
Mike Bleyer blickte zuversichtlich vom Podium ins Auditorium herunter. Der Vorsitzende der SG Arbergen-Mahndorf stellte sich im Bürgerzentrum Vahr gemeinsam mit Ute Brunzel (OT Bremen), Uwe Jacobs (TuS Vahr) und Jens Bunger (ATSV Sebaldsbrück) den knapp 350 Besucherinnen und Besuchern, die erschienen waren, um sich über die Idee der vier Vorsitzenden zu informieren, ihre vier Vereine zu einem neuen und größeren zu fusionieren. „Es ist ein brisantes und hoch emotionales Thema“, führte Bleyer zur Begrüßung aus, „aber aus unserer Sicht ist es der einzig richtige Schritt, um für die Zukunft vernünftig aufgestellt zu sein.“
Entschieden sei noch lange nichts, schloss sich Jens Bunger seinem Vorredner an. „Wir als Vorstand haben mit dieser Idee erst einmal den Stein ins Rollen gebracht“, erläuterte der ATSV-Vorsitzende, „letztlich passiert aber nichts, ohne dass die Mitglieder zuvor darüber entschieden haben.“ Seit mehr als zehn Jahren befänden sich die Verantwortlichen der vier Sportvereine im regelmäßigen Austausch miteinander, Themen seien dabei der demografische Wandel, die sinkende Mitgliederzahl oder die Frage, wie man das Ehrenamt wieder attraktiver machen könne.
Auch die Frage, wie man Kinder und Jugendliche für das Vereinsleben gewinnen könne, stand auf der Agenda. Seit Einführung der Ganztagsschulen seien deutlich weniger Kinder und Jugendliche einem Sportverein beigetreten, zeitliche Barrieren stünden einer Mitgliedschaft im Wege, ließ Ute Brunzel durchblicken. „Wenn die Kinder bis 16 oder 17 Uhr in der Schule sind, fehlt vielen einfach die Zeit oder die Kraft, anschließend noch zum Sport zu gehen.“ Eine Möglichkeit seien beispielsweise Kooperationen mit Schulen in den Stadt- und Ortsteilen, wodurch zum einen die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit dem Verein und dem Wohnort gestärkt werde und zum anderen Nachwuchs für die Sportvereine generiert werden könne, führte Brunzel weiter aus.
Für einige der zahlreich erschienenen Besucher kam die Idee der Fusion aus heiterem Himmel. „OT ist doch wirtschaftlich stabil“, wunderte sich beispielsweise Klaus Brunke aus Osterholz, „was bringt es, wenn sich vier Kranke zusammen tun, daraus wird doch nicht gleich ein Gesunder.“ Wie auch mehrere andere Anwesende forderte Brunke, „dass uns erst einmal ein exakter Wirtschaftsplan vorgelegt wird, damit wir eine Entscheidungsgrundlage haben.“
Das Konzept zur geplanten Fusion liege in den kommenden beiden Wochen in den Geschäftsstellen aller vier beteiligten Vereine aus und könne zu den Öffnungszeiten eingesehen werden, erläuterte Mike Bleyer: „Wir spielen mit offenen Karten und arbeiten transparent.“ Auch der Befürchtung, die Beiträge könnten sich nach der Fusion erhöhen, taten die vier Vereinsvorsitzenden energisch entgegen: „Es besteht aus unserer Sicht derzeit überhaupt keine Notwendigkeit, an der bestehenden Beitragsstruktur etwas zu verändern“, beschwichtigte Uwe Jacobs die Anwesenden, „für zwei Jahre nach der Fusion bleiben die Beiträge in jedem Fall stabil.“
Mike Bleyer sprang Jacobs zur Seite: „Bis zum 30. Juni 2021 kann jedes Mitglied, dem die neue Struktur doch nicht zusagt, aus dem Großverein austreten, ohne eine Kündigungsfrist einhalten zu müssen“, garantierte der SGAM-Vorsitzende, „niemandem entstehen dadurch wirtschaftliche Nachteile.“ Gleichzeitig wies Bleyer auf die Vorteile einer Fusion hin: „Wir können als Großverein nicht nur die bestehenden Angebote weiter aufrecht erhalten“, betonte er, „sondern können zudem auch neue Angebote machen.“ So könne beispielsweise der derzeit überaus populäre E-Sport ins Programm aufgenommen werden, zudem könnten neue Sportarten eingeführt werden, die sich in anderen Vereinen bereits großer Beliebtheit erfreuten, wie Parcours, Hindernislauf oder Lacrosse.
