Vegesack. Langsam rückt der Termin näher, bei den Organisatoren und Musikern steigt die Vorfreude: Beim Internationalen Festival Maritim in Vegesack sorgen von Freitag, 4. August, bis Sonntag, 6. August, 32 Bands mit mehr als 170 Bühnen- und Straßenkonzerten für maritimes Flair sowie Heim- und Fernweh. Die Künstler entführen die Zuhörer, darunter erfahrungsgemäß auch viele auswärtige Gäste, drei Tage lang musikalisch in ferne Länder. Umrahmt wird das Spektakel von einem umfangreichen Programm mit Kulinarik.
„Die Hotelzimmer sind schon jetzt komplett ausgebucht“, sagt Wolfgang Helms, Geschäftsführer des Vereins Vegesack-Marketing. Das gelte auch für das Schulschiff Deutschland. Mehr als 100 000 Besucher werden zum 19. Festival Maritim erwartet. Einige reisen auch mit dem eigenen Schiff an und machen im Vegesacker Hafen fest. Andere bevölkern den Wohnmobilparkplatz an der Schulkenstraße oder den Campingplatz in Lemwerder.
Bereits ab Dienstag vor dem Festival-Auftakt werden Straßensperren, Toiletten, Bühnen und Stände aufgebaut. „70 Prozent der Standbetreiber sind Bremer. Diese authentische Veranstaltung ist eine immense Werbung für die Stadt“, betont Wolfgang Helms. Und das rechtfertige auch den Etat, der „deutlich im sechsstelligen Bereich liegt“. Mitfinanziert wird das Festival von der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) und dem Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen. Die Gage, Unterbringung, Verköstigung und Anreise der Künstler schlage ebenso zu Buche wie die Logistik und der Aufbau des Festivalgeländes, so Helms.
Spontane Ständchen
Das Cateringzelt im Stadtgarten ist für alle Künstler die zentrale Anlaufstelle. Hier werden sie mittags und abends verköstigt. „Es geht aber vor allem darum, dass sich die Gruppen kennenlernen“, betont Sarah Braun, die beim Vegesack Marketing für das Citymanagement zuständig ist. „Die Musiker singen im Zelt zum Teil spontan mit 20 bis 30 Leuten.
Das ist eine ganz familiäre Atmosphäre.“ Helms ergänzt: „Das ist der Festival-Maritim-Spirit.“ Auch die besondere Dynamik vor Beginn des Festivals kennen die Organisatoren bereits. Schon wenn die ersten Musiker in Vegesack ankommen, ist überall in den Restaurants, auf der Weserpromenade und der Fußgängerzone Musik zu hören. Oft geben die Gruppen spontan kleine Ständchen. So machen die Künstler das Festival unverwechselbar und locken auch manchen Musikmuffel aus der Reserve.
Schon in den vergangenen Jahren wurde deutlich, dass die Musik vom Meer keinesfalls reine Männersache ist. Zum Fest an der Weser kommen regelmäßig neben Bands und Gruppen in männlicher sowie gemischter Besetzung auch Formationen mit ausschließlich weiblicher Besetzung, in diesem Jahr beispielsweise „Franz Albers und Käpt’n Kruse“.
Hinter diesem eher maskulin anmutenden Namen verbirgt sich ein junges norddeutsches Seefrauen-Duo. Aus Frankreich kommen „Les Biches Cocottes“. Diese beiden Frauen bringen frischen Wind in alte Seemannslieder. Begleitet von Akkordeon, Klavier und Schlagzeug verleihen sie den bekannten Stücken eine weibliche Note. Ganz ohne Instrumente dagegen kommt „Aqua Marina“ aus, eine siebenköpfige A-cappella-Formation aus Polen.
Insgesamt können die Festival-Besucher unter den 32 Formationen viele neue Gesichter auf den Bühnen entdecken. So auch „Tobermore“ aus den Niederlanden mit Irish Folk und Country-Songs. Eine ungewöhnliche Mischung aus Folk und Punk dagegen liefert „13 Krauss“. Die Künstler stammen aus Spanien und singen in ihrer Landessprache vom Meer. Die Musik eines Highland-Dudelsacks kombinieren die sechs Jungs vom „The Black Tartan Clan“ mit melodischem Punk Rock.
Ihr Debüt beim Festival haben auch „The Shoe Polishers“ mit einer Folk-Rock-Melange nebst keltischen Akzenten. „Jeweils ein Drittel der Musiker ist zum ersten Mal dabei, damit das Festival für die Besucher immer wieder spannend ist“, erklärt Wolfgang Helms. An Bewerbern fehle es nicht. Die Gruppen schicken Demobänder von Liveauftritten, und das Festival-Team rund um Fritz Rapp wählt dann geeignete Teilnehmer aus. „Vieles geht aber auch über Mundpropaganda“, sagt der Geschäftsführer vom Vegesack-Marketing.
Natürlich kommen auch alte Bekannte wie „Four’n Aft“, „Unicorn“ oder „De Kaapstanders“. Letztere geben mit 30 Musikern zünftige Shantys in holländischer, englischer und französischer Sprache zum Besten.
Sobald alle Musiker nach den wilden drei Tagen abgereist sind, beginnen schon die Planungen für das 20. Festival im Jahr 2018. Und eingefleischte Fans, darunter Gruppen mit bis zu 30 Leuten, sichern sich dafür rechtzeitig die Unterkünfte oder Stellplätze.