
Kuchen, Bratwurst, Musik, Unterhaltung und Information sind allesamt auf der Wiese hinter Grothenns Gasthaus versammelt. Doch sie alle werden von einer Sache überschattet: Engagement, denn davon liegt hier reichlich in der Luft. Für die hier anwesenden Menschen ist „ehrenamtlich“ kein Fremdwort, sondern selbstverständlich. Beim Fest der Vereine in Arbergen haben sich zahlreiche Vereine aus Arbergen und Mahndorf versammelt, um das alljährliche Fest zu Sommeranfang gemeinsam zu gestalten und um über sich und ihre Aktivitäten und Angebote zu informieren.
Als einer der Stützpfeiler der Vereinsszene am südöstlichen Rande Bremens gilt der Verein Sportgemeinschaft Arbergen-Mahndorf, der dieses Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert. Beide Ursprungsvereine, der Turnverein Mahndorf sowie die SG Arbergen, wurden nämlich 1893 gegründet. Sie fusionierten vor zwei Jahren zum heutigen Sportgebilde mit über 2000 Mitglieder. Der Tag der Vereinigung ist dem Vorstandsvorsitzenden Mike Bleyer bis heute in Erinnerung geblieben: „Werde ich nie vergessen“, sagt er. „Das ist das schönste Erlebnis.“ Bei drei Hauptversammlungen, nämlich die der Einzelvereine sowie schließlich des neu entstehenden Gesamtvereines, stimmten alle Versammlungen einstimmig und ohne Enthaltungen für den Zusammenschluss zur Sportgemeinschaft Arbergen-Mahndorf. „Vor zehn Jahren wäre dies noch undenkbar gewesen“, räumt er aber ein. Allerdings hätten sich die Zeiten für Sportvereine verändert. „Es ist schwerer geworden“, sagt er. „Die Zeiten ändern sich.“ Fördergelder seien deutlich knapper und so sei die Größe eines Vereines schlagkräftiges Argument, um an diese zu gelangen. Zudem fänden sich zunehmend schwerer Helfer und Übungsleiter, damit der Vereinsalltag wie gewohnt ablaufen könne.
Doch Vorboten dieser Fusion warfen ihre Schatten bereits 30 Jahre zuvor voraus. 1972 entstand die Spielgemeinschaft Bremen-Ost, ein Zusammenschluss der Handballsparten beider heute unter einem Dach geeinten Vereine. „Sie haben wichtige Vorarbeit geleistet“, betont Mike Bleyer. Dadurch entstand Vertrauen zueinander und man feierte gemeinsame Erfolge. Dies habe die Komplettunion erheblich erleichtert. Mitverantwortlich hierfür sei Peter Hadeler gewesen, der die Handballabteilung 44 Jahre entscheidend geprägt hat. Vor Kurzem wurde er mit einem Abschiedsspiel geehrt und verabschiedet.
Seit über 30 Jahren findet sich ein Arbergen ein kultureller Diamant, den kaum ein Bremer kennt: Die Arberger Hobbyspeeler. Eine Truppe aus Männern und Frauen, die sich dem plattdeutschen Theaterspiel verschrieben haben. Begonnen hat alles zum Anlass eines Schuljubiläums mit Texten und Szenen aus „Ottjen Alldaag“. Weiter ging es mit Sketchen und kurzen Spielen zu verschiedenen Anlässen. 1988 startete die Truppe dann mit dem ersten richtigen Theaterstück „Dor liggt wat in de Luft“ auf dem Arberger Dorfmarkt 1988. Seitdem spielen die Hobbyspeeler jedes Jahr ein eingekauftes, gut ausgearbeitetes Theaterstück zu verschiedenen Anlässen. Von 20 Leuten spielen beim aktuellen Stück fünf aktiv mit. Aber damit die Hobbyspeeler noch eine lange Zukunft haben, suchen sie nach jungen, motivierten „Mitspeelern“. „Es wird immer schwieriger“, gesteht er ein. „Die Truppe ist lange zusammen und wir werden immer älter.“
„Wenn jemals irgendwann jemand Interesse hat, jetzt wäre die Zeit, um einzusteigen“, wirbt Dirk Bauer, der Regisseur aus Groß Mackenstedt. Auch wenn eigentlich alle Rollen plattdeutsch zu besetzen sind, haben sie kein Problem damit für Anfänger eine Rolle ins Hochdeutsche umzuschreiben. „Mit der Zeit haben wir noch jedem plattdeutsch beigebracht“, verspricht aber Lothar Behrens, das historische Herz des Vereins.
Sie würden meist lustige Stücke, aber keine klamaukigen aufführen. Versuche im ernsten Genre hätten sich leider nicht ausgezahlt. „Unsere Zuschauerschaft hat es uns leider nicht gedankt.“ An einem mangelt es der Truppe nicht: freiwillige Leichen.“ Wenn ihr mal eine Leiche braucht, dann mach ich mit“, bekämen sie oft zu hören, erzählt Dirk Bauer. Dabei gibt es auf der Bühne viel zu gewinnen, vor allem Spaß. „Es dauert eine ganze Weile bis man die Lebendigkeit und Freiheit auf der Bühne spürt“, so Dirk Bauer. „Aber wenn man das hat, ist es mit nichts zu vergleichen!“ Ihm hätte es zuletzt vor allem Spaß gemacht, „mal ein richtiges Arschloch zu spielen.“
„In Arbergen und Mahndorf ist die Welt noch in Ordnung“, sagt Christian Weber, Präsident der Bürgerschaft, kurz zuvor im Gespräch ehe er auf die Bühne beim Fest der Vereine tritt. Er schätze die Gemeinschaft der Menschen hier sehr. Zwölf Jahre saß er in der Vergangenheit im Beirat Hemelingen. Es ist also ein Besuch zuhause. Hier gebe es noch viele kleine und mittelgroße Vereine. „Die Strukturen sind sehr gut ausgeprägt“, so Weber. Dies tue der Gemeinschaft im Südosten Bremens sehr gut. Es hätte hier alles noch einen leicht dörflichen Charakter. So unterscheide sich das Zusammenleben in Arbergen und Mahdorf, von dem in der Stadtmitte. Dort werde es ja zunehmend anonym. „Ich hoffe, dass es noch lange so bestehen bleibt“, schließt er lächelnd und macht sich auf den Weg zur Bühne, von wo er zusammen mit Hans-Peter Hölscher, SPD-Vorsitzender in Mahndorf und Teil des Organisationsteam des Festes der Vereine, und dessen Frau die Veranstaltung offiziell eröffnet. Neben ihm nimmt auch Sarah Ryglewski, Bundestagsabgeordnete der SPD für Bremen, am bunten Treiben teil. „In Arbergen ist es immer nett“, so habe sie die Einladung sehr gerne angenommen. „Wie sich das Umfeld hier engagiert und der Zusammenhalt sind sehr bemerkenswert.“
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