
Ein Studentenwohnheim, günstige Mietwohnungen und vielleicht auch noch ein Kindergarten sollen im kommenden Jahr auf einer städtischen Fläche zwischen Überseetor und Bogenstraße gebaut werden. Jetzt wurden im Ortsamt bei einer Sitzung des Fachausschusses „Überseestadt“ erste Entwürfe gezeigt. Auch rund 20 Anwohner aus dem Heimatviertel neben dem Baugrundstück waren gekommen, um sich für ihre Beteiligung an der Planung einzusetzen.
Für Aufregung im Heimatviertel hat Mitte August ein Bericht dieser Zeitung gesorgt: Unmittelbar neben dem kleinen, viertelkreisförmigen Wohnquartier zwischen Bogenstraße, Heimatstraße und Nordstraße, in dem knapp 800 Menschen leben, soll im nächsten Jahr gebaut werden: Nachdem schon seit gut drei Jahren darüber nachgedacht wird, auf der Brachfläche zwischen Bogenstraße und Überseetor eine Kombination aus Studenten- und anderen Wohnungen, Künstlerateliers und einem Kindergarten zu bauen, wird es jetzt offenbar konkret.
Vertreter von Gewoba und Studentenwerk sowie der mit der Planung beauftragte Architekt waren jetzt im Fachausschuss „Überseestadt“ des Waller Beirats zu Besuch, um dort ihre allerersten und ausdrücklich vorläufigen Entwürfe zu präsentieren. „Mit dem eigentlichen Planungsprozess haben wir noch nicht angefangen“, unterstrich Architekt Rainer Schürmann dabei aber. Und das dürfte für manche der rund 20 Anwohner aus dem Heimatviertel, die im Publikum saßen, beruhigend gewesen sein. Denn die Entwürfe, die sie nun zu sehen bekamen, stießen nicht gerade bei allen auf Begeisterung.
Zwei Baukörper als Studentenbleibe
Bisher geplant sind zwei Baukörper als Studentenwohnheim mit 34 bis 36 Apartments und daran anschließenden Ateliers. Diese Gebäude sollen in den Bahndamm am Überseetor eingelassen werden, sodass sie auch als Lärmschutz wirken. Vis-à-vis davon ist parallel zur Bogenstraße ein größeres Wohngebäude mit drei Eingängen und etwa 33 erschwinglichen 1,5- bis 4-Zimmer-Mietwohnungen angedacht. Die sieben Bäume, die dort an der Bogenstraße momentan stehen, sollen laut Schürmann erhalten und durch fünf weitere Bäume ergänzt werden. Ein begrünter Innenhof zwischen Wohngebäude und Studentenwohnheim würde das Gebäudeensemble ergänzen. Außerdem wurden unmittelbar an der Bogenstraße 24 Auto-Stellplätze und am Überseetor beim Studentenwohnheim weitere 24 Parkplätze eingeplant – dies entspreche ihren Erfahrungen und dem Bedarf, so die Planer, die auf Nachfrage erklärten: Der Bau einer Tiefgarage sei bei diesem Projekt nicht finanzierbar.
Nach Ansicht der Heimatviertelbewohner reicht der eingeplante Parkraum aber bei Weitem nicht aus. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind auf rund 80 Parkplätze gekommen, die mit den geplanten Neubauten nötig würden. „Wir leben in einem extrem engen Viertel – kommen Sie mal nach 20 Uhr vorbei. Wir können keine Stellplätze kompensieren, die zu wenig geplant sind“, betonte etwa eine Anwohnerin, die damit offenbar vielen ihrer Nachbarn aus der Seele sprach.
Was den Anwohnern neben der Aussicht auf zusätzlichen Verkehr in Form von geparkten wie fahrenden Autos außerdem missfällt: Dass das neue Wohnhaus – dessen Optik so gar nicht zu ihrem Wohnviertel mit den kleinen Satteldächern passe – sich zukünftig wie eine Wand vor den Häusern an der Bogenstraße erhebt und deren Bewohnern den Blick und Zugang zum – im Quartier ohnehin rar gesäten – Grün nimmt.
„Das Viertel hat ‚Denkmalcharakter‘, würde ich fast sagen“, unterstrich Anwohner Erik Wankerl, der an die Architekten appellierte, bei ihrem Entwurf insbesondere auch auf die „baukulturelle Integration“ zu achten. Er betonte aber gleichzeitig: „Wir finden grundsätzlich gut, dass da was passiert, aber es ist einfach ein massiver Eingriff!“
Parkplatznot befürchten die Fachplaner eher nicht. „Wir haben Mieter, die keine Pkw besitzen. Wir brauchen eher 35 bis 40 Fahrradstellplätze“, betonte etwa Ludwig Mohrmann vom Studentenwerk in Sachen Pkw-Stellplätze; als Inhaber eines Semestertickets würden Studenten außerdem verstärkt öffentliche Verkehrsmittel nutzen. „Nur 80 Prozent unserer Mieter haben Autos“, erklärte außerdem Gewoba-Vertreter Johann Plagemann.
Bei den Ortspolitikern – die die Schaffung von Wohnraum für weniger gut Situierte und Studenten in dieser Ecke von Walle schon lange befürworten – fanden die Anwohner mit ihren Bedenken und Sorgen Gehör.
Die CDU-Fraktion hatte bereits vor der Sitzung einen Antrag vorbereitet, den der Fachausschuss geschlossen befürwortete. Demnach soll die Gewoba bei dem von ihr geplanten Wohnungsbauprojekt nun zur Bogenstraße hin einen mindestens zehn Meter breiten Grünstreifen berücksichtigen, ausreichend Parkplätze sicherstellen und die Zufahrt zu dem Areal über die Straße Überseetor und nicht über die Bogenstraße organisieren.
„Das geplante Bauprojekt Waller Wied grenzt an ein traditionell gewachsenes Wohnviertel an, welches schon jetzt kaum über Grünflächen und Baumbestand verfügt. Eine weitere Reduzierung dieser Flächen würde die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner nachhaltig mindern und ist daher keinesfalls hinnehmbar“, heißt es in der Begründung.
Was die Anwohner freute: Vertreter der von ihnen gegründeten Bürgerinitiative sollen auf Anregung von Ausschusssprecher Wolfgang Golinski (SPD) nun auch in die weitere Planung eingebunden werden. Ob der am südwestlichen Rand der Fläche geplante Kindergarten realisiert wird, ist noch unklar – offenbar gibt es dazu noch Uneinigkeit zwischen der Bremischen evangelischen Kirche (BEK) als Träger und dem Sozialressort.
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