
Er will die Entwicklung der Quartiere dokumentieren. „Wir wohnten seit meiner Kindheit in der Landwehrstraße“, sagt Wolfgang Tonn, der im Familienkreis unter anderem auf Filme aus den Dreißigern gestoßen ist. Die Filme fand er interessant, aber sie waren nicht genau das, was er sucht. Ihn interessiert die Nachkriegszeit. „Hier war alles kaputt. Zuerst kam da die Besitzersuche“, weiß Wolfgang Tonn. „Ab 1950 gab es unter Bürgermeister Wilhelm Kaisen Aufbaugemeinschaften, und es gab auch Enteignungen. Es entstand eine neue Ordnung, neue Verkehrswege, neue Ideen für Stadtteile, heller und breiter.“
Es war eine spannende Zeit voller Möglichkeiten, die Wolfgang Tonn in einer Dokumentation darstellen möchte. Vielleicht in einem etwa 20-minütigen Film, ergänzt um eine Fotoausstellung, über die er mit anderen ins Gespräch kommen will. Die Zeit des Wiederaufbaus soll dann mit ihren Erfolgen, Chancen und Fehlern noch einmal in die Gegenwart rücken und aus der heutigen Perspektive betrachtet werden.
Wolfgang Tonn hat nicht vor, das Material, das ihm zugänglich gemacht wird, zu behalten. Er will die Fotos, Dokumente und Filme digitalisieren und den Besitzern dann unversehrt zurückgeben. Wichtig für den Spurensucher sind dabei auch Aussagen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und nähere Informationen, die er als Texte zur Dokumentation hinzufügen kann. Von Trümmerfrauen, wie es sie in allen großen Städten gab, und von jungen Paaren, die in den Sechzigern von einem eigenen Häuschen träumten. Von Wohnungsbaugesellschaften und Notunterkünften.
Der Bremer arbeitet auch im Brodelpott mit und hat andere Archive gesichtet, ist aber besonders an privatem, bisher noch unveröffentlichtem Material interessiert. „Wenn Menschen sich in Wiederaufbaugemeinschaften etwas geschaffen haben und sie haben davon Fotos gemacht, das ist das Interessante“, findet der Heimatforscher. Er will sich in seinem Projekt vor allem auch den weniger beachteten Hintergründen widmen, den Dingen, „die aufzeigen, wie es drum herum aussah“.
Gerade über diesen privaten Wiederaufbau sucht er Material aus der westlichen Altstadt und den angrenzenden Quartieren. „Mein Fokus liegt auf der Aufbauzeit, vom Vorgefundenen über die Aufbauzeit bis zur Fertigstellung.“ Da das Sammeln und Aufbereiten des Materials bis zur Vorführungsreife eine ungewisse Zeit in Anspruch nehmen wird, gibt es noch keinen Termin für eine Ausstellung. Großes Interesse aber hat die St.-Michaelis-St.-Stephani-Gemeinde an dem Geschichtsprojekt angemeldet. Die Gemeinde will die Räume für die Ausstellung zur Verfügung stellen.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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