
Doch irgendwann ist es auch für die vertrauensselige alte Dame nicht mehr zu übersehen: Dieser Professor Marcus ist in Wirklichkeit gar nicht der seriöse Gentleman, für den er sich ausgibt. Und die drei Herren, die ihn regelmäßig besuchen, sind mitnichten respektable Kammermusiker. Als die Witwe ihnen auf die Schliche kommt, geht für die distinguierten Delinquenten kein Weg daran vorbei – die rechtschaffene Mrs. Wilberforth muss um die Ecke gebracht werden. Mehr soll hier nicht verraten werden. Die Besucher des Bremer Kriminal Theaters können sich schon darauf freuen, den „Ladykillers“ beim Scheitern ihres Mordsplans zuzusehen. Am Freitag, 9. März, ist Premiere. Und die Proben versprechen: Wer schwarzen Humor im nostalgischen Gewand mag, wird sich hier wunderbar amüsieren.
Die Geschichte dürfte vielen Filmfans bekannt vorkommen. Sie basiert auf der gleichnamigen britischen Krimikomödie, die 1955 in den legendären Ealing-Studios gedreht wurde und bis heute beliebt ist. Das britische Filminstitut wählte das Werk unter die zwanzig besten britischen Filme aller Zeiten. Das „Lexikon des internationalen Films“ nennt „The Ladykillers“ ein „Kriminallustspiel der besten britischen Art“ und einen „Meilenstein des britischen Unterhaltungsfilms“. Das Original punktete mit Alec Guinness in der Hauptrolle des Professor Marcus. An seiner Seite war unter anderem ein aufstrebender junger Schauspieler namens Peter Sellers zu sehen.
Doch auch die Inszenierung auf der Theaterbühne in der Union-Brauerei ist mit Publikumslieblingen besetzt. Martin Leßmann, Mark Derichs, Guido Maria Köber und Mateng Pollkläsener – bekannt vom Theatre de Pain – spielen das Ganoven-Quartett. Für die Rolle der resoluten Rentnerin, die die zwielichtigen Herren ordentlich ins Schwitzen bringt, ist Schauspielerin Nina Arena um Jahrzehnte gealtert. Die Proben laufen seit Januar, denn jeder Schritt, jeder Blick, jede Geste muss sekunden- und millimetergenau choreografiert werden. „Komisch sein ist eben ernsthafte Arbeit“, sagt Regisseur Ralf Knapp.
Mit der Bearbeitung von klassischen Filmstoffen hat das Bremer Kriminal Theater viel Erfahrung, und dem neuen Stück ist ein ähnlicher Erfolg zu wünschen wie seinen Vorgängern „Arsen und Spitzenhäubchen“ und „Der Fremde im Zug“ – die übrigens beide im Sommerspielplan wieder aufgenommen werden. Der Plot halte sich weitgehend ans unverbesserliche filmische Original, erklärt Ralf Knapp. Und gerade auf die Passagen, in denen das Kino ganz andere bildliche und erzählerische Möglichkeiten besitzt, habe er besonders viel Lust. Mit den Mitteln des Theaters umzusetzen, was eigentlich gar nicht umsetzbar ist: „Da wird’s erst richtig interessant“, sagt der Regisseur.
Eine sehr charmante Kriminalkomödie mit einer Spur von Utopie: So charakterisiert er selbst die „Ladykillers“. Alexander Mackendrick, der Regisseur des Kino-Originals, berichtete einst, dass ihm erst viele Jahre nach der Uraufführung klar geworden sei, worin die liebenswerte Moral der Geschichte liegen könnte: Die grundanständige, naive Mrs. Wilberforth in ihrem windschiefen Häuschen stehe für die sentimentale Sehnsucht nach alten Werten, die sich tapfer in einer sich wandelnden Welt behaupte und dafür belohnt werde.
Das traf den Nerv der Gesellschaft der Nachkriegszeit. Doch allzu ernst sollte man das Stück natürlich nicht betrachten: Es ist zu allererst sehr vergnügliche Unterhaltung. Ausgedacht hat sich diese so typisch britische Komödie übrigens der Amerikaner William Rose, der für sein Drehbuch mit einem „Bafta“ ausgezeichnet wurde – dem britischen Pendant der Oscar-Trophäe. Der Autor berichtete, dass er den Stoff eines Nachts von Anfang bis Ende geträumt hatte, und ihn morgens nur schnell aufschreiben musste. Aber womöglich hatte er diese Anekdote auch nur erdichtet.
Seit sieben Jahren ist das Bremer Kriminal Theater eine Institution in der Bremer Theaterszene. Vor zweieinhalb Jahren fand das nach eigenem Selbstverständnis „spannendste Theater Bremens“ eine neue, größere Spielstätte in der frisch sanierten Union Brauerei: Ein großes Glück, aber auch eine ebenso große Herausforderung für ein privat geführtes Theater, das völlig ohne öffentliche Subventionen auskommen muss, erklären die Theaterleiter Perdita Krämer und Ralf Knapp. Die „Ladykillers“ sollen daher für viele ausverkaufte Abende sorgen.
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