
Bei welchem Spiel haben Sie zuletzt nicht gewonnen?
Andreas Ebert: Als ich das erste Mal 'Steal Driver' gespielt habe, ein Eisenbahn-Mehrheiten-Entwicklungsspiel. Man muss Eisenbahnlinien bauen und schaut, wer am Ende die größten Anteile hat. Das geht zügig. Da bin ich nur Zweiter geworden.
Eine schlimme Niederlage?
Nein. Es gibt Strategiespiele, da ist man betroffen, wenn man verloren hat. Und bei manchen Spielen ist es so, dass man das Spiel an sich ganz gut fand, und dann ist das Ende mehr oder weniger nebensächlich. Ich habe nicht den Ehrgeiz, Spiele zu trainieren, um in einzelnen Spielen besser zu werden. Dazu gibt es viel zu viele verschiedene.
Was unterscheidet gute von schlechten Verlierern?
Schlechte Verlierer schmeißen das Spielbrett übereinander, haben hinterher keine Lust, was Neues zu spielen, geben allen möglichen anderen die Schuld an der Niederlage. Dabei hängt es davon ab, was es für ein Spiel ist: Hab ich das selbst in der Hand gehabt oder ist es mehr Glücksfaktor? Was nicht gegen Glücksfaktor spricht, aber wenn man ein Spiel lange plant und aufbaut und die letzte Entscheidung nur ein Würfelwurf fällt, ärgert man sich.
Was für ein Verlierertyp sind Sie?
Ich halte mich nicht für so einen schlechten Verlierer. Manchmal ärgere ich mich über den Spielverlauf. Dann wird man auch so?n bisschen grantelig, hat das Gefühl, die Würfel sind gegen einen oder die guten Karten werden von anderen gezogen, und dann überfällt einen so eine Niedergeschlagenheit: Man hat eh keine Chance mehr, kann gar nichts mehr ausrichten, aber trotzdem bleibt man im Spiel dabei. Und spätestens nach dem Spiel redet man noch mal drüber. Beim Glücksspiel kann man es auf die Würfel schieben, wenn man verloren hat.
Gibt es Spiele, bei denen sich Neue von Anfang an auf verlorenem Posten befinden?
Das ist ein Typ Spiel, den ich nicht so gerne mag. Das typische German Game vermeidet sowas. Auf der Ebene der taktischen und Strategiespiele, da wird schon geguckt, dass jeder das Gefühl hat, er kann noch gewinnen. Bei amerikanischen Spielen kann man schnell raus sein.
Was ist ein typisches deutsches Spiel?
Ein Typisches? Die Siedler von Catan.
Bei welchem Spiel steht Ihre Spielerehre auf dem Spiel, wenn Sie verlieren?
Bei gar keinem Spiel. So verbissen sehe ich kein Spiel. Spätestens bei der nächsten Runde sollte man seinen Ärger vergessen. Mal hat man einen schlechten Tag, mal einen guten Tag. Ich hab eine gute Quote, aber es gibt auch Tage, da verliert man alles. Bei der Bremer Brettspielmeisterschaft habe ich fast den letzten Platz gemacht.
Wen würden Sie auch mal gewinnen lassen?
Meine Kinder.
Und gegen wen möchten Sie auf keinen Fall verlieren?
Da habe ich keinen persönlich vor Augen. Leute, die damit angeben, wie toll sie sind.
Also gegen schlechte Gewinner?
Genau. Denn das Menschliche, was neben dem Spiel passiert, gehört eben auch noch mit dazu.Wenn man das zu sehr persönlich nimmt, sich damit identifiziert, dann ist man betroffener. Es ist wie mit Kritik: Da wird man ja in der Regel für die Tätigkeit kritisiert und nicht als Mensch. Ich muss aber auch einräumen: Die Pechsträhne kenn ich nicht. Es ist zwar nicht so, dass ich immer gewinne, aber ich bin immer unter den ersten Plätzen.
Muss es in jedem Spiel um Wettbewerb gehen? Muss es immer Verlierer geben?
Ich würde um den Spaß des Spielens spielen. Und da ist es nun egal, ob man nun Erster oder Letzter ist, weil solche Spiele so?n gutes Spielgefühl vermitteln. Wenn ich mich mit Freunden zum Spielen treffe, dann geht es um Wettbewerb. In der Familie geht es eher darum, dass man miteinander Zeit verbringt. Obwohl, ich glaube, ein Spiel ohne Wettbewerbscharakter ist eigentlich kein Spiel mehr. Natürlich haben Spiele auch immer was Martialisches. Schach ist ja auch nichts anderes als ein Kampfspiel. Es werden Figuren runtergenommen und andere geschlagen - das ist ja schon bei Mensch-ärgere-dich-nicht so. Und gut, das Ärgern ist ja auch etwas, das Kinder lernen müssen. Verlieren und sich hinterher in die Augen sehen zu können, das gehört ja auch zum Leben dazu.
Jetzt spricht der Viertletzte der Brettspielmeisterschaft.
(lacht). Mal gewinnt man, mal verliert man. Das ist das Leben. Man sollte gelegentlich verlieren, dann weiß man das Gewinnen wieder mehr zu schätzen.
Was raten Sie Menschen, die gar nicht erst spielen, weil sie ungern verlieren?
Am besten kurze, schnelle Spiele spielen. Dann kann man es gleich noch mal neu probieren.
Zur Person: Andreas Ebert (45) aus Walle ist Fachbereichsleiter Gesellschaft bei der Bremer Volkshochschule. Der Familienvater organisiert die Spieletage und den offenen Spieletreff, immer mittwochs in den ungeraden Kalenderwochen von 18.30 bis 22.15 Uhr im Bamberger-Haus, Faulenstraße 69.
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