
Regisseurin Carina Claus hat sich für ihr Debüt eine Vorlage ausgesucht, die eine frühere Generation der Schultheatertruppe vor mehr als einem Jahrzehnt erstmals aufgeführt hat. Aber selbstverständlich hat sich die junge Generation das Stück komplett zu eigen gemacht und es in ihre Zeit geholt. Für die drei Aufführungen am 3. und 4. April wünschen sich die Akteure viel Publikum.
Es geht, ganz kurz gesagt, um Folgendes: An der Schule findet ein Videowettbewerb statt. Die Theater-AG und die Video-AG sind die stärksten Konkurrenten um den ersten Preis. Die einen haben die guten Schauspieler, die anderen das bessere technische Equipment. Mit nicht immer ganz fairen Mitteln versuchen die beiden rivalisierenden Gangs, sich gegenüber den jeweils anderen Vorteile zu verschaffen. Doch dann eskaliert der Streit. Wie in Kästners „Fliegendem Klassenzimmer“ ist auch diese zeitgenössische Variation eine Geschichte über Freundschaft, Teamfähigkeit und Gemeinsinn und ihre Kontrahenten Egoismus, Geltungsbedürfnis und Rücksichtslosigkeit: zeitlose Themen in der Welt und im Schulalltag.
Fast 85 Jahre nach der Entstehungszeit des Romans haben sich allerdings die Formen und Erscheinungsbilder verändert. Und auch 15 Jahre nach der Premiere der GSW-Eigenproduktion war das Stück schon wieder in die Jahre gekommen, erklärt Carina Claus. Das Problem „Cybermobbing“ – via diverse „unsoziale Netzwerke“ und andere Plagegeister im Internet – ist inzwischen so allgegenwärtig, dass es danach schrie, ins Stück hineingeschrieben zu werden, sagt die junge Regisseurin. Stark verändert habe sich zwischenzeitlich auch die Sprache, wie ihre jugendlichen Akteure aus den Klassenstufen fünf bis zehn monierten. Vor Jahren kriegte sich die Jugend „in die Wolle“ – heute gibt es „Beef“. Das Synonym für „beruhige dich“ heißt im Original noch „komm mal runter“. Dazu sagt man aktuell „chill mal!“ Seit mehr als 25 Jahren bleibt das GSW-Theaterensemble mit Eigenproduktionen am Puls der Zeit, die mit ihren Themen und ihrer Sprache Kinder und Jugendliche ansprechen.
Selbstbewusstsein wird gestärkt
Für die jungen Akteure soll die Bühnenerfahrung auch eine effektive Methode sein, das Selbstbewusstsein zu stärken. Die Tradition wurde von Rüdiger „Ecki“ Eckert begründet, der im Schulalltag als Sozialpädagoge tätig war, seine Theaterleidenschaft aber auch mit einer theaterpädagogischen Zusatzausbildung schulreif gemacht hat. Fast ebenso lange gehören für die Theater-AG auch die jährlichen Auftritte im Schlachthof dazu. Eine besondere Ehre gab es 1997 für die Produktion „... und wer küsst Zombie?“: Auf Einladung des Bundespräsidenten durfte das Ensemble nach Berlin zu einem Schultheater-Treffen reisen. Auch wenn sich die hauseigenen Autoren bei den Eigenproduktionen gerne von bekannten Vorlagen inspirieren ließen – zu solchen Quellen gehörten unter anderem Erich Kästner, Charles Dickens oder die Klassiker der „Gothic Novels“ – einen großen Wert legen die Autoren immer auch darauf, dass die Ensemblemitglieder ihre eigene Kreativität in die Bühnenstücke mitbringen. „Theater muss eigentlich wie Fußball sein: Es muss spannend sein, und es muss Spaß machen, es zu spielen und zu sehen“, lautete das Motto von Rüdiger Eckert, der seit dem vergangenen Jahr im Ruhestand ist.
Sein Erbe hat nun Carina Claus angetreten, die selbst jahrelang Ensemblemitglied als Darstellerin und Regieassistentin war, und auch nach Wechsel in die Oberstufe, Abitur am Schulzentrum Rübekamp und freiwilligem sozialem Jahr ihrer alten Schule immer verbunden geblieben ist. Mittlerweile hat die 24-Jährige ein Studium der Soziologie beendet und steckt mitten in den Masterstudien im Fach Geschichte. Außerdem engagiert sie sich seit vielen Jahren in der Jugendarbeit des Deutschen Volksbunds Kriegsgräberfürsorge. Die Zusammenarbeit mit ihrer „irre coolen Gruppe“ hat der Regisseurin jedenfalls so viel Spaß gemacht, dass sie schon konkrete Ideen für die kommenden Theaterprojekte hat.
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