
Es läuft gut. Die Schulen sind besser aufgestellt als im vorigen Jahr: So lautete nämlich – der Studie „IQB Bildungstrend 2016“ zum Trotz – der Tenor der drei Waller Grundschulleitungen, die die Ortspolitiker eingeladen hatten. Der Fachausschuss wollte von ihnen erfahren, wie es drei Monate nach Schuljahresbeginn denn nun eigentlich konkret an den Schulen aussieht. Schließlich hatten im März bei einer gemeinsamen Sitzung der Bildungsausschüsse der Beiräte Walle, Gröpelingen und Findorff mit Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) Vertreter der Schulen im Bremer Westen ein dramatisches Bild der Situation an den Einrichtungen gezeichnet.
Anders als dies erwarten ließe, war nun zunächst einmal überwiegend Positives zu hören. Demnach werden Studenten an den Schulen inzwischen nur noch mit Begleitung im Unterricht eingesetzt und die personelle Situation hat sich allgemein deutlich verbessert. Die Grundschule am Pulverberg etwa sei mittlerweile personell voll ausgestattet, hieß es. Als erste und einzige der Waller Grundschulen hat sie seit diesem Schuljahr sogar eine Leiterin des schuleigenen Zentrums für unterstützende Pädagogik (Zup). „Das hat in Walle sonst keine Grundschule“, lobt Heseding, „und die Behörde investiert wohl viel Energie, um die Stellen zu besetzen.“ Im März hatten die Bildungspolitiker eine generelle Doppelbesetzung, also gemeinsamen Unterricht durch eine Lehrkraft plus einen Sonderpädagogen gefordert. Auch in diese Richtung hat sich am Pulverberg etwas getan und dort ist mittlerweile auch ein Sonderpädagoge mit in der Klasse. Allerdings bislang nur in drei bis vier Unterrichtsstunden pro Woche. Hier sieht Heseding dementsprechend deutlichen Verbesserungsbedarf, denn: „Das entspricht nicht den Forderungen des Fachausschusses. Wobei die zweite Kraft nicht unbedingt ein voll ausgebildeter Lehrer sein muss. Aber auf jeden Fall brauchen die Lehrer Unterstützung. Es gibt da also noch eine ganze Menge Entwicklungspotenzial.“ Was dem Fachausschuss außerdem auf hartnäckiges Nachfragen hin berichtet worden ist: Erkranken am Pulverberg Lehrer oder fallen aus anderen Gründen aus, so wird es dort dann doch mitunter eng, erfuhren die Waller Bildungspolitiker auf Nachfrage von Schulleiterin Benita Buchheim. „Das macht deutlich, dass die Schule formal auf einem guten Niveau ist, dass dies aber nicht ausreicht, um Durststrecken unbeschadet zu überstehen“, so Heseding.
Auch die Grundschule an der Melanchthonstraße steht laut Schulleiterin Sabine Göricke personell besser da als noch im Vorjahr und hat außerdem auch deutlich weniger als erwartet mit Schülern zu tun, die einen hohen Förderbedarf haben. Auch hier ist jedoch im sonderpädagogischen Bereich ein Teil des Angebots weggebrochen, erfuhren sie Waller Ortspolitiker wiederum auf intensives Nachhaken. Denn die „schulergänzenden Maßnahmen“ in Kleingruppen, die das Regionale Beratungs- und Unterstützungszentrum (Rebuz) bislang dort angeboten hatte, werden nun mit der Grundschule am Pulverberg geteilt und finden an der Schleswiger Straße statt. Konkret heißt das: Fachpersonal, das bisher fast jeden Tag in der Schule an der Melanchthonstraße vor Ort war, ist weggefallen und die Familienklasse, in der die Eltern ihre Kinder zu bestimmten Zeiten begleiten und gemeinsam an bestimmten Zielen gearbeitet wird, ist nun in der Grundschule am Pulverberg angesiedelt. Was hier außerdem problematisch werden könnte: Die Schule an der Melanchthonstraße soll vierzügig werden, wobei es für einen Ausbau kaum räumliche Möglichkeiten gibt. Denn das Schulgrundstück ist ringsum von Wohnbebauung umgeben.
Ganztagsbedarf ist groß
Entwarnung gab auch Peter Lehmann, Leiter der Grundschule an der Nordstraße. Dort mussten in der Vergangenheit immer öfter Studenten als Klassenleitung eingesetzt werden. Mittlerweile werden nur noch Referendare beschäftigt, die keine Klassenlehrer sind. Das klingt gut. Dem Fachausschuss bereitet allerdings die räumliche Situation der Schule durchaus Kopfschmerzen, seit im Fachausschuss Überseestadt kürzlich zu hören war, dass der benötigte Anbau nun doch nicht auf der anderen Seite der Nordstraße geplant wird, sondern auf dem Schulgelände. Dies ist zwar nach hinten hin überraschend groß – ob der Platz aber für eine Vierzügigkeit und darüber hinaus auch für den angestrebten Ganztagsbetrieb reichen wird, das ist noch dahingestellt. Denn bis 2025 sollen bekanntlich alle Bremer Grundschulen zu Ganztagsschulen ausgebaut werden. An der Nordstraße müsste somit neben Differenzierungsräumen und Räumen für sonderpädagogische Unterstützung auch eine Mensa gebaut werden. „Es wird wohl erst mal ein offener Ganztag werden“, so Heseding, „das entspricht aber nicht den Bedürfnissen der Eltern.“ Der Bedarf ist da, da ist sich der Bildungsausschusssprecher ganz sicher: „Aber nicht alle Schüler, die in den gebundenen Ganztag wollen, bekommen auch einen Platz.“
Die Zahl der Schüler im Stadtteil nimmt stetig zu und Bauvorhaben dauern erfahrungsgemäß. Vor diesem Hintergrund kann Heseding sich gut vorstellen, dass sowohl an der Nordstraße als auch am Pulverberg in absehbarer Zeit als Zwischenlösungen womöglich Mobilbauten aufgestellt werden müssen. In seinen Augen hätte dies eine dramatische Verschlechterung der Qualität des Unterrichts und der pädagogischen Arbeit zur Folge. Sein Fazit nach der Sitzung des Bildungsausschusses: „Auf den ersten Blick ist erst mal alles gut. Aber die Bedingungen stimmen nicht. Mit den derzeitigen Mitteln kann man angesichts steigender Schülerzahlen nicht erwarten, dass eine positive Entwicklung weitergeführt werden kann.“
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