
„Endlich geht es voran.“ Das dachten vermutlich viele Gröpelinger, als am 31. Juli 2017 die Bagger anrückten. Viele Jahre lang hatten zuvor Anwohner und Ortspolitiker zusehen müssen, wie die schon berühmt-berüchtigte Ruine des ehemaligen Modehauses C. A. Klein immer mehr verfiel. Die besondere Lage der Immobilie genau an der zentralen Kreuzung Gröpelinger Heerstraße/Beim Ohlenhof – also mitten im Herzen von Gröpelingen – machte die Angelegenheit für den Gröpelinger Beirat umso unerträglicher.
Und so atmeten viele auf, als der Schwachhauser Immobilienunternehmer Philip Nitzsche nach langwierigen Verhandlungen im Sommer vor einem Jahr endlich die Baugenehmigung für einen Neubau namens Ohlenhof-Carrée bekam: Ein viergeschossiges Geschäfts- und Dienstleistungszentrum, für dessen Errichtung Nitzsche vier Millionen Euro investieren will.
Inzwischen ist die Klein-Schrottimmobilie zwar tatsächlich verschwunden – die öffentliche Aufbruchstimmung allerdings auch. Denn von dem angekündigten Neubau ist noch immer nichts zu sehen. Die Baugrube ruht seit mehreren Monaten und schon wird über das sogenannte Gröpelinger Loch gelästert. Manche Gröpelinger bezweifeln inzwischen, dass das Ohlenhof-Carrée tatsächlich noch kommt. Die Mieter seien abgesprungen, war sogar schon im Stadtteil zu hören.
An diesen Gerüchten sei nichts dran, unterstreicht Philip Nitzsche: „Die Mietverträge sind unterzeichnet.“ Zwei große Ankermieter – ein Fitnessstudio und ein Schnellrestaurant – sind demnach verbindlich mit dabei; für das Obergeschoss allerdings habe umdisponiert werden müssen. Dort werde anders als ursprünglich geplant nun doch keine Arztpraxis einziehen. Die Ärzte im Stadtteil seien überwiegend fest verwurzelt und es kämen kaum neue hinzu, erklärt Nitzsche dies: „Viele Ärzte wandern in andere Stadtteile ab. Wir hatten zwar einen Interessenten, der dann aber andere Räumlichkeiten gefunden hat, die schneller und günstiger zur Verfügung standen.“
Stattdessen will Nitzsche nun auch Wohnungen in das Ohlenhof-Carrée integrieren – eine Option, die bereits im Zuge der 2015 gestellten Bauvoranfrage berücksichtigt und auch genehmigt worden sei. Aber: Für den Bau von Wohnungen an dieser Stelle müssen die Unterlagen für die bereits erteilte Baugenehmigung neuen Bestimmungen zufolge um ein Schall-Gutachten ergänzt werden.
Und so ist der Grundstücksentwickler aktuell damit beschäftigt, eine entsprechende Untersuchung zu erstellen, um sie der Baubehörde zu liefern. „Wir können nicht einfach anfangen, ohne geprüfte Unterlagen zu haben. Genehmigungsverfahren sind sehr komplex und in diesem Fall wird noch einmal alles auf Herz und Nieren geprüft“, erklärt Nitzsche, der hofft, dass spätestens im Februar alle Formalitäten erledigt sind und es auf dem Grundstück endlich weitergehen kann.
Was aufmerksamen Beobachtern wie zum Beispiel Dieter Steinfeld von der Grünen-Fraktion im Beirat indes nicht entgangen ist: Schräg gegenüber vom zukünftigen Ohlenhof-Carrée auf dem Garagenhof Beim Ohlenhof 15/17 neben dem katholischen Gemeindezentrum St. Nikolaus tut sich etwas: Es sind Bäume gefällt und Bauzäune aufgestellt werden. Dort nämlich errichtet Nitzsche einen Komplex mit 17 Wohnungen sowie 64 Pkw-Stellplätze, die mit dem Bau des Ohlenhof-Carrées vor Ort benötigt werden.
„Seit Juli haben wir dafür die Baugenehmigung, und da geht es jetzt los“, sagt Nitzsche. Von diesem Grundstück aus sei dann später die teilweise Versorgung des Ohlenhof-Carrées geplant: „Wir sind jetzt mit dem Heizhaus und dem Leitungssystem am Gange.“ Gröpelingen sei ein attraktiver Standort, ist Nitzsche trotz der Widrigkeiten weiterhin überzeugt: „Man merkt, dass das Interesse von Investoren dort steigt und dass sich an verschiedenen Ecken etwas tut.“
Der Beirat erhofft sich von der Aufwertung des früheren Klein-Grundstücks Strahlkraft für das ganze Quartier. So sollen nach der Fertigstellung des Ohlenhof-Carrées weitere Maßnahmen folgen: Schon vor Längerem hatten die Ortspolitiker den Plan geschmiedet, den angrenzenden Platz attraktiver gestalten zu lassen und die Fläche nach Bremens Altbürgermeister Hans Koschnick, ein „Gröpelinger Jung“, zu benennen.
Verschiedene Pläne zur Gestaltung des Platzes liegen schon seit Jahren in der Schublade: Im Jahr 2010 hatte der Gröpelinger Beirat unter den Studenten des Fachbereichs Architektur der Hochschule Bremen einen Wettbewerb ausgelobt und die besten Entwürfe von einer Jury küren lassen. Auch diesem Impuls ging eine lange Geschichte voraus: Schon bei der Stadtteilsanierung in den 1990er-Jahren war der Platz nicht angefasst worden, da unklar war, was Anrainer C. A. Klein mit seinem Gebäude beabsichtigte.
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