
Der Lauenberger Tischlermeister Hinrich Findorff hatte zwei talentierte Söhne. Der Jüngere wurde irgendwann Hofmaler der mecklenburg-schwerinschen Herzöge. Der Ältere veränderte das Gesicht einer ganzen Region. Im kommenden Jahr will man sich an Jürgen Christian Findorff erinnern, der am 22. Februar 1720 in Lauenburg an der Elbe geboren, und im August 1792 auf dem Iselersheimer Friedhof begraben wurde. Im Bremer Stadtteil, der seinen Namen trägt, müsse man sich nun ebenfalls Gedanken machen, findet Birgit Busch.
In den Kommunen zwischen Bremervörde, Gnarrenburg und Worpswede und im Landkreis Osterholz haben die Planungen für den 300. Geburtstag des Königlich Hannoverschen Moorkommissars bereits vor Monaten begonnen. Als Vertreterin Findorffs hat die Bürgervereins-Vorsitzende an den Treffen des Initiativkreises teilgenommen, der bereits mehrmals im Karlshöfenermoor zusammengekommen ist. Höhepunkt werde ein großes Fest sein, das Ende August 2020 in Worpswede stattfinden solle, und für das der niedersächsische Ministerpräsident Stefan Weil bereits die Schirmherrschaft übernommen und sein Erscheinen zugesagt habe. Für die Monate davor und danach werden die beteiligten Heimat- und Kulturvereine ein Jubiläumsprogramm mit Ausstellungen, Lesungen und Vorträgen bestücken. Sogar ein Logo gibt es schon, das mit dem historischen Porträt des Jubilars für „Findorff 2020“ werben soll, und von der Worpsweder Designerin Regina Berndt gestaltet wurde.
Dies alles konnte die Bürgervereinsvorsitzende dem Findorffer Kulturausschuss im Nachbarschaftshaus Nahbei berichten, und auch so viel: Es biete sich an, das Jubiläum mit dem fünften Torfhafenfest am Sonntag, 19. April 2020, zu verbinden. Seit 2005 formieren sich die Torfkähne aus dem Kulturland Teufelsmoor alle drei Jahre zur „Torfkahn-Armada“, um einerseits an die Historie des Torfhandels zu erinnern und andererseits Aufmerksamkeit zu schaffen für ihre ganz aktuellen Aktivitäten. Im Findorffer Torfhafen sah man die Armada erstmals im Jahr 2008, zuletzt 2017. Als Ehrengast fuhr seinerzeit der kürzlich verstorbene Präsident der Bremischen Bürgerschaft, Christian Weber, in einem Torfkahn ins Hafenbecken ein. „Ich gehe davon aus, dass der Bürgerverein das Fest wieder organisieren wird“, so Busch. Der Verein habe bereits Kontakt mit dem Ortsamt West aufgenommen, ein kleiner Arbeitskreis habe sich konstituiert, der nun Ideen für ein Findorffer kulturhistorisches Begleitprogramm sammele. Naheliegend sei es, das Bremer Geschichtenhaus der Bras e.V. ins Boot zu holen, dessen Akteure seit Jahren die Findorffer Torfkähne mit historischem Hintergrundwissen und Anekdoten begleiten.
Auf Einladung des Ausschusses war Angela Piplak nach Findorff gekommen. Die Leiterin des Geschichtskontors im Kulturhaus Walle bot sich als Kooperationspartnerin für eine Ausstellung an. Das Brodelpott-Archiv könne mit vielen Dokumenten zur Geschichte Findorffs dienen, darunter „unendlich viele Torfhafen-Fotos“. Die Historikerin betonte, dass sich das Geschichtskontor schon seit vielen Jahren nicht mehr allein auf die Waller Historie beschränke, und unter anderem auch Materialien aus dem Fundus früherer Bürgervereins-Generationen hüte. Ausschusssprecherin Hille Brünjes (SPD) kündigte an, die Findorffer Grundschulen anzusprechen, da sich das Thema auch für den Unterricht eigne. „Früher stand die Geschichte des Moors auf jedem Lehrplan“, so die Pädagogin.
Jürgen Christian Findorff erstellte nicht nur die ersten Karten und Pläne der unzugänglichen Moorgebiete zwischen Bremervörde, Ottersberg, Lilienthal und Osterholz, sondern leitete auch das kühne Projekt in die Wege, die unwirtliche Landschaft zu entwässern und systematisch für menschliche Besiedlung zu erschließen. Während seiner Tätigkeit gründete er rund 50 Hochmoordörfer. Findorffs Verdienste wurden im Jahr 1771 von König Georg III. von Hannover mit dem Titel eines Moorkommissars belohnt.
Nicht die Landwirtschaft, sondern der Brennstoff Torf entwickelte sich zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor dieser Region, und der Torfkanal wurde zur Lebensader für die Menschen aus den Moorgebieten. Bis weit ins 20. Jahrhundert war Torf der wichtigste Energielieferant für die Stadt Bremen, und im Torfhandel waren die Stadt und die Moorregionen gegenseitig voneinander abhängig in einer wirtschaftlichen Symbiose, die bis weit in das 20. Jahrhundert währte. Die nördlich des Bahndamms gelegene Vorstadt trug lange keinen richtigen Namen. Der Ausdruck „im Findorff wohnen“ bürgerte sich nach Angaben des Autors Peter K. Kirchhof Anfang des 20. Jahrhunderts im Volksmund ein. Amtlich wurde die Bezeichnung erst nach der Bremer Verwaltungsneugliederung 1950.
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