Die Geburtsstunde des WESER-KURIER jährt sich zwar erst am 19. September 2020 zum 75. Mal, doch schon jetzt werfen wir einen Blick in die Vergangenheit. 75 Jahre sind in diesem Fall nämlich ein besonderes Jubiläum, heißt es doch, dass damit auch seit 75 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und der Nazi-Diktatur in Bremen wieder Pressefreiheit herrscht. Ohne Zensur wird seitdem über alles berichtet ohne jeglichen Einfluss von außen. 75 Jahre sind dabei gleichfalls ein Pressefotografie-Streifzug durch bremische Stadtgeschichte, die wir in einem neuen Magazin widerspiegeln. Zu sehen sind viele der Bilder auch ab Samstag, 7. März, im Focke-Museum in einer Ausstellung mit dem Titel „Schüsselmomente” sowie auf dem Bauzaun vor der Bremischen Bürgerschaft.
Neues Magazin zum WESER-KURIER-Jubiläum Streifzug durch 75 Jahre Bremer Geschichte
75 Jahre WESER-KURIER sind ein Stück Bremer Stadtgeschichte. Mit der Freiheit ab 1945, wieder unzensiert schreiben und fotografieren zu dürfen, sind damit die wichtigsten Ereignisse festgehalten.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs streiften US-amerikanische Presseoffiziere durch das zerbombte Deutschland. Sie waren auf der Suche nach politisch unbelasteten Journalisten, mit denen ein neues Pressewesen aufgebaut werden sollte. In Bremen stießen sie auf den gebürtigen Hamburger Hans Hackmack. Weil der ehemalige Redakteur der Bremer Volkszeitung im Widerstand aktiv gewesen war, hatten ihn die Nationalsozialisten zu drei Jahren KZ sowie anschließender Zwangsarbeit verurteilt. Am 19. September 1945 erhielt Hackmack (Mitte) zusammen mit seinem späteren Mitherausgeber Felix von Eckardt (links) von Vertretern der US-amerikanischen Militärregierung die Urkundenlizenz für den Druck des WESER-KURIER. „Nach Jahren nationalsozialistischer Unterdrückung und Verzerrung der Nachrichten werden die Bewohner der Bremer Enklave jetzt in der Lage sein, die Wahrheit zu lesen“, verkündete der Bremer Militärgouverneur Bion C. Welker auf der Titelseite der ersten Ausgabe des WESER-KURIER vom 19. September 1945. Weil Papierknappheit herrschte, war die 20 Pfennig teure Erstausgabe nur vier Seiten lang. Sie hatte eine Auflage von 150.000 Exemplaren, die in Bremen und Bremerhaven sowie in den Kreisen Wesermünde, Osterholz und Wesermarsch erschienen.

Mit dem Hansa 1500 konstruierte Carl F. W. Borgward das erste deutsche Auto nach dem Zweiten Weltkrieg. Für sein Konzept hatte sich der Firmengründer und Autopionier der Legende nach von US-amerikanischen Automagazinen inspirieren lassen, die er sich während seiner Internierung nach Kriegsende von seinen Wärtern auslieh. Als am 13. Oktober 1949 in Sebaldsbrück das erste Exemplar des Hansa 1500 vom Band lief, ließ es sich sein Schöpfer nicht nehmen, selbst hinterm Steuer zu sitzen. Vom 48 PS starken und 7600 Mark teuren Mittelklassewagen, der unter anderem dank seiner Pontonkarosserie und seinen Blinkern neue Maßstäbe setzte, fertigte Borgward insgesamt 23.140 Stück an.

Mit drei Hammerschlägen und den Worten „Dreimal ist Bremer Recht“ legte Bürgermeister Wilhelm Kaisen (SPD) am 9. Mai 1957 das Fundament für den Bau eines neuen Stadtteils: der Neuen Vahr. Im Bremer Osten sollte in den kommenden vier Jahren inmitten großer Grünflächen eine Trabantenstadt entstehen, die so groß war wie das Bremer Stadtzentrum 100 Jahre zuvor. Nötig gemacht hatte das Projekt die akute Wohnungsnot, die eine Folge der Kriegszerstörungen und der vielen immer noch in Notunterkünften hausenden Flüchtlinge und Vertriebenen war. Nach Plänen der Gewoba sollten in der Neuen Vahr 10.000 neue Wohnungen entstehen, womit das Projekt seinerzeit das größte geschlossene Wohnungsbauvorhaben Europas war. Heute leben in der Vahr, die dank Sven Regeners Roman „Neue Vahr Süd“ auch überregional bekannt ist, mehr als 25.000 Menschen – oder „Vahraonen“, wie die Bewohner des Stadtteils auch gerufen werden.

