
Osterholz. Seit drei Jahren stellen die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Bremen-Ost (GSO), einmal im Jahr die Ergebnisse aus dem Kunstunterricht in einer Werkschau aus. "Für die Kinder ist das inzwischen schon ein Ritual – Süßigkeiten verteilen, eine kleinen Verkaufstand machen, Interviews geben – das kennen die alles schon", sagt Wolfgang Rußek, der Leiter des Fachbereichs Kunst an der GSO. Die Fünft- bis Zwölftklässler haben sich wieder große Mühe gegeben und viele verschiedene Dinge ausgestellt: Marmorierte Stühle, bunte Hüte, Masken, Filme, Banner, Bilder nach Hundertwasser, Fotografien und vieles mehr. Auch mit Außenstehenden, wie Studierenden der Hochschule, sind einige Portraits in einem professionellen Studio entstanden. "Wir versuchen immer, den Abstand zur Musik ein bisschen aufzuholen, weil bei uns das Musikprofil ja ganz groß ist. Deswegen kommen wir mit der Kunst dann immer erst an zweiter Stelle, aber das spornt uns natürlich erst richtig an", sagt Rußek.
Der Pädagoge leitet die Kunstprofilklasse 9.2, die bereits seit der fünften Klasse mindestens vier, manchmal auch sechs Stunden in der Woche Kunstunterricht hat. "Ich werde immer wieder gefragt wozu das mit der Kunst eigentlich nützlich sei", sagt Rußek, "aber die Antwort darauf ist nicht so ganz einfach. Auf den ersten Blick scheint Kunst mehr Wellness, Hobby, Zeitvertreib zu sein und auch die Aussagen berühmter Künstler sind da nicht unbedingt hilfreich." Picassos Aussage: "Wenn ich wüsste, was Kunst ist, würde ich es für mich behalten" zum Beispiel, habe ihm natürlich nicht wirklich weitergeholfen – man müsse deswegen ganz zurück in die Steinzeit gehen, meint er. Damals halfen die Höhlenmalereien den Steinzeitmenschen dabei, ihre Angst vor wilden Tieren zu überwinden, zielgerichtet zu arbeiten und dadurch mit Erfolg zu jagen. Heutzutage sei jedoch alles viel unübersichtlicher und vor allem schnelllebiger. "Kunst dient heute nicht der praktischen Vernunft, sondern wirft einen anderen, ungezwungenen Blick auf die Dinge, hilft also, die Wahrheit zu verstehen", sagt Wolfgang Rußek in seiner Willkommensrede. Gerade deswegen freue er sich, dass sich so viele Schülerinnen und Schüler an den Kunstprojekten beteiligt haben.
Neben der Ausstellung selbst haben die Mädchen und Jungen in Kooperation mit der Schulband, dem Schulchor und dem Deutschlehrer Thomas Röhrs auch ein kleines Programm auf die Beine gestellt. Es wird gesungen, Klavier gespielt und vorgelesen. Da ein besonders großes Projekt im Deutsch- und im Kunstunterricht das Thema "Treppen" war, gab es mehrere Darbietungen dazu.
Rap geschrieben und Fotos gemacht
Chihan, Yalcin und Noel haben einen Rap-Song geschrieben, die vierzehnjährige Samira hat am Flughafen und in der Schule mit verschiedenen Hilfsmitteln Treppen auf besondere Weise fotografiert und zwei Mädchen lesen Auszüge ihrer selbstgeschriebenen Geschichten über Treppen vor.
"Herr Rußek hatte die Idee mit den Treppen, weil das schon viele Künstler vor uns gemacht haben und weil die natürlich auch immer eine metaphorische Bedeutung, wie zum Beispiel Auf- oder Abstieg haben", sagt Chihan. Samira, die verschiedene Treppen fotografiert hat, fand dieses Projekt besonders interessant. "Wir waren an der Kellertreppe der Schule und haben das Silberpapier, das man eigentlich für Verletzte nimmt, verwendet und haben damit Fotos gemacht. Dann haben wir noch Spiegel und Scheinwerfer dazu genommen und manche der Bilder danach bearbeitet. Bei manchen haben wir auch den Kontrast geschärft, damit die Stufen besser wirken", berichtet sie.
Jasmin aus der 9.2 hatte am meisten Spaß daran, Masken selbst zu machen. "Das Material durften wir uns selber aussuchen und haben dann ganz bunte Masken hergestellt, meist mit mehreren Lagen Gips", erzählt sie. Auch kleinere Projekte, wie Hüte selbst zu designen und dann zu basteln, oder Stühle zu marmorieren, gefielen den Kindern gut: Die dreizehnjährigen Siebtklässler Marcel, Leon, Viktor und Farid waren von dem Hutprojekt besonders begeistert, helfen aber auch gerne mal den fünften Klassen, wenn die ihre Plakate nicht rechtzeitig fertig bekommen.
Natürlich haben sich viele der Kunstklassen auch die Friedensreich Hundertwasser Ausstellung in der Kunsthalle angesehen. "Manche der Bilder, die hier heute ausgestellt sind, haben wir sogar dort direkt in der Kunsthalle gemalt", erzählt Lukas. Er bewundert besonders die Hundertwasser-Häuser. "Die Architektur ist einfach beeindruckend", sagt er.
Franz Jentschke, seit 1981 Direktor der Gesamtschule Bremen-Ost, ist begeistert von der Werkschau. "Es ist wirklich ganz toll, was die Kinder hier gemacht haben. Die Künste dieser Schule bringen uns und diesen Stadtteil voran. Kunst, Musik, Sport und Theater sind zentrale Gegenstände in diesem Hause und müssen das auch immer bleiben – weil das das ist, was uns zusammenhält. Es berührt unsere Seele und dafür und, dass wir so viele Lehrer haben, die das immer wieder auf die Beine stellen, bin ich wirklich sehr dankbar."
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