
Westend. Es war ein Sensationsfund, wie ihn sich Literaturwissenschaftler und andere Schatzsucher erträumen. Im Jahr 1997 entdeckte die Bewohnerin eines toskanischen Palazzo in einer uralten Truhe 39 eng beschriebene Seiten, die mit einer Schnur zusammengehalten wurden. Experten bestätigten: Es handelte sich um die Handschrift der englischen Romantikerin Mary Shelley (1797-1851) und um eine Geschichte, von der bislang niemand geglaubt hatte, dass man sie je lesen würde.
Shelley, der mit ihrem Schauerroman „Frankenstein“ im Jahr 1816 eines der bedeutendsten Werke der englischsprachigen Literatur gelungen war, hatte sich „Maurice, or the
Fisher’s Cot“ für die elfjährige Tochter eines befreundeten Ehepaars ausgedacht. 200 Jahre nach seiner Entstehung hat sich der Waller Logbuch-Verlag mit liebevoller Hand des lange verloren geglaubten kleinen „Maurice“ angenommen. Nun liegt die deutsche Erstausgabe vor – in einer Übersetzung von Alexander Pechmann, mit Illustrationen des Amsterdamer Grafikers Erik Kriek und gedruckt auf einer historischen Buchpresse. Die Neuerscheinung wird am Freitag, 13. März, 19.30 Uhr, in der Buchhandlung Logbuch, Vegesacker Straße 1, öffentlich vorgestellt. Der Eintritt zur Lesung mit der Bremer Schauspielerin Kathrin Steinweg ist frei.
„10. August 1820: Eine Geschichte für Laurette geschrieben. Bergwanderung. Wetter warm und freundlich“: Dieser Tagebucheintrag der jungen Mary Shelley war fast 180 Jahre lang der einzige Hinweis auf das Werk. Die Widmung „Für Laurette von ihrer Freundin Mrs. Shelley“ fand sich auch auf dem italienischen Manuskript.
„Maurice“ ist ein kleiner Junge, der von einer kinderlosen Frau entführt wird. Weil er von deren Ehemann misshandelt wird, reißt der Junge aus und findet bei einem Fischer und dessen Frau ein fürsorglicheres Zuhause. Nach dem Tod der Pflegeeltern ist Maurice wieder auf sich gestellt. Noch weiß er nicht, dass seine leiblichen Eltern nie aufgehört haben, nach ihm zu suchen. Für die Literaturwissenschaft war die Entdeckung der Kurzgeschichte ein wichtiger Baustein in der Shelley-Forschung. Für Übersetzer Alexander Pechmann, Experte für englische und amerikanische Literatur des 19. Jahrhunderts, ist sie „nicht nur eine der schönsten Geschichten Mary Shelleys, sie ist auch ein Vorläufer der komplexen Erzählstruktur ihrer späteren Arbeiten.“
Seit 2014 veröffentlicht der Logbuch-Verlag seine Reihe von Pressendrucken. Darunter finden sich neben Erstausgaben zeitgenössischer Autoren und Illustratoren auch diverse Wiederentdeckungen klassischer Texte. Für Herausgeber Axel Stiehler fügt sich die Shelley-Erzählung nicht nur wegen ihrer „wunderbaren, fast märchenhaften Stimmung“ perfekt in die außergewöhnliche Spezialitäten-Reihe ein. Als deutsche Erstausgabe des Werkes einer Weltautorin bedeute sie für den kleinen Waller Verlag nicht weniger als eine „literarische Sensation.“
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