
Ein ungewöhnliches Schreiben aus dem Ortsamt West hat vor einigen Wochen im Amt für Straßen und Verkehr (ASV) förmlich für Aufsehen gesorgt: Der Gröpelinger Beirat bittet Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) darum, den für die Straßenerneuerung im Bremer Westen verantwortlichen Referatsleiter Mark Castens „in Würdigung seines vorbildlichen Einsatzes zum Wohle des Stadtteils förmlich zu belobigen.“
Castens, der seit 2010 im ASV tätig ist und dort den Erhaltungsbezirk 2 für Walle, Gröpelingen, Oslebshausen und das Blockland leitet, sei in den zurückliegenden Jahren „in besonderem Maße als hilfsbereiter und kooperativer Partner beim Lösen der größeren und kleineren Herausforderungen auf Stadtteilebene in Erscheinung getreten“, heißt es in dem Anschreiben: „Gegenüber dem Beirat Gröpelingen zeigte er sich bei der Umsetzung der spezifischen Anliegen, die in dieser Zeit an ihn herangetragen wurden, stets verständnisvoll und entgegenkommend und hat darüber hinaus durch sein proaktives Engagement in den Sachfragen oftmals Lösungswege aufgezeigt und darüber zahlreichen Projekten, die der Ortspolitik am Herzen lagen, entscheidend zur Umsetzung verholfen.“ Diese „beispielgebende Amtstätigkeit“ sei eine Würdigung wert.
„So etwas hatten wir so noch nicht„, sagt dazu ASV-Sprecher Martin Stellmann. “Wir sind im Kern ein technisches Bauamt – und dessen Mitarbeitern klopft man im allgemeinen nicht so auf die Schultern. Zumal auch Mark Castens nicht immer alle Wünsche erfüllen kann.“ So konnten beispielsweise inzwischen zwar viele der vom Beirat vorgeschlagenen Stadtteilbudget-Maßnahmen umgesetzt werden – aber eben nicht alle, wie Castens erzählt: „Manchmal ging es aus rechtlichen Gründen nicht. Da kriegt der Beirat dann aber auch eine Erklärung.“
Die nun von den Ortspolitikern vorgeschlagene Belobigung sei auch für ihn überraschend gekommen, sagt Castens: „Das Erste, was ich daraufhin getan habe: Ich habe mich bei meinen Mitarbeitern auf dem Betriebshof bedankt. Weil es ohne sie wahrscheinlich nicht zu diesem Brief gekommen wäre. Sie sind schließlich diejenigen, die die Maßnahmen umsetzen.“ Über die lobenden Worte habe er sich natürlich gefreut: „Ich wusste aber erst einmal nicht so gut damit umzugehen.“ So richtig könne er sich auch gar nicht erklären, womit genau er die Gröpelinger Ortspolitiker so sehr für sich eingenommen habe, winkt der gelernte Straßenbauer bescheiden ab: „Ich bin so, wie ich bin.“
Was eine Rolle dabei spielen mag, dass zwischen ihm und den Gröpelingern die Chemie stimmt: Castens, Jahrgang 1974, ist in Gröpelingen aufgewachsen. „Ich empfand meine Kindheit an der Stuhmer Straße als sehr schön und habe mich dort immer wohl gefühlt“, erzählt er. Dementsprechend gut kennt er sich im Stadtteil und mit den örtlichen Gegebenheiten aus.
Vor allem aber Castens’ Arbeitseinstellung – und seine grundsätzliche Haltung den Dingen gegenüber – dürfte bei den Gröpelinger Ortspolitikern einen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen haben. Schließlich weiß er, bei allem Respekt für die Straßenverkehrsordnung, Ermessensspielräume zu nutzen, sofern sich welche auftun. In Ausnahmefällen kann es etwa vorkommen, dass Castens sich etwas ausdenkt, um Autofahrer daran zu hindern, weiterhin so vor dem Haus eines Rollstuhl-Fahrers zu parken, dass dieser sein Grundstück praktisch nicht verlassen kann: „In solchen Fällen setzen wir auch schonmal einen Poller.“
Als vor einigen Jahren die zentrale Kreuzung in Oslebshausen für Bauarbeiten gesperrt wurde, ließ sich Castens etwas Ungewöhnliches einfallen, damit die Anwohner weiterhin in die kleinen Wohnstraßen um die Baustelle herum hineinfahren konnten, LKW hingegen weiträumig umgeleitet wurden: „Ich habe parallel zur Umleitungsausschilderung einfach eine Anliegerinformation an alle Haushalte verteilt, in der stand, welche Straßen von der Maßnahme nicht betroffen sind.“ Das habe geklappt: „In zwei Wochen gab es nicht eine Beschwerde.“
In Walle wiederum hat er ein leidiges Thema angepackt. Seit Jahren fordern dort Anwohner, dass der düstere Mäusetunnel rundum erneuert werden solle. Hier hat sich Castens kürzlich persönlich dafür eingesetzt, dass endlich die Zuständigkeiten zwischen Bahn und ASV vertraglich geklärt wurden. „Das ist ein Beispiel, wo ich mich gerne einbringe, auch über das übliche Maß hinaus“, sagt der 45-Jährige.
Überdurchschnittliches Engagement zeigt Castens übrigens auch im privaten Bereich. Er ist in der Hospizbewegung aktiv und hat 2017 den Verein Lebenswunsch gegründet, der Menschen ihre letzten Wünsche erfüllen möchte. Außerdem ist er ehrenamtliches Mitglied im Rat der Gemeinde Ovelgönne im Bremer Umland, in der er seit 15 Jahren wohnt. Er sei eben keiner, der sich nach Feierabend einfach aufs Sofa lege, erklärt Castens dazu: „Ich befasse mich gerne mit den Dingen, die in der Gemeinde passieren. Und das Wunsch-Erfüllen ist auch ein schöner Kontrast zum Arbeitsalltag.“
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