
Er wird fehlen: Helmut Kasten ist am 12. März nach kurzer schwerer Krankheit im 92. Lebensjahr verstorben. Im Jahr 1986 kam der engagierte Lokalpolitiker, Jahrgang 1927 und aufgewachsen im Steintor, erstmalig mit dem Ortsamt West in Kontakt. Damals war er Lehrer an der Johann-Heinrich-Pestalozzi-Schule und wandte sich mit einem von seinen Schülern erarbeiteten Radwegeprojekt an das Amt. Am 27. Februar 1990 zog er für ein ausgeschiedenes Mitglied der Grünen in den Stadtteilbeirat ein und sprühte vor Ideen, die er fortan fleißig zu Anträgen verarbeitete. Das Stellen von Anträgen sei bis dahin die Domäne der in Gröpelingen traditionell starken SPD-Fraktion gewesen, die entsprechend pikiert seine Aktivitäten zur Kenntnis genommen und ihn regelmäßig abblitzen lassen habe, hat Kasten einmal halb im Scherz erzählt: „Bis ich irgendwann den Antrag stellte, die SPD möge doch den Antrag stellen, dass ...“
Und Helmut Kasten ließ nicht locker. Unter anderem setzte er sich für eine zivile Nutzung der von der Bundeswehr geräumten Tirpitz-Kaserne am Schwarzen Weg ein. Zunächst hatte er dabei an Wohnungsbau gedacht, konnte aber dann das Sozialwerk der Freien Christengemeinde für das Areal begeistern, das dort ein Christliches Bildungs- und Sozialzentrum einrichtete.
Eines der Lieblingsthemen von Kasten, der aus Überzeugung keinen Führerschein besaß: Der öffentliche Personennahverkehr. Über Jahre warb er energisch für seine Vision eines Quartiersbusses, plante Streckenverläufe und studierte Fahrzeug-Typen – bis der Beirat die Idee mittrug und im April 2011 tatsächlich die Ringbuslinie 82 durch die Ortsteile Ohlenhof und Gröpelingen den Betrieb aufnahm. Eine andere seiner Ideen ist bislang zwar nicht verwirklicht worden, aber auch nicht richtig vom Tisch: Ein eigener DB-Haltepunkt am Halmerweg mit einem dritten Gleis für den Personennahverkehr.
„Er hatte ein unheimliches Wissen über den Stadtteil, das habe ich immer sehr bewundert“, sagt Ortsamtsleiterin Ulrike Pala. Auch nach Beendigung seiner Beiratstätigkeit im Jahr 2007 und bis ins hohe Alter schwang sich Helmut Kasten regelmäßig aufs Fahrrad, um Anregungen in die Ortspolitik einzubringen – und stellte dabei die Geduld der Zuhörer so manches Mal auf die Probe, denn er fasste sich nie gern kurz.
2009 gewann er den Beirat dafür, die Kopie eines historischen Grenzsteins anfertigen und am Schwarzen Weg aufstellen zu lassen, setzte sich vehement gegen die Privatisierung der Getreideverkehrsanlage und für die Schaffung eines Wanderwegs am Maschinenfleet ein. Hartnäckig forderte er, an den Querungen im Grünzug West die Drängelgitter zu entfernen – und mahnte, nachdem dies endlich geschafft war, Straßenschilder an. Die werden demnächst tatsächlich aufgestellt – Helmut Kasten hätte dies mit Sicherheit sehr gefreut.
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