Paul Celan hatte ihn erhalten, Ingeborg Bachmann ebenfalls und auch der wegen seiner Nähe zum NS-Regime umstrittene Ernst Jünger. Günter Grass hingegen bekam den Bremer Literaturpreis nicht. Wegen seiner „literarischen Beschreibung von Ekel und Sexualität, Tod und Blasphemie“ – so jedenfalls begründete der Senat im Dezember 1959 die Ablehnung des Jurybeschlusses, den 32-Jährigen für seinen Debütroman „Die Blechtrommel“ auszuzeichnen. Jugendsenatorin Annemarie Mevissen (SPD) etwa stufte das Werk als jugendgefährdend ein. Die Senatsentscheidung führte zu einem Literaturskandal, im bundesweiten Feuilleton kam es zu Kritik an den altmodischen Bremer Sittenwächtern. Der Abgelehnte selbst zeigte sich so überrascht wie enttäuscht vom scheinbaren Motto des Senats, „nur nicht anecken“ zu wollen. Die Preisvergabe wurde daraufhin ausgesetzt, ebenso im folgenden Jahr. Erst 1962 erfolgte die Verleihung wieder. Zuständig war nun die Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung, die seit damals unabhängig vom Senat über die Vergabe entscheidet.

Aus Sicht von Bausenator Wilhelm Blase (SPD) war der Entwurf, den er am 7. August 1964 der Öffentlichkeit präsentierte, baureif und eine notwendige großzügige Verkehrslösung. Denn angesichts des zu erwartenden starken Bevölkerungswachstums in den kommenden Jahrzehnten und dem damit verbundenen hohen Verkehrsaufkommen bräuchten Bremens Straßen- und Schnellbahnen eine eigene Verkehrsebene – in der Innenstadt sogar unter der Erde. Gemeint war eine sogenannte Unterpflasterstraßenbahn, die durch drei Tunnelstrecken fahren sollte. Der erste Tunnel, der auf einer Länge von zwei Kilometern angedacht war, reichte von der Straße An der Weide unter den Bahnhofsvorplatz bis zur Buchtstraße. Veranschlagte Kosten: etwa 60 Millionen Mark. Ein Gutachten, das drei Jahre später entstand, sah sogar vier U-Bahnlinien vor. Umgesetzt wurde jedoch keiner der ausgearbeiteten Pläne.

Schon vor Baubeginn sorgte das neue Haus der Bürgerschaft für reichlich Diskussionen: Die Entwürfe seien zu modern, urteilten manche Bremer, gerade angesichts der bedeutenden Lage am historischen Marktplatz. Andere monierten, der geplante Bau gleiche einem „Radiokasten“ und sei eine „Verschandelung“. Die CDU versuchte sogar, einen Baustopp zu erzwingen – was aber nicht gelang. Bürgerschaftspräsident August Hagedorn (SPD) hingegen verteidigte den zehn Millionen Mark teuren Neubau, der „Mut zum Neuen“ markiere. Kritiker und Befürworter fanden schließlich einen Kompromiss, den die gegen den Willen des Architekten Wassili Luckhardt angebrachten, eher klassisch gehaltenen Giebel auf dem Dach symbolisierten. Am 9. September 1966 erfolgte die Eröffnung des mit gläserner Fassade ausgestatteten Parlamentsgebäudes. Mitte 2019 begannen Umbauarbeiten am mittlerweile unter Denkmalschutz stehenden Haus der Bürgerschaft. Die Tagungen der Abgeordneten wurden daher zwischenzeitlich in den Festsaal des neuen Rathauses verlegt.

Am Anfang war es nur ein gutes Dutzend Aktivisten, das am nasskalten 15. Januar 1968 die Straßenbahngleise an der Domsheide besetzte. Unter der Parole „70 Pfennig, lieber renn’ ich“ protestierten sie gegen die Erhöhung der Fahrpreise für Bus und Bahn. An den Tagen darauf waren es schon mