.
Ein Mann wollten wissen, ob der Ladestrom nicht von den Laternen direkt an der Straße abgezapft werden könne. „Das haben wir schon ausprobiert am Recyclinghof in Oslebshausen“, antwortete Fred Jackisch. Die Leistung reiche allerdings nicht aus. „Außerdem müssten Kabel über den Fußweg gehen und die Laternen sind mit Dimmschaltern ausgerüstet.“ Die SWB habe das geprüft, aber dann das Projekt beerdigt.
Beiratsmitglied Carsten Koczwara (Die Partei) fragte, ob es schon Tests mit induktiven Ladetechniken gäbe. Induktive Ladetechniken kommen ohne Kabel aus, allerdings gibt es dafür technische und bauliche Hürden. Zum Laden werden beispielsweise elektrische Spulen in Parkplätzen eingebaut und so das Auto beim Parken geladen.
„Das Thema kommt immer wieder auf den Tisch, aber wenn man sich überlegt, wie lange die Hersteller gebraucht haben, sich auf einen Stecker zu einigen, muss man sich überlegen, wie lange sie brauchen würden, sich auf eine einheitliche Bauweise bei ihren Autos zu einigen“, sagte Fred Jackisch. Sein Fazit: Diese Ladetechnik sei auf lange Zeit nicht absehbar.
Beiratsmitglied Ralf Bohr (Grüne) wollte wissen, welche Leistung eine Wallbox für den Privatgebrauch haben muss und wie die Ladeinfrastruktur in dicht bebauten Straßen aufgebaut werden kann und ob dafür überhaupt die Netzkapazitäten ausreichten. „Zu Hause hat man in der Regel lange Standzeiten über Nacht, da reicht im Grunde eine Wallbox mit geringer Leistung. Da lohnt sich eine große Leistung in der Regel nicht, denn auch mit weniger Leistung kriegen sie das Auto über Nacht voll“, so Fred Jackisch. Die vorhandenen Stromnetze hingegen würden auch für die kommenden Jahre ausreichen. „Danach muss man schauen, ob man sie zum Beispiel mit neuen Transformatoren ausbaut.“
Dennoch bleibt das Kernproblem: Wo gibt es überhaupt die Möglichkeit, Ladesäulen an der Straße zu installieren? Fred Jackisch: „Es sieht sehr, sehr schwierig aus mit der Infrastruktur im öffentlichen Raum.“ Standorte zu finden sei eine Herausforderung. Beiratsmitglied Christian Meyer (CDU) wollte wissen, ob die Stadt den Ausbau fördere. „Ganz im Gegenteil, wir zahlen noch drauf für die Standorte“, antwortete Jackisch. Bremen setze auf Carsharing, wolle die Innenstadt bis 2030 autofrei haben. „Von der Seite ist es schwierig und es gibt auch keine Förderung“, so Fred Jackisch über die aus seiner Sicht fehlende Unterstützung durch die Bremer Politik.
Ortsamtsleiter Jörn Hermening konnte ergänzen: „Wir haben bei der Stadt nachgefragt: es gibt keine Strategie im Ausbau der Ladeinfrastruktur in Bremen.“ Er gehe aber davon aus, dass das Thema im Beirat zukünftig häufiger aufgegriffen werde. „Die Bundesregierung hat dazu ja auch ein Förderprogramm beschlossen.“
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