
Mit einem Bürgerantrag zum Erhalt und gegebenenfalls Neubau des Werner-Damke-Stegs an der Varreler Bäke haben Anwohnerinnen und Anwohner der Siedlung am Roggenkamp während der jüngsten öffentlichen Sitzung die Huchtinger Beiratsmitglieder überrascht. Nach einer rund einstündigen Diskussion gab es am Ende einen zusätzlichen ordentlichen Tagesordnungspunkt sowie einstimmigen Beschluss des Beirats: Er will sich dafür einsetzen, dass im kommenden Bremer Haushalt Mittel für die notwendigen Planungen eines Neubaus bereitgestellt werden.
Das Problem um die rund 100 Meter lange und knapp 30 Jahre alte Holzkonstruktion entlang des Deichs hat den Beirat nicht zum ersten Mal beschäftigt. Bereits in den vergangenen Jahren wurde in den Ausschüssen für Bau und Verkehr darüber beraten, wie der teils marode Steg erhalten und erneuert werden kann. Entsprechende Anträge des Beirats für den bremischen Doppelhaushalt 2016/17 blieben allerdings erfolglos, ebenso wie die Suche nach Alternativen, sollte der Steg irgendwann aus Sicherheitsgründen gesperrt werden.
Notdürftige Instandhaltung
Dass dies in naher Zukunft geschehen könnte, ist die große Befürchtung der Anwohner, die die Ortspolitiker bereits 2013 zum ersten Mal auf das Problem aufmerksam gemacht haben. Seitdem ist der Holzbohlenbau aus ihrer Sicht nur notdürftig instandgehalten worden, so wie es die Mittel für den Erhalt von Straßen und Wegen des Bremer Amts für Straßen und Verkehr (ASV) eben zuließen. Für einen Neubau hat ASV-Sprecher Martin Stellmann bereits vor zwei Jahren eine Summe von rund 300.000 Euro in den Raum gestellt. Diese sei aus den Erhaltungsmitteln des Amtes natürlich nicht zu finanzieren, merkt er an.
An der Höhe dieses Betrages zweifeln indes Anwohner und Ortspolitiker gleichermaßen. „Wir brauchen hier keine rollstuhlgerechte Luxusausführung aus Teakholz, sondern nur das, was jetzt da ist“, erklärte Yvonne Averwerser (CDU), die stellvertretende Beiratsvorsitzende. Ob aber zum Beispiel der Verzicht auf eine barrierefreie Ausführung bei einem Neubau überhaupt rechtlich möglich ist, blieb offen.
Dass der Steg für Radfahrer und Fußgänger eine wichtige Verbindung von der Siedlung zur Huchtinger Heerstraße darstellt, war zwischen Beirat und Bürgern unstrittig. Ohne den Holzweg müssten Fußgänger vom Ende der Roggenkampsiedlung bis zur nächsten Bushaltestelle knapp einen Kilometer statt nun lediglich 300 Meter zurücklegen. Auch zum nächsten Supermarkt wären es ohne den Steg rund 1,4 Kilometer statt etwa 850 Meter.
Für Fahrradausflügler, Spaziergänger und Jogger würde außerdem eine landschaftlich attraktive Strecke entlang der Varreler Bäke unterbrochen, die zudem einen Teilabschnitt zahlreicher möglicher Rundwege durch Huchting darstelle, hieß es. Mit der Karte eines solchen Rundwegs illustrierten die Anwohner die aus ihrer Sicht hohe Bedeutung des Stegs für die Naherholung. Es gebe eine Nutzung über die Interessen der unmittelbaren Anlieger hinaus, betonten sie.
Der mit Nachdruck vorgebrachten Forderung, erneut Haushaltsmittel für einen Neubau zu beantragen, mochte die Ausschussmehrheit aber nicht einfach folgen. „Wenn wir den gleichen Antrag stellen, wie bei den vorigen Haushaltsberatungen, werden wir auch mit dem gleichen Ergebnis einer Ablehnung enden“, war sich Beiratssprecher Falko Bries (SPD) sicher. Er plädierte für ein taktisches Vorgehen und brachte die danach beschlossene Idee ins Spiel, zunächst lediglich Mittel für eine Planung zu beantragen. „Dann haben wir einen Fuß in der Tür.“
Die Sorge, dass der gesamte Planungs- und eventuell folgende Bauprozess damit länger dauere, als die noch verbleibende Lebenszeit des Stegs, versuchte Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann mit Verweis auf ein Schreiben des ASV vom Mai 2016 zu zerstreuen. Darin wird nach einer Ortsbegehung festgehalten, dass der Steg wohl erst in ein paar Jahren sein endgültiges Lebensende erreicht habe. Außerdem bestätigt die Behörde in dem Schreiben ihre Rolle als Baulastträger – und damit die Zuständigkeit für die Verkehrssicherungspflicht. „Und das gilt völlig unabhängig von möglichen Neuplanungen“, betonte Bries. Sprich: Das ASV muss die Sicherheit des Stegs gewährleisten, solange er eben existiert.
Allerdings betont Behördensprecher Stellmann auf Nachfrage auch, dass es heute kaum noch nahvollziehbar sei, wie das ASV zu dieser Verantwortung gekommen sei. „Eine offiziell ausgewiesene Verkehrsfläche ist der Steg nämlich nicht, und gebaut haben wir ihn auch nicht.“ Das indes hält Christian Schlesselmann für wenig relevant. Laut gültigem Bebauungsplan sei dies eine öffentliche Grünfläche mit Überweg. Daraus leitet der Huchtinger Ortsamtsleiter auch die Zuständigkeit der Verkehrsbehörde ab. „Die wenigsten Rad- und Fußwege in solchen Flächen sind amtlich als Verkehrsfläche ausgewiesen.“
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