
Wer kennt und liebt sie nicht, die – wie heißt doch gleich der Plural – kleinen Buden, Trink- und Imbisshallen, die überall in den Städten verteilt sind? Die Kioske! Sie sind da, wenn man sonntags noch mal schnell eine bestimmte Zeitung holen will oder nach Feierabend mit dem Kollegen zur Entspannung ein Bier trinken will, so wie die Kommissare Ballauf und Schenk vom Tatortkrimi Dortmund.
Um die Besonderheit dieser architektonischen Kleinbauten hervorzuheben, hat sich Ute Sokolowski seit Beginn der 80er- Jahre mit ihrer Spiegelreflex-Kleinbildkamera aufgemacht, um sie abzulichten. Aus ihrem Studienort Bremen stammen die meisten Motive, die sie beispielsweise an der Weser, im Viertel und am Bahnhofsvorplatz eingefangen hat; die schwarz-weißen Aufnahmen hat sie im eigenen Labor entwickelt und handkoloriert.
„Diese Häuschen sind so kompakt und fertig, so vollständig“, sagt sie – und ein Strahlen geht über ihr Gesicht. „Man möchte sagen: Klein aber oho.“ Mit dieser Ausstrahlung stehen sie da, die 13 Kioske auf den Bildern von Ute Sokolowski. Es sind nicht die Menschen, die im Vordergrund stehen und diese Büdchen besuchen, sondern es ist allein ihr individueller Baustil, der so anziehend wirkt. Ein gestalterisches Merkmal der Fotografien ist die Beziehung des Kiosks zu dem umgebenden Raum, der mit sehr viel Weite und Modernität einen Gegensatz zu dem kleinen, aber selbstbewusst da stehenden Relikt vergangener Zeiten bildet. „Was mir noch gefällt“, ergänzt die Fotografin, die im Hauptberuf Sonderschullehrerin ist, „ist die Vorstellung, dass es da so eine Oase gibt, an der sich alle gesellschaftlichen Schichten mischen.“
Das Stichwort Oase führt in die richtige Richtung, denn das Wort „Kiosk“ stammt aus dem orientalischen Raum und bedeutete im Persischen ursprünglich so viel wie Ecke oder Winkel beziehungsweise Pavillon oder auch Gartenhaus. In der türkischen Sprache blieben beide Bedeutungen erhalten, weshalb dort die Erker an Palästen immer noch als „kjosk“ bezeichnet werden.
Es gibt Kioske, die unter Denkmalschutz stehen, wie zum Beispiel der Milchpilz in Regensburg, der auch mit zur Fotosammlung von Ute Sokolowski gehört, oder das Bundesbüdchen am Bonner Bundeshaus. Aber auch Bremen hat da einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten. „Die Kioske sind zum Teil von Architekten gebaut, haben Säulen, gebogene Fenster und andere baulich schöne Attribute“, erklärt die Fotografin. „Andere sind einfacher und schlichter, sie wirken durch ihren Standort, einen farbigen Anstrich oder bestimmte Aufschriften, die im Laufe der Jahre auch einmal geändert wurden.“ Und sie fügt hinzu „So viel Schönheit auf so kleinem Raum, das beeindruckt mich!“ Das ist auch der Grund, warum sie ihre Lieblingsmotive der 80er- und 90er-Jahre wiederentdeckt hat und ihre Arbeit unbedingt fortsetzen möchte.
Das Kulturhaus Brodelpott hält zu der Ausstellung Buchmaterial bereit, das Interessantes zur Kulturgeschichte des Kiosks zu bieten hat, dazu Zeitungsausschnitte mit kuriosen Berichten rings um das Kiosk.
Kulturhaus Walle, Schleswiger Straße 4, Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch und Freitag 10 bis 13 Uhr, Montag bis Freitag 15 bis 18 Uhr.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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