
Regensburger Straße. Glücklich ist, wer solche Menschen in seiner Nähe weiß: Die Mitarbeiterin, die jederzeit bereit ist, Überstunden zu leisten, um die Kollegen zu entlasten. Die Erzieherin, die auch nach Dienstschluss für die Anliegen der Eltern ein offenes Ohr hat. Die Großeltern, die immer einspringen, wenn bei der Kinderbetreuung Not am Mann ist. Der handwerklich begabte Nachbar, dem keine Erledigung zu viel ist. Doch wenn das eigene Wohlergehen auf der Strecke bleibt, ist es tatsächlich zu viel. Die Psychologin Petra von Minden hat einen Ratgeber geschrieben, den sie am liebsten allen an die Hand geben möchte, die sich in Beschreibungen wie diesen wiedererkennen. Ihre Botschaft: Es ist wichtig, auch einmal nein zu sagen. Und es gibt viele unterschiedliche Arten, dies zu tun.
Meine Grenzen erweitern: Diesen Titel hat der Verlag der Neuveröffentlichung gegeben. Doch viel mehr gehe es ihr darum, persönliche Grenzen bewusst zu machen, und Methoden aufzuzeigen, anderen diese Grenzen zu signalisieren, erklärt die Autorin, die in Findorff zu Hause ist. „Immer für andere da sein: Das macht Menschen so besonders liebenswert. Doch es ist auf Dauer nicht gesund, immer die eigenen Wünsche und Bedürfnisse hintanzustellen.“
Das gelte nicht nur in privaten Beziehungen, sondern auch im beruflichen Umfeld, weiß die Psychologin mit dem fachspezifischen Schwerpunkten Kommunikation, Konfliktbewältigung und Teamentwicklung. Sie erzählt, wie oft ihr als Dozentin und Supervisorin der Leidensdruck begegnet, der sich aufbaut, wenn die Grenzen zwischen professionellem und persönlichem Einsatz verschwimmen. Solche Situationen können laut von Minden in allen Lebensbereichen auftreten, in denen die Betroffenen mit anderen Menschen zu tun haben – als Eltern, Partner, Kinder, Kunden, Klienten oder Patienten.
Doch vor allem bei Beschäftigten im sozialen und pädagogischen Bereich sei die Problematik offensichtlich. „In meinen Kursen und Vorträgen wurde ich immer wieder mit dem Thema Abgrenzung konfrontiert. Sobald dieser Aspekt zur Sprache kam, war das Interesse enorm“, erzählt sie. Das könne unter anderem daran liegen, dass sich besonders Menschen zu sozialen Berufsfeldern hingezogen fühlen, die von Haus aus viel Empathie und Hilfsbereitschaft mitbringen. Das sei „Stärke und Schwäche zugleich“, sagt von Minden. Denn das Risiko sei groß, sich von den Fällen, mit denen man beruflich zu tun habe, bis ins Private vereinnahmen zu lassen.
„Dahinter steckt meist die Furcht, andere zu enttäuschen, zu verärgern oder zu verletzen. Viele der Betroffenen – nicht nur, aber überwiegend Frauen – gehen irgendwann auf dem Zahnfleisch. Sie sind selbst todunglücklich mit der Situation, aber wissen nicht weiter.“ Der Schlüssel heißt hier: Die inneren Blockaden erkennen, und die individuell richtige Balance finden sagt von Minden. „Wir wollen – zu Recht – beides: respektiert und zugleich gemocht werden. Beides ist existenziell wichtig für uns“, betont die Psychologin.
Diesen „Spagat zwischen gesunder Selbstbehauptung und dem Pflegen guter Beziehungen“ hinzubekommen, dazu soll ihr Buch beitragen. Es ist ein Sachbuch, das auf solider wissenschaftlicher Basis und Erfahrung fußt, und dennoch bewusst so lesbar und lebensnah formuliert wurde, dass es sich als praktischer Werkzeugkasten für eine Vielfalt an Situationen im privaten und beruflichen Alltag eignet.
Im ersten Teil wird unter anderem erklärt, weshalb es wichtig ist, seine Grenzen zu kennen und zu behaupten, und welche Alarmsignale Körper und Seele aussenden, wenn Grenzen überschritten werden. Teil zwei zeigt anhand konkreter Beispiele, wie die eigenen oder die Grenzüberschreitungen anderer zu erkennen und zu verstehen sind. Im dritten, zentralen Teil werden insgesamt 155 Techniken aufgeführt, die in ganz unterschiedlichen Szenarien für eine gesunde Distanz sorgen können. Viele dieser Techniken seien im Rahmen ihrer Kurse und Teamcoachings entwickelt und gesammelt worden, erzählt von Minden.
Dass sie in der Fachliteratur kein Sachbuch in dieser umfassenden, alltagspraktischen und lebensnahen Form gefunden habe, war ihre Motivation, sich selbst an die Arbeit zu machen, erklärt die Psychologin. Sie wünscht sich, dass möglichst vielen Leuten durch das Buch geholfen wird.
Das Buch „Meine Grenzen erweitern: 155 Techniken zur Selbstbehauptung und zum Abbau innerer Blockaden” (286 Seiten, Junfermann-Verlag, ISBN 978-3-7495-0071-0) ist zum Preis von 29 Euro im Buchhandel erhältlich. Eine limitierte Anzahl an Exemplaren zum Sonderpreis von 23 Euro kann direkt über die Autorin bezogen werden. Kontakt: petravm@freenet.de.
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