
Bürgerschaft und Senat haben Gröpelingen auf dem Schirm. So jedenfalls ließe sich der Umstand deuten, dass zum traditionellen Empfang „Gröpelinger Neujahr“ am Sonntag neben Vertretern aus dem Ortsamt, Mitgliedern des Gröpelinger Beirats und Vertretern von Polizei, Vereinen, Schulen, Kindergärten, Wohnungsbauunternehmen, Diako und Arbeiterwohlfahrt auch eine ganze Reihe von Bürgerschaftsabgeordneten verschiedener Parteien sowie Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne), Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) und – als diesjähriger Ehrengast – Finanzsenator Dietmar Strehl (Grüne) ins Nachbarschaftshaus Helene Kaisen (Na’) gekommen waren, um auf das neue Jahr anzustoßen.
Dabei gab es für das Nachbarschaftshaus auch in eigener Sache etwas zu feiern: Mit der seit schon fast zehn Jahren geplanten Gründung einer Nachbarschaftshaus-Stiftung geht es nun endlich voran. Dass es mittlerweile eine entsprechende Genehmigung gebe und der Stiftungsrat gebildet werden konnte, sei vor allem Strehl mitzuverdanken, unterstrich in seiner Begrüßungsrede Peter Sakuth, SPD-Innensenator a. D. und Vorsitzender des Nachbarschaftshaus-Trägervereins: „Vorher wurden wir den Eindruck nicht los, dass sich die Bremer Bürokratie in dieser Angelegenheit im Schneckentempo bewegte und einfach nicht zu Potte kam.“
Das Na’, das auf städtischem Boden steht, soll in eine Stiftung überführt werden, der anschließend auch das Grundstück übertragen werden soll. Schon vor Längerem waren Mitglieder für den Stiftungsrat gefunden worden, der in Zukunft für das Gebäude und die damit verbundenen Angelegenheiten zuständig sein wird. Durch den Tod des früheren Bürgerschaftspräsidenten Christian Weber im Februar 2019 ist in dem Gremium nun noch ein Platz vakant.
Vor etwa zweieinhalb Jahren sei Sakuth das erste Mal auf ihn zugekommen und habe angefragt, ob man nicht etwas machen könne, um die Stiftungsgründung zu beschleunigen, so Strehl, der acht Jahre Staatsrat im Finanzressort war, bevor er Senator wurde: „Es lag aber nicht an mir oder Immobilien Bremen, sondern an der Stiftungsgesetzgebung.“ Dass es mit der Angelegenheit nun vorangehe, finde auch der Senat „richtig gut“.
Als zweites unfreiwilliges „Langzeitprojekt“ erweist sich für das Na’ der Bewegungskindergarten, den schon seit Jahren der im Nachbarschaftshaus ansässige Kindergartenträger Na’kita bauen will; ursprünglich war eine Kooperation mit dem Turn- und Rasensportverein (Tura) hinter dessen Vereinszentrum am Bert-Trautmann-Platz geplant. Das Grundstück erwies sich allerdings als problematisch, unter anderem lebt dort eine schützenswerte Krötenart. „Diese Kita wird in Gröpelingen gebraucht und es gibt dafür schon einen Träger. Es liegt bei Ihnen, dafür zu sorgen, dass dieses Projekt nun umgesetzt wird“, hatte sich Sakuth in seiner Eröffnungsrede unter Applaus aus dem Stadtteil an seine Zuhörer aus der Politik gewandt. „Ich gebe Ihnen Recht“, unterstrich Strehl hierzu später in Sakuths Richtung: „Man muss manchmal auf den Tisch hauen und sagen: Das machen wir so.“
Aus seinen Besuchen in Gröpelingen habe er vor allem das Bild der Bibliothek mitgenommen, die seine Amtsvorgängerin Karoline Linnert mit einem Bürgerinformationsservice ausgestattet hatte, was auch Vorbild für andere Stadtteile sein könne, so Strehl. Der Senat wolle in Gröpelingen viel machen: „Wir sind froh, dass der Bau der Oberschule Ohlenhof läuft und es ist gut, dass das Straßenbahndepot nun umgebaut wird. Ich hoffe, dass wir da auch bald die ersten neuen Straßenbahnen sehen werden.“
Es gebe aber noch ein paar Projekte, wo man gemeinsam etwas hinkriegen müsse. Beim Thema Müll etwa oder bei der Anwendung des Wohnungsaufsichtsgesetzes: „Wir wollen nicht, dass Menschen in Wohnungen gestapelt werden.“ Auch das Thema Verkehr gelte es angesichts vieler zugeparkter Gehwege in Angriff zu nehmen: „Ich möchte jetzt schon um Verständnis dafür bitten, dass Autofahrer zukünftig mehr gequält werden.“ Auch wolle er die Beiratspolitik größer machen und die Zusammenarbeit mit den Beiräten stärken, so Strehl: „Das geht aber nur, wenn wir dafür vernünftige Formate in einem demokratischen Rahmen hinkriegen. Wir können unsere Gesellschaft nur verbessern, wenn wir das mit den Regeln richtig hinkriegen, die wir uns selber gegeben haben.“
Die Grünen hätten dafür gesorgt, dass sich ökologisches Denken und Handeln in Deutschland etabliert habe, hatte sich zuvor Sakuth bei Strehl bedankt und allgemein zu mehr Achtsamkeit für die Zukunft des Planeten aufgerufen – etwa zum Verzicht auf Flugreisen. Gerade in Zeiten wachsender Spannungen in der Gesellschaft und steigender Belastungen für einkommensschwache Bürger würden Einrichtungen wie die Bürgerhäuser immer wichtiger, unterstrich Sakuth außerdem: „Denn in ihnen wird im Kleinen das geboten, was im Großen immer schwieriger wird: Harmonische Geselligkeit über alle Ausgrenzungen hinweg und kulturelle Vielfalt zum kleinen Preis.“ Vor diesem Hintergrund bat er seinen Ehrengast, „sich im Senat und im Parlament für die Zukunft der Bürgerhäuser und auch speziell des Nachbarschaftshauses verstärkt einzusetzen.“
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