
Findorff-Bürgerweide. Ein Kinderorchester aus knapp 17 Kilometern Abstand dirigieren: So etwas ist sogar für die erfahrenen Musikpädagogen der Bremer Philharmoniker etwas völlig Neues. Die Kinder der Grundschule aus der Landskronastraße haben den ersten Streaming-Workshop der Musikwerkstatt getestet, für gut befunden, und werden ihn bestimmt weiterempfehlen. Komponieren, Einstudieren, Probe, Konzert: All das wurde in die Rekordzeit einer einzigen Schulstunde gepackt. Über das Internet wurde die Distanz zwischen den Stadtteilen Findorff und Burglesum mühelos minimiert. Die Kinder der Klasse 4b absolvierten die Premiere mit Disziplin, Konzentration und viel Kreativität. Oder wie man in Musikerkreisen sagt: Bravissimo!
19 neugierige und erwartungsvolle Gesichter konnte Musikpädagogin Bärbel Hartrumpf auf dem überdimensionalen Monitor an der Plantage begrüßen. Die Marßeler Viertklässler waren gut vorbereitet: Stolz präsentierten sie die Instrumente, die sich zuvor eigenhändig gebaut hatten. Das Grundmaterial – darunter Dosen und Plastikbecher in verschiedenen Formen, Gummibänder, Reis, Schlauchstücke und Anspitzer – war ihnen zuvor ebenso ins Haus geliefert worden wie die passenden Bauanleitungen. Manche Exemplare waren überdies noch bunt bemalt und liebevoll verziert worden. Ein solch schönes Monochord habe sie ja noch nie gesehen, lobte die Workshop-Leiterin beim Anblick des Unikats, das eine der Schülerinnen in die Kamera hielt. Vor dem riesigen Hintergrundfoto des Profi-Orchesters gab die Musikerin zum Einstieg ein kleines Ratespiel mit dem Violoncello zum Besten. Welches Tier hatte der Komponist Camille Saint-Saëns wohl musikalisch beschrieben? Es hätte auch eine große Katze sein können, bestätigte Hartrumpf den Vorschlag der Kinder. „Doch schließt mal die Augen. Dann könnt Ihr euch den Schwan vorstellen, wie er majestätisch über das Wasser gleitet.“
Was die Kinder nun ebenfalls gelernt haben: Viele Instrumente machen noch lange kein richtiges Orchester. Dazu wird zunächst eine musikalische Vorlage benötigt, die allen Instrumentengruppen ganz genau ihren Einsatz vorschreibt. Mithilfe eines einfachen Symbolsystems und demokratischer Entscheidungen gaben die Kinder vor, welche Komposition sie sich für ihr Konzert vorstellten, und erhielten einen theoretischen und praktischen Grundkurs in der Technik des Dirigierens. Die Uraufführung des selbstkomponierten Stückes wurde per Mitschnitt verewigt. Zum Abschluss und zur Entspannung folgte eine abenteuerliche Klanggeschichte, bei der sich alle mit Händen, Füßen und Instrumenten austoben konnten. Wie viel Spaß das alles gemacht hatte – das bestätigten die Viertklässler ihrer Workshopleiterin mit überzeugendem Applaus.
In anderen Jahren nutzen Tausende von Kindern, Jugendlichen und Familien die Angebote der Musikwerkstatt vor Ort in der Plantage, in Schulen oder an anderen Mitmach- und Aufführungsorten. Mehr als 19 000 junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden in der bislang letzten komplett „normalen“ Spielzeit 2018/19 gezählt. Auch in den vergangenen Monaten hatten die Philharmoniker den Kontakt zu ihren Partnerschulen soweit möglich aufrecht gehalten, erklärt David Gutfleisch, der die Musikwerkstatt seit fast drei Jahren leitet. Die Wochen der Schulschließungen waren dann der Anlass, umzudenken. Für die Fälle, dass die Kinder nicht in die große Werkstatt an der Plantage kommen dürfen – und das Team nicht zu ihnen – haben die Musikpädagogen des Hauses das Treffen in der virtuellen Mitte konzipiert. Der Streaming-Workshop „Das Klassenorchester“ wurde speziell für Grundschulen entwickelt, und wird abwechselnd von Bärbel Hartrumpf und ihrem musikpädagogischen Kollegen Heinz Rohde angeleitet. Eine „unterhaltsame Stunde Interaktion mit Musik“, wünscht Werkstattleiter Gutfleisch den Kindern. In dieser Form könne Musik dabei helfen, „das Gemeinschaftsgefühl in Schulklassen, die in den vergangenen Wochen und Monaten durch Lockdown, Homeschooling und Wechselunterricht nur selten zusammengekommen sind, zu fördern und zu verstärken.“
Der Streaming-Workshop „Das Klassenorchester“ wurde finanziert und gefördert vom WiN Forum Marßel und von pro phil e. V., dem Freundeskreis der Bremer Philharmoniker. Grundschulen, die sich für das Projekt interessieren, finden ausführliche Informationen auf der Homepage der Bremer Philharmoniker www.bremer-philharmoniker.de (siehe Musikwerkstatt, Programm 2020/2021). Tipp für alle Kinder, die es nicht erwarten können: Unter dem Punkt „Musikwerkstatt online“ hat das Musikwerkstatt-Team für die junge Zielgruppe Zuhause eine kleine Videothek zusammengestellt – darunter Erklärvideos zu Musik und Instrumentenbau sowie Filme zum Mitsingen und -tanzen.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.