
Findorff. Der 4. August 2011 ist schon eine ganze Weile her. Doch viele Bewohner des Bremer Westens dürften sich lebhaft erinnern. Es war der Tag, als der Regen kam – und zwar extrem viel davon. Innerhalb von eineinhalb Stunden prasselten pro Quadratmeter rund 50 Liter Wasser auf die Stadt – nicht viel weniger als sonst in einem ganzen Monat. Überregionale Medien berichteten über die „Sintflut“: Keller und Unterführungen liefen voll, die Feuerwehr musste in den wenigen Stunden zu mehr als 400 Einsätzen ausrücken. Experten prophezeien, dass mit dem Klimawandel solche Starkregenereignisse öfter vorkommen werden. Die Stadt hat Strategien, um sich dagegen zu wappnen. Im Findorffer Bauausschuss fragte man sich, warum sie nicht konsequenter in die Praxis umgesetzt werden.
Anlass für die Reminiszenz war der Besuch von Katrin Schäfer, die im Hause der Bremer Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau tätig ist. Zu ihrem Zuständigkeitsbereich zählt auch die Klimaanpassungsstrategie (Klas), mit der Bremen seit sechs Jahren Schlüsselmaßnahmen für den Klimawandel entwickelt – laut Schäfer als eine der ersten bundesdeutschen Kommunen überhaupt. Die Projektkoordinatorin hatte auch einige Erinnerungsfotos mitgebracht, um Sinn und Zweck der Maßnahmen zu verdeutlichen. „Es fielen damals gigantische Wassermengen“, so Schäfer. Die Betroffenen können es bestätigen: Die Kanalisation war heillos überfordert.
Bürgerinnen und Bürger können seit einem Jahr anhand einer interaktiven Karte auf dem Portal starkregen.bremen.de nachschauen, wie stark ihre Adresse bei Starkregen bedroht wäre. Grundstücks- oder Hauseigentümer können bei Hansewasser einen detaillierten Auskunftsbogen beantragen, oder sich bei einer kostenlosen Vor-Ort-Beratung erklären lassen, mit welchen Vorsorgemaßnahmen sie Haus und Grund schützen können. Schlüsselmaßnahmen der Stadt sind, so Schäfer, die Entsiegelung von Flächen, die bauliche Einrichtung von Zwischenspeichern sowie die Förderung von „Blau und Grün“ – sprich, von Wasserflächen sowie neuen begrünten Versickerungsflächen, auch auf den Hausdächern. Als Vorzeigebeispiel für klimasensible Stadtentwicklung dient die mit Bundesmitteln umgestaltete Münchener Straße, die vor einigen Jahren mit großen Bauminseln, klimaangepasste Baumsorten sowie offenporigen Pflasterbereichen als „Klimaboulevard“ ausgestaltet wurde und damit bereits häufig nationale und internationale Delegationen beeindruckte, berichtete die Projektkordinatorin.
In Findorff war man weniger beeindruckt: „Die Konzepte sind toll, aber ich habe nicht oft gesehen, dass sie umgesetzt wurden“, wunderte sich Ausschusssprecher Ulf Jacob (Grüne). Im Hinblick auf den Straßenbau an der Findorffstraße fragte sich Hille Brünjes (SPD): „Was nützt es, wenn die Leute ihr Eigentum entsiegeln, aber die Stadt die Straßen komplett asphaltiert?“ Grund ist, dass das Klas-Projekt zwar mit Know-how, aber ohne eigenes Budget ausgestattet ist, und die Experten nur mit guten Ratschlägen auf geplante Bauprojekte Einfluss nehmen kann, so Schäfer – auf die dann, wie im Falle der Findorffstraße, wegen der Bremer Haushaltsnot verzichtet werden muss.
Auch in anderen Abteilungen der Klimaschutz-Behörde bereitet man sich auf den
Klimawandel vor. Immobilien Bremen (IB)
hat externe Gutachter eingeschaltet, um Gebäude und Haustechnik der stadteigenen
Liegenschaften nach energetischen Kriterien zu analysieren, erklärte IB-Vertreterin Helga Feidt. Ergebnis des „Klimaschutz-Teilkonzepts“: Die Untersuchungen hatten stadt-
weit „hohe Einsparpotenziale“ und „riesige Potenziale für Fotovoltaikanlagen“ ergeben, mit denen Energieverbrauch, CO2-Ausstoß und Betriebskosten enorm reduziert werden könnten.
In Walle und Findorff seien es vor allem die alten Schulgebäude, deren Sanierung die größten Effekte erwarten lasse, erklärte Gutachter Heinz Eggersglüß (Utec GmbH). In der Praxis wird man Prioritäten setzen müssen, hieß es: Um die Maßnahmen umzusetzen, rechnet man mit Investitionskosten in Höhe von 23 Millionen Euro.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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