
Dass sich in einer Buchhandlung Bücher stapeln, ist keine Überraschung. Wenn diese Bücher allerdings verpackt sind und man nicht weiß, was man kauft – dann ist es schon eine Überraschung. 150 dieser Überraschungen hat es in der letzten Woche im Logbuchladen gegeben. Eingeschlagen in Kraftpapier und mit einem Aufkleber versehen, auf dem „Soli-Kneipenbuch für Lox und Hart Backbord“ zu lesen ist. „Wir sind toll durch die Schließzeit gekommen“, sagt Inhaberin Sabine Stiehler. Vier Wochen war die Buchhandlung aufgrund Corona-Krise geschlossen. Bücher hat Stiehler in dieser Zeit über das Internet um am Telefon verkauft. Seit dem 20. April dürfen Kundinnen und Kunden den Laden auch persönlich wieder besuchen. Doch nicht aller Waller haben die vergangenen Woche unbeschadet überstanden; vor allem Gastronomien haben darunter zu leiden, dass kein Bier gezapft und Schorlen bestellt werden. Darum haben sich die Buchhändlerin und ihre Familie eine Aktion zur Solidarität überlegt. Für eine Spende von zehn Euro oder mehr gibt es eines der Überraschungsbücher. Den Erlös, erhöht um die Einnahmen aus einer Lesung vom vergangenen Herbst, erhalten die beiden Waller Kneipen Lox und Hart Backbord. Am Sonntag vorvergangener Woche ging ein Beitrag über die Aktion auf Instagram online. Einen Tag später waren die ersten 50, drei Tage später die zweiten 50 Bücher verkauft. „Die Aktion wird total gut angenommen“, sagt die Buchhändlerin. „Wir verpacken jetzt noch mal 50 Bücher und danach ist Schluss.“ Das war vergangenen Mittwoch. Hinter den „Soli-Büchern“ befinden sich Freiexemplare, die die Buchhandlung von Verlagen erhält. Ausgewählt haben sie Romane aller Art, so Stiehler – Romane, Krimis oder Erzählbände, die meisten davon Hardcover. Gerade diese zwei Kneipen zu unterstützen, sei eine Herzensentscheidung, so Stiehler. „Das Lox und das Hart Backbord sind die Kneipen, die wir gerne besuchen. Da haben wir einen persönlichen Bezug.“
„Wir sind sehr gerührt und haben uns wahnsinnig darüber gefreut“, sagt Tina Fock vom Lox. Die coronabedingte Schließung sei für das Lox sehr teuer gewesen. „Wir haben von der Stadt eine Förderung erhalten. Das verschafft uns etwas Luft.“ Und mit dem Spendengeld vom Logbuch? „Wir werden damit wohl Löcher stopfen.“ Bereits vor Corona hatten Tina Fock und Thomas Walter, die das Lox gemeinsam führen, mitgeteilt, dass sie die Bar zum 31. Mai aufgeben werden. „Wir hatten Veranstaltungen geplant und wollten uns von unseren Kunden gebührend verabschieden.“ Dass die nun ausfallen müssen, schmerzt. Der Getränkekeller muss bis Ende Mai aber noch leer werden – darum wird aus dem Lox während seiner letzten Wochen ein Kiosk. „Von 15 bis 21 Uhr verkaufen wir Kaffee, Kuchen und unsere Flaschengetränke vor der Tür zu unseren Kartenpreisen“, sagt Fock. „Damit wir wenigstens ein bisschen Geld wieder reinholen.“
„Wir lieben das Logbuch und wir wissen warum“, sagt Alex Becker vom Hart Backbord. „Wir können zurzeit wenig selbst tun. Stammkunden haben auch für uns gesammelt.“ Das Geld der Buch-Aktion gehe ans Personal. „Wir haben eine Hauptbeschäftigte in Teilzeit, die gerade in Kurzarbeit ist. Wir werden ihr das Geld zur Verfügung stellen. Sekt kaufen wir davon nicht – den haben wir sowieso schon da.“ Vor der Schließung hatte sich die Kneipe noch auf den Irischen Nationalfeiertag, den St. Patrick‘s Day, vorbereitet. „Wir haben gar nicht darüber nachgedacht, dass das ausfallen könnte.“ Wie es weitergeht, weiß Becker noch nicht. „Wir sind in der achten Woche, in der wir nicht mehr arbeiten dürfen.“ Geplant werde im 14-Tage-Rhythmus. Becker sagt, er unterstütze die Maßnahme zur Eindämmung des Virus. Aber er wünscht sich mehr Planungssicherheit. „Charmanter wäre es für die Zukunft, wenn wir uns langfristig über solche Pläne unterhalten könnten.“ Nachdem Becker viel Unterstützung aus dem Stadtteil erfahren hat, möchte er auch zurückgeben und den Gabenzaun am Dedesdorfer Platz vor allem mit nicht-alkoholischen Getränken aus dem Hart Backbord bestücken. Die Corona-Krise ist noch nicht zu Ende. Darum müsse man weiterhin die Nerven behalten und dran bleiben, sagt Becker. „Es verlangt einem alles ab. Wir wüssten nicht, was wir tun würden, wenn wir die Waller nicht hätten.“
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