
Besonders nach Anschlägen ergebe sich die Fragestellung, was solch eine Tat mit dem Islam zu tun habe. „Die rechte Meinung sagt dann 'Die setzen nur um, was im Koran steht', während es auf Seiten des Islams heißt, dass das nichts mit dem Islam zu tun hat“, sagt Hazim Fouad. Beides sei jedoch wenig hilfreich.
Doch was ist religiöser Fundamentalismus überhaupt? „Es wird argumentiert, dass die Schriften göttlich inspiriert und damit unfehlbar sind“, erklärt Fouad. Damit einher geht die wortgetreue Auslegung der religiösen Quellen ohne Anpassung an veränderte Gegebenheiten. Ein absoluter Wahrheitsanspruch ist ein Merkmal des religiösen Fundamentalismus. „Dadurch entstehen Feindbilder – die, die nicht an ihre Sache glauben, sind Feinde. Und dadurch wird auch die Gewalt begründet.“ Der religiöse Fundamentalismus ist zudem ein Produkt einer modernen, globalisierten Welt. „Bei einer Analyse der Gruppen fällt auf, dass sie alle Produkte des 20. und 21. Jahrhunderts sind.“
Eine Form innerhalb des religiösen Fundamentalismus bildet der „Salafismus“. Er leitet sich ab vom Glauben und von den Praktiken der ersten drei Generationen nach dem Propheten Mohammed, die „Salaf al-Salih“ oder auch die „frommen Altvorderen“. Ihnen werde nachgesagt, dass sie besonders dem Islam verhaftet gewesen seien. „Der Salafismus sagt, dass dies die besten Generationen gewesen sind, alles, was danach kam, ist falsch und hat den Islam geschwächt“, erklärt Fouad. „Im Salafismus muss demnach zurückgekehrt werden zu den Altvorderen, und ein Reinigungsprozess gestartet werden.“ Die islamischen Quellen werden wortwörtlich ausgelegt, andere Strömungen wie Rechtsschulen, Sufismus oder Schiitentum, werden abgelehnt. Daraus ergibt sich ein dualistisches Weltbild, aufgeteilt in Gläubig/Ungläubig beziehungsweise Gut/Böse. Der Salafismus selbst ist aber ebenfalls nicht homogen.
„Für uns als Behörde ist entscheidend, ob eine Gewaltbereitschaft besteht oder nicht, oder ob die salafistische Szene politisch, also gewaltfrei, oder aber jihadistisch, also gewaltbefürwortend ist“, erläutert Fouad. Von den fünf Millionen Muslimen in Deutschland sind 0,2 Prozent Salafisten, „das heißt also, dass 99,8 Prozent aller Muslime keine Salafisten sind.“ Diese Zahl wachse jedoch: 2011 seien 3200 Menschen dem Salafismus zugeordnet worden, heute seien es 10 000. Besonders junge Männer fühlten sich vom Salafismus angezogen.
„Will ich mich über den Islam informieren, lande ich im Internet schnell auf Salafisten-Websites. Besonders junge Menschen merken das nicht“, so Fouad. In der Regel seien die Themen tagesaktuell, beispielsweise Diskriminierungsgeschichten. Zudem seien diese Seiten in deutscher Sprache. „Das mag jetzt erst einmal banal klingen, doch in den Moscheen wird häufig nicht deutsch gesprochen.“ Die Salafisten-Szene wird durch verschiedene Predigergrößen geprägt. Die stehen laut Fouad in scharfer Konkurrenz zueinander und es gehe ihnen darum, möglichst viele Anhänger zu gewinnen. „Diese Prediger sind allesamt Laienprediger, sie haben sich alles selbst beigebracht. Ihr Vorteil ist, dass sie ein wenig mehr wissen als die anderen, die wissen gar nichts.“
Salafisten waren nach Erkenntnissen Fouads bemüht, Kontakte zu Flüchtlingen aufzubauen. Sie boten Unterstützung bei Übersetzungen und Behördengängen an und verteilten Essen und Kleidung. „Und es gab Einladungen von Moscheen, die bestimmte Sachen gepredigt haben.“ Doch die allermeisten Flüchtlinge seien nicht ansprechbar für so etwas gewesen: „Sie sagen sich: Vor denen sind wir doch gerade geflohen und nun treffen wir sie hier wieder.“
Diverse Präventionsmaßnahmen gibt es in Bremen. Der Verein „Vaja“ hat mit der Beratungsstelle „kitab“ und dem Streetworkerprojekt „jamil“ zwei Instrumente zur Verfügung, die islamische Religionsgemeinschaft „Schura“ bietet das Projekt „Pro Islam“ an. Zudem gibt es De-Radikalisierungsangebote in Gefängnissen.
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