
In den Hufen. Wie hervorragend die geschulten Stimmen in der historischen Halle zur Geltung kommen, darüber kann auch Dieter Voigt nur staunen. "Was für eine Akustik!", schwärmt der Vorsitzende des Vereins "Altes Pumpwerk". Studierende der Bremer Hochschule für Künste werden dort am Wochenende ihre "Kleine Zauberflöte" aufführen - eine Operninszenierung nach Wolfgang Amadeus Mozart, die speziell für diesen ungewöhnlichen Ort entwickelt wurde. Vor 15 Jahren war noch eine Menge Phantasie und Idealismus nötig, um sich eine solch wohlklingende Nachfolgenutzung vorstellen zu können. Das Getöse der ausgemusterten alten Pumpen, einst die typische Beschallung des Bauwerks am Rand des Findorffer Parzellengebiets, können heute per Lautsprecher simuliert werden: Ein kleiner Spaß, mit dem die Vereinsmitglieder gerne ihre Gäste verwirren.
Das Bremer Pumpwerk aus dem Jahr 1914/1915 gehört nach fast achtzig Jahren zum alten Eisen, weil sich die Stadt nebenan eine moderne neue Anlage gebaut hatte. Am 17. Juni 1997 beschloss eine Gruppe von Menschen, als Verein die Zukunft des Gebäudes aktiv in die Hand zu nehmen. Dass es dem Verfall preisgegeben oder sogar abgerissen werden könnte, die alten Maschinen verschwinden würden, das wollte man nicht mit ansehen, erklärt Dieter Voigt ihre Motivation. "Uns blutete bei dieser Aussicht das Herz."
Emotional mit dem Bau verbunden
Die Gruppe, die sich als Verein zusammenschloss, brachte die besten Voraussetzungen mit: Sie alle sind "Veteranen" der bremischen Abwasserentsorgung, sagt Dieter Voigt und als ehemalige Mitarbeiter der Bremer Entsorgungsbetriebe und von Hansewasser dem Bauwerk emotional verbunden. Und sie sind eine praktische Mischung von Profis, die für ein solches Projekt gut zu gebrauchen sind: Es gibt darunter Maler, Schlosser und Tischler, Manager und Ingenieure, Architekten und auch einen studierten Historiker. Sie alle haben ihre Kenntnisse und Fähigkeiten aktiv in das Bauwerk eingebracht, es im Sinne der Denkmalpfleger wieder hergestellt und seine Bedeutung in einer gut verdaulichen Weise für die Nachwelt anschaulich gemacht. Wie viele Arbeitsstunden die rund dreißig Aktiven in den vergangenen 15 Jahren in das Industriegebäude gesteckt haben, das wagt Vereinsmitglied Lutz Naupold nicht zu schätzen. "Manche von uns kommen locker auf 400 bis 500 Stunden pro Jahr", sagt der ehemalige
Betriebsleiter.
Rund 5500 Besucher kamen im vergangenen Jahr, besuchten Führungen, den Tag der offenen Tür, die Nacht des Denkmals und die Konzerte, Lesungen oder Kleinkunst, die auf dem Veranstaltungsprogramm standen. Als historisches Industriegebäude haben die strengen Prüfer der städtischen Denkmalpflege das alte Pumpwerk im Jahr 2010 in die Liste ihrer Baudenkmäler aufgenommen. Doch das Industriemonument bringt auch alle notwendigen Voraussetzungen für den Deutschen Denkmalpreis mit, findet Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki und empfahl den Verein deshalb für die diesjährige Verleihung.
"Der Preis gilt Persönlichkeiten und Personengruppen, die sich ehrenamtlich dem Schutz, der Pflege und der dauerhaften Erhaltung des baukulturellen und archäologischen Erbes widmen", erklärt Bremens oberster Denkmalschützer. Das "langjährige und nachhaltige Engagement für den Denkmalschutz", das der Verein Altes Pumpwerk leiste, sei "genau das, was die Initiatoren des Preises fördern wollen".
Im November wird es sich dann herausstellen, ob die deutschen Denkmalschützer das genauso sehen. Doch allein die Tatsache, dass die Hansestadt das Alte Pumpwerk als einziges Bremer Projekt seiner Kategorie vorgeschlagen habe, sei "eine Ehre", sagt Dieter Voigt. "Für uns ist das fast wie eine Oscar-Nominierung!"
Das alte Pumpwerk befindet sich an der Salzburger Straße 12 und ist an jedem ersten Montag im Monat von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Führungen beginnen dann jeweils um 17 Uhr. Termine für individuelle Gruppenführungen können unter Telefon 9881111 vereinbart werden. Viele weitere Informationen gibt es in den Broschüren vor Ort und im Internet unter der Adresse www.altespumpwerk.de.
Die "kleine Zauberflöte", eine Inszenierung der Hochschule für Künste, wird am morgigen Freitag und am Sonnabend, 13. und 14. April, jeweils um 20 Uhr aufgeführt. Für eine Schülervorstellung am Montag, 16. April, 10 Uhr (Eintritt frei) sind noch Plätze verfügbar. Kurzentschlossene Schulklassen könnten sich auch im Internet unter altespumpwerk@nord-com.net anmelden. Am Sonntag, 6. Mai, steht zwischen 13 und 18 Uhr ein Familiennachmittag unter dem Motto "Zauberhaftes Pumpwerk" auf dem Programm.
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