
Es dröhnt und kracht in Hemelingen. Die Autobahn, die Bahntrassen, aber auch Fluglärm und störender Krach aus den Gewerbegebieten rauben vielen Hemelingern nachts den Schlaf. In seiner Stellungnahme zum neuen Lärmaktionsplan der Stadt Bremen hat der Umweltausschuss Hemelingen einstimmig konkrete Forderungen gestellt. Insbesondere die Auto- und die Bahnlinien im Stadtteil haben die Ausschussmitglieder im Sinn.
Ziel eines Lärmaktionsplanes ist es, den Umgebungslärm zu mindern. Die Datengrundlage dafür liefern sogenannte Lärmkartierungen. Damit setzt Bremen um, was 2002 das Europäische Parlament und der Europäische Rat als Richtlinie auf den Weg gebracht hatten. Mögliche Maßnahmen sind zum Beispiel: Geschwindigkeitsreduzierungen, Umleitungen des Schwerlastverkehrs oder auch ein besserer Straßenbelag.
Inzwischen ist der Lärmaktionsplan der Stadt Bremen knapp sechs Jahre alt. Eine Auswertung wurde im Oktober dieses Jahres vorgestellt und derzeit wird an einer aktualisierten Fassung des Plans auf Grundlage der Daten aus einer Lärmkartierung von 2017 gearbeitet. Im Zuge der Neufassung werden auch die Beiräte mit einbezogen. Im Ausschuss stellte Stellan Teply aus dem Umweltressort das Ergebnis der Auswertung der bisherigen Maßnahmen vor. „Wir haben festgestellt, dass wir trotz vieler Neubauten eine gleichbleibende Zahl von Betroffenen haben. In einigen Bereichen haben wir eine rückläufige Entwicklung bei der Zahl der Betroffenen.“ Will heißen: Etwas weniger Menschen als zuvor sind in Bremen von Lärm betroffen.
„Einige Maßnahmen aus dem alten Aktionsplan sind allerdings noch offen, weil zum Beispiel die Mittel nicht da waren“, so Teply. Die noch nicht umgesetzten Maßnahmen sollen daher im neuen Aktionsplan wieder aufgegriffen werden, darunter vor allem eine Lärm-Sanierung an der Straße Lange Reihe und Steffensweg in Walle. „Nichtsdestotrotz haben wir neue Maßnahmen aufgenommen, wie den Lückenschluss des Lärmschutz an Bahnlinien“, so Teply. Aktuell seien Erschütterungsmessungen an der Stolzenauer Straße geplant. „Das könnte zusätzlich noch abgedeckt werden zum Lärmschutz der Bahn.“
Seit Jahren kämpfen die Anwohner der Stolzenauer Straße für einen besseren Lärmschutz an der Bahntrasse. Tatsächlich wird die Deutsche Bahn dort eine Lärmschutzwand errichten. Gleichzeitig erhoffen sich die Anwohner Erleichterung durch leisere Güterwaggons. Möglich machen das sogenannte Flüsterbremsen. Nach dem subjektiven Eindruck von Hannelore Sengstake (CDU), Mitglied des Umweltausschuss und Anwohnerin der Stolzenauer Straße, bereits jetzt ein Gewinn für die Anrainer an der Bahntrasse. „Das ist schon ein großer Unterschied“, sagte sie. „Aber ich bin skeptisch, ob auch alle die einsetzen werden.“ Tatsächlich hatte der Bundestag ein Gesetz auf den Weg gebracht, das ab dem 13. Dezember laute Güterwaggons generell verbietet. EU-weit tritt erst 2024 eine vergleichbare Regelung in Kraft.
Ausschusssprecher Ralf Bohr (Grüne), der auch Vorsitzender der Bremer Fluglärmkommission ist, stellte die Forderungen aus Hemelingen vor. „Ein besonderes Ärgernis ist der Autobahnlärm, da haben wir zum Beispiel in Arbergen viele Betroffene.“ Schon seit Jahre fordere der Beirat dort eine Geschwindigkeitsreduzierung. „Und ich finde, wir sollten das wieder aufnehmen.“ Tempo-50 sehe Bohr außerdem gerne auf dem Autobahnzubringer Hemelingen. „Wir haben ja einige Wohnstraßen, zum Beispiel die Hannoversche Straße, die dort nah dran vorbei laufen.“ Daneben sollten weitere Straßen einen besseren Belag gegen die Abrollgeräusche bekommen oder alternativ die Geschwindigkeit reduziert werden.
Für Teply nachvollziehbare Forderungen, er schränkte aber ein: „Bei den Autobahnen liegt die Zuständigkeit beim Bund, da können wir höchstens drauf ansprechen.“ Generell richte sich der Lärmschutz an der Autobahn nach dem Zeitpunkt des Baus. „Und danach erst wieder, wenn eine relevante Änderung eintritt“, so Teply. Das ist zum Beispiel beim Bau einer zusätzlichen Spur der Fall. In ein paar Jahren könnte es soweit sein: denn der achtspurige Ausbau der A1 ist geplant.
Beim Schutz vor Bahnlärm sieht Bohr Fortschritte. „Positiv ist, dass man in der Stolzenauer Straße vorangekommen ist, aber wir haben noch andere Bereich, zum Beispiel an der Eppenheimer Straße und der Ingelheimer Straße.“ Dort gebe es eine hohe Anzahl Betroffener. „Da haben wir nach wie vor ein Problem“, so Bohr. Ähnlich sei es an der Hemelinger Rampe. „Da beschweren sich die Anwohner, weil es gar keinen Lärmschutz gibt.“ Ortsamtsleiter Jörn Hermening ergänzte: „Am Sebaldsbrücker Bahnhof bekommen wir auf der Hemelinger Seite keinen Lärmschutz, aber auf der anderen Seite, weil dort das Gleis zehn Zentimeter versetzt wird.“ Tatsächlich haben die Bauarbeiten an der neuen Eisenbahnüberführung an der Zeppelinstraße begonnen. Durch die dafür nötige minimale Verlegung der Gleise – damit eine relevante Änderung – ist auch ein neuer, einseitiger Lärmschutz nötig. Mit Verweis auf die geplante Entwicklung des Cola-Könecke-Geländes und den damit absehbaren Wohnungsbau sagte Hermening: „Deswegen hätten wir dort gerne den Lückenschluss von der Föhrenstraße bis zum Bahnhof Sebaldsbrück.“ Ein Vorschlag, den der Ausschuss aufnahm.
Auch der Fluglärm soll künftig leiser werden. Der Ausschuss stimmte dafür, dass nur zwischen 6 und 22 Uhr Flugzeuge auf dem Bremer Flughafen landen und starten dürfen und an den sogenannten Randzeiten nur besonders leise Flugzeuge abheben sollen. Ausnahmegenehmigungen sollten nur noch bei Notfällen erteilt werden. Für eine bessere Überwachung des Fluglärms sucht der Ausschuss außerdem nach einem passenden Standort für eine Messstation in Hemelingen. Dieser sollte eine Stromversorgung haben und vor Vandalismus geschützt sein. Wer einen Standort im Garten oder einen unbenutzten Schuppen hat, kann sich an das Ortsamt Hemelingen, Godehardstraße 19, Telefonnummer 361 30 00, wenden.
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