
Die Eigentümer von 43 Findorffer Reihenhäusern haben sich zusammengeschlossen, um ihre Nachbarschaft klimafreundlicher zu gestalten. In ihrem Sinne wird zurzeit ein ganzheitliches Quartierskonzept erstellt, das neben der energetischen Sanierung auch Aspekte wie Dachbegrünung und nachhaltige Mobilität umfassen wird. Nach einer umfassenden Analyse der Gegebenheiten soll Ende dieses Jahres ein fachlicher Bericht mit konkreten Handlungsvorschlägen inklusive Kostenberechnungen vorliegen. Anschließend steht es den Hausbesitzern frei, welche Maßnahmen sie umsetzen möchten. Das Planungsvorhaben wird über das Programm „Energetische Stadtsanierung“ der KfW-Bank gefördert. Soviel Einmütigkeit ist offensichtlich selten: Ein solches Nachbarschaftsprojekt habe es in der Stadt bislang noch nicht gegeben, heißt es aus der Bremer Klimaschutzagentur Energiekonsens, die die Nachbarn bei diesem Prozess begleitet.
Das Quartier Schweinfurther Weg/Kissinger Straße ist eine Wohnsiedlung, die idyllisch und etwas versteckt zwischen der Aschaffenburger und der Kissinger Straße gelegen ist. Die 43 bunten Flachdach-Einfamilienhäuser, die in den 1970er-Jahren entstanden sind, werden durch eine gemeinsame zentrale Ölheizungsanlage verbunden, die zwar noch funktioniert, aber mittlerweile in die Jahre gekommen ist und über kurz oder lang ersetzt werden muss. Diese Perspektive war im vergangenen Jahr auch der Anlass für Anwohner Heribert Eschenbruch, sich bei der Klimaschutzagentur nach Informationen und Fördermöglichkeiten zu erkundigen. „Ich könnte mir den Austausch der gemeinsamen Ölheizung gut durch eine Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage vorstellen“, erklärte Eschenbruch vor dem Findorffer Dachausschuss für Bau, Klima, Umwelt und Verkehr. „Aber auch die Begrünung der Dächer, Dämmung und Mobilität könnten wir angehen, zum Beispiel mit einer gemeinsamen E-Ladestation.“ Im Rahmen von Eigentümerversammlungen sei dann beschlossen worden, sich gemeinsam für das Quartierskonzept zu bewerben und über die Stadt einen entsprechenden Förderantrag stellen zu lassen. Die Federführung übernahm die gemeinnützige Klimaschutzagentur Energiekonsens, die seit 1997 private und öffentliche Einrichtungen, Unternehmen und Kommunen berät, die ihren CO2-Abdruck mithilfe von erneuerbaren Energien, Energieeffizienzmaßnahmen und nachhaltigen Verhaltensweisen optimieren möchten. Besonders im Fokus steht dabei die energetische Sanierung von Gebäuden, so Fischbeck.
Der Auftrag, den Ist-Zustand zu analysieren, Potenziale aufzuzeigen und einen Katalog an Maßnahmen vorzulegen, ging an das Bremer Ingenieurbüro beks EnergieEffizienz. Im Dezember 2020 wurde zunächst ein Fragebogen konzipiert und an alle Haushalte im Wohnquartier verteilt. „Allein die Rücklaufquote von 70 Prozent ist außerordentlich hoch und zeigt: Der Wille ist da“, sagt dazu Projektleiterin Alina Fischbeck von Energiekonsens. Die Findorffer waren nicht die ersten, die sich für das Kfw-Programm mit dem Titel „Zuschuss 432“ beworben hatten – und doch etwas ganz Besonderes. „Erfolgreich initiiert und umgesetzt wurden bislang nur Projekte von Institutionen oder Wohnungsgesellschaften“, erklärt Fischbeck. „Das ist wirklich ein tolles Projekt und ein gutes Beispiel dafür, wie Bürgerinnen und Bürger sich zusammentun, um gemeinsam etwas für den Klimaschutz zu unternehmen. So etwas ist nicht selbstverständlich.“
Lob gab es dafür auch von Bremens Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau: „Der Gebäudesektor spielt zum Erreichen unserer Klimaschutzziele eine entscheidende Rolle. Deswegen finde ich es klasse, dass sich die Menschen vor Ort für mehr Klimaschutz sowie für Investitionen in den Gebäudestandard einsetzen und hier die Initiative ergriffen haben,“ so Maike Schaefer.
Bei der Klimaschutzagentur erhoffe man sich, dass das Findorffer Projekt als Vorbild für andere dienen wird, so Fischbeck. Für weitere Quartierskonzepte stellt die Förderbank niedrigschwellige Anforderungen: Als Quartier gilt bereits alles, was mehr als ein Haus umfasst.
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