
Findorff-Bürgerweide. Papierkram liegt auf dem überdimensionalen privaten Schreibtisch von Andree Brodt nicht herum. Vor seinem Computer häuft sich dagegen ein Berg von Kabeln, Drähten, Werkzeug und allerlei anderem elektronischem Kleinkram. Sie sind das bevorzugte Bastelmaterial des 41-jährigen Findorffers. Viel lieber als im eigenen Kämmerlein geht er seinem Hobby allerdings in Gesellschaft nach. Gemeinsam mit einer Gruppe von Gleichgesinnten gründete er darum im November 2011 den ersten Bremer "Hackerspace". Doch noch ist der Verein heimatlos. Das Findorffer Parzellenhäuschen, das eine Zeitlang als Treffpunkt diente, musste gerade geräumt werden.
"Hackerspace" - das klingt für Uneingeweihte nach Computerfreaks, die sich auf unwillkommene Weise im Internet zu schaffen machen. Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus, weiß Daniel Wendt-Fröhlich. Hackerspaces haben eine lange Tradition, es gibt sie auf der ganzen Welt und in vielen deutschen Städten. Der Berliner Hackerspace gehört mit mehr als 350 Mitgliedern zu den größten seiner Art. "Wir sind ein Zusammenschluss von Leuten, die Lust dazu haben, sich in ihrer Freizeit technisch und handwerklich zu betätigen", erklärt der Radio- und Fernsehtechniker aus der Neustadt ganz einfach. Heutzutage eine Minderheit, sagt der 31-jährige: "Früher war in der Nachbarschaft doch ständig jemand am hämmern, bohren oder zimmern, man lieh sich bei den Nachbarn Werkzeug und holte sich Tipps. Doch wer hat heutzutage denn noch Platz für einen Bastelkeller?"
Alle profitieren voneinander
In den Hackerspaces geht es um individuelle Projekte, doch durch den Austausch von Know-How und guten Tipps und die gemeinsame Anschaffung von Maschinen und Spezialwerkzeug profitieren alle, erzählt Gründungsmitglied Sven Flammann. Finanzielle Interessen spielen in den Hackerspaces keine Rolle, Patentrechte ebenso wenig. "Die Baupläne werden sogar im Internet öffentlich gemacht", erklärt Andree Brodt. "Ich freue mich jedenfalls sehr, wenn andere meine Projekte nachbauen."
Was in den Hackerspaces entsteht, ist so verschieden wie die Mitglieder selbst. Es könnte zum Beispiel die elektronische Steuerung für das heimische Wüstenterrarium sein, die sich Daniel Wendt-Fröhlich genau so baute, wie er sie haben wollte: Mit einem simulierten Sonnenauf- und -untergang, elektronischer Temperaturregelung und deutlich günstiger als vergleichbare Geräte auf dem Markt. Oder die Installation von Leuchtdioden für das Wohnzimmer, die auf Bewegung reagiert. Bei einem seiner Hackerspace-Kollegen habe der Konstrukteur einen guten Tipp bekommen, wie er beim Kauf eines Wärmesensors viel Geld sparen könnte - in dem er ihn aus einem Raumbedufter aus einem Drogeriemarkt ausbaute. "Das ist das Schöne: Die Leute kommen aus völlig unterschiedlichen Bereichen, und irgendwen kann man immer fragen, wenn man Hilfe braucht, und zwar direkt und nicht über irgendwelche Internet-Foren", schwärmt Daniel Wendt-Fröhlich.
Veranstaltungstechniker Sven Flammann tüftelt häufig an Projekten, die er auch beruflich einsetzen kann: Zum Beispiel an einer elektronischen Lichtschranke, die der Licht- und Tontechnik signalisiert, wenn ein Künstler die Bühne betritt. Doch mitunter entstehe hier auch reine, zweckfreie Kunst, erzählt Andree Brodt. Eines der Vereinsmitglieder, ein 57-jähriger Arbeitskollege, baue schon seit Jahren "Dioramen" - gerahmte dreidimensionale Miniaturszenerien. In Hackerspace habe er nun gelernt, seine kleinen Kunstwerke mit Lichteffekten aufzurüsten. "Jetzt geht bei ihm gar nichts mehr ohne Batterien", sagt Andree Brodt.
Frauen spielen bislang im Hackerspace nur eine Rolle im Hintergrund. Doch die zurzeit 15 Männer zwischen Anfang Zwanzig und Ende Fünfzig freuen sich immer über Projekte, die auch bei der Damenwelt gut ankommen. Einen solch hohen - wie er sagt - "Women Acceptance Factor" hatte zum Beispiel die ungewöhnliche Tischuhr mit den Leuchtröhren, die Andree Brodt seiner Freundin zum Geburtstag baute: "Die darf auch bei uns im Wohnzimmer stehen", sagt der Findorffer mit einigem Stolz. Auch seine Frau sehe den Hackerspace mit Wohlwollen, berichtet Daniel Wendt-Fröhlich: "Irgendwann ist es nicht mehr gerne gesehen, wenn der Küchentisch ständig blockiert wird", weiß der Vater von vier Kindern.
In Beirat und Ortsamt hat das Vereinskonzept bereits viele Sympathisanten. Der Verein sei "ein wichtiger Beitrag zum kulturellen Leben", findet zum Beispiel Reiner Bischoff, stellvertretender Ortsamtsleiter, und sollte daher "unbedingt in Findorff gehalten werden". Doch noch hat sich kein geeigneter Fixpunkt finden lassen, an dem die Ideen der erfinderischen Tüftler und Konstrukteure wachsen und gedeihen könnten. "Ideal wären 100 Quadratmeter zentral gelegene, bezahlbare Fläche, die für eine offene Vereinsnutzung geeignet wäre", erklärt Sven Flammann. Vorschläge und Angebote sind erwünscht unter www.hackerspace-bremen.de.
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