
Ganderkesee-Elmeloh. "Das ist eine katastrophale Situation für die vor Ort lebenden Bewohnerinnen und Bewohner", kommentierte Bürgermeisterin Alice Gerken-Klaas gestern die Nachricht in einer ersten Reaktion. Letztlich scheiterten die Verhandlungen daran, dass der Betriebsrat das vorliegende Angebot des Insolvenzverwalters zur Fortführung des Betriebes nicht akzeptieren wollte. "Weder liegt ein schlüssiges Personalkonzept vor, noch kann der Erwerber erklären, wie er mit einem verringerten Stellenschlüssel den Wandel zu einer Facheinrichtung für demenziell Erkrankte vollziehen will", teilte Bernhard Baumann-Czichon, Rechtsanwalt des Betriebsrates, gestern in einer Presseerklärung mit.
Gescheitert seien die Verhandlungen aber vor allem, weil Wichernstift-Vorstand Jörg Emken eine Fortführung nur akzeptieren wollte, wenn der Betriebsrat nicht nur sein Amt aufgegeben hätte, sondern sämtliche Betriebsratsmitglieder und die Ersatzmitglieder das Wichernstift verlassen hätten. "Damit sollen genau die Betriebsratsmitglieder rausgeschmissen und ihrer sozialen Existenz beraubt werden, die den Weg für eine Sanierung freimachen wollten. Das ist rational nicht mehr erklärbar", so Baumann-Czichon. Insolvenzverwalter Berend Böhme kritisierte gestern die Haltung des Betriebsrats: "Bei der Mitarbeiterversammlung ist sehr deutlich geworden, dass der Betriebsrat nicht die volle Rückendeckung der Beschäftigten genießt. Viele Mitarbeiter wären bereit gewesen, weiterzuarbeiten. Aber ohne die Zustimmung des Betriebsrats geht es nicht", schilderte Böhme die Stimmung. Insofern könne sich die Mitarbeitervertretung der Verantwortung, eine kleine Sanierungslösung
verhindert zu haben, nicht entziehen. Im November habe der Betriebsrat noch seine Bereitschaft erklärt zurückzutreten, so der Insolvenzverwalter. Der über die Presse kommunizierte Kurswechsel Ende vergangener Woche sei für alle Beteiligten völlig überraschend gekommen.
Nun bleibe nichts anderes übrig, als das Altenheim zu schließen. "Ich habe auch keinen Plan B in der Tasche", so Böhme. Spätestens zum 31. Dezember solle das Insolvenzverfahren eröffnet werden. Bis dahin werde allerdings kein weiterer Heimbewohner ausziehen müssen. Derzeit arbeite er daran, im Januar zumindest noch einen Pflege-Notbetrieb einzurichten. Die verbleibenden Bewohner würden ihre Kündigungen mit Wirkung zum 31. Januar 2012 erhalten. Von den Heimbewohnern, die bereits zum Jahresende ausziehen müssen, hätten bereits 90 Prozent einen neuen Pflegeplatz gefunden, so Böhme. Allerdings rechne er damit, dass es sehr viel schwieriger werde, die verbleibenden 70 Bewohner, die alle an Demenzerkrankungen leiden, unterzubringen. Denn im Landkreis Oldenburg gebe es nur eine einzige weitere Spezialeinrichtung in diesem Bereich in Hundsmühlen.
Geschäftsführer fassungslos
Auch Wichernstift-Geschäftsführer Jörg Emken zeigte sich "fassungslos", dass die Verhandlungen gescheitert sind - zumal die Vorbereitungen für die Nachfolgegesellschaft, die als Altenzentrum Ganderkesee gGmbH die Geschäfte ab 1. Januar 2012 fortführen sollte, so gut wie abgeschlossen gewesen seien. Auf der Basis eines Gutachtens, das eine Unternehmensberatungsfirma im November erstellt hatte, schien eine Zukunft des Hauses als spezielle Demenzeinrichtung mit 70 Plätzen realisierbar. Dabei hätten jedoch vor allem nicht examinierte Pflegekräfte Gehaltseinbußen in Kauf nehmen müssen.
Nach Auskunft Böhmes hatten zudem mehrere Betreiber anderer Pflegeheime angeboten, das Wichernstift-Altenheim weiterzuführen und dabei sowohl die Bewohner als auch das Personal zu übernehmen. Bürgermeisterin Gerken-Klaas fand es in diesem Zusammenhang "unverständlich", dass der Trägerverein die Fortführung des Hauses durch einen anderen Betreiber so kategorisch abgelehnt habe.
"Das Paradies für die Mitarbeiter wäre das nicht gewesen, da die in Frage kommenden Arbeitgeber für die betreffenden Stellen nur Mindestlohn gezahlt hätten", gibt Böhme zu bedenken. "Aber so weit bin ich in den Verhandlungen ohnehin nie gekommen."
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