Antje Rosebrock, Leiterin der Schwimmabteilung beim TuS Vahr, fragte, wie es denn um wichtige Fristen bestellt sei: „Wir müssen unsere Leistungsschwimmer rechtzeitig beim Verband melden“, führte sie an, „wie sicher ist es, dass wir die Fusion zu Beginn des kommenden Jahres hinbekommen, ohne dass wir diese Fristen versäumen?“ Ute Brunzel versicherte, „dass ich mich unmittelbar nach der Veranstaltung mit dem Bremer Schwimmverband in Verbindung setzen werde, um das zu klären.“ Auch die übrigen Vereinsvorsitzenden wollten noch vor den vier außerordentlichen Mitgliederversammlungen mit den einzelnen Sportverbänden in Kontakt treten, um solche und ähnliche Details zu klären.
„Nutzt die Chance zur Fusion noch in diesem Jahr“ appellierte Mike Bleyer, „damit alle Vereine für die Zukunft auf einem stabilen Fundament stehen.“ Noch müssten zwar einige Fragen geklärt werden, dennoch sähen die vier Vorsitzenden in der Fusion, „die einzige Möglichkeit, uns langfristig auf gesunde Füße zu stellen“, wie zum Beispiel der ATSV-Vorsitzende Jens Bunger unterstrich. Nur dadurch könne im Bremer Osten auch in Zukunft ein attraktives Sportangebot unterbreitet werden. „Derzeit werden alle vier Vereine eher verwaltet, denn weiter entwickelt“, rief Bunger zur Zustimmung auf. „Blickt bitte über den Tellerrand hinaus“, appellierte er, „sonst besteht die Gefahr, dass es bald überhaupt keinen Vereinssport in dieser Form im Bremer Südosten mehr geben wird.“
Auch über die Struktur des geplanten Großvereins – der nach der Fusion hinter Werder Bremen, Eiche Horn und Bremen 1860 zu einem der Vereine mit den meisten Mitgliedern werden könnte – hatten sich die Vereinsvorsitzenden im Vorfeld Gedanken gemacht: „Wir planen“, erörterte Mike Bleyer, „einen hauptamtlichen Geschäftsführer zu installieren, allerdings bleiben die bisherigen Vorstände nach der Fusion noch mindestens noch ein Jahr lang im Amt.“ Der Blick der Zweifelnden müsse sich „auf das große Ganze“ richten, mahnte Bleyer, „wir dürfen uns nicht in Details verfransen, es wird sich alles im Sinne der Mitglieder fügen“.
Bernd Siegel, Sprecher des Vahrer Beirates, steht der geplanten Fusion wohlwollend gegenüber: „Ich habe bislang nur von den Plänen gehört“, erklärte er auf Nachfrage, „grundsätzlich sehe ich in dieser Fusion aber einen Schritt in die richtige Richtung, weil für die Mitglieder mehr Sportangebote bereit gestellt werden können, die Hallenkapazitäten vergrößert werden und dadurch neue Mitglieder hinzu gewonnen werden können.“ Auch Wolfgang Haase, stellvertretender Sprecher des Sportausschusses in Osterholz, stehe der Fusion durchaus positiv gegenüber: „Ich erhoffe mir davon einige Synergie-Effekte“, erklärte er, „grundsätzlich ist das eine gute Idee.“
Der Fahrplan der Vereine
Damit die geplante Fusion überhaupt zustande kommt, müssen die Mitglieder der vier betreffenden Vereine den Plänen erst einmal zustimmen. Die Möglichkeit dazu besteht bei der SG Arbergen-Mahndorf am Montag, 18. November (19 Uhr in Grothenn‘s Gasthaus).
Der TSV Osterholz nimmt die Abstimmung am Mittwoch, 20. November (19 Uhr in der Mehrgenerationenhalle, Walliser Straße 119) vor.
Die Mitglieder des ATSV Sebaldsbrück stimmen am Donnerstag, 21. November (19 Uhr, Beim Sattelhof 16), ab.
Und die Mitglieder des TuS Vahr entscheiden schließlich am Montag, 25. November (19 Uhr, Nachbarschaftstreff Vahrer See) über die geplante Fusion. Damit diese zustande kommt, wird jeweils eine Mehrheit von 75 Prozent benötigt, wahlberechtigt sind alle Mitglieder ab 16 Jahren.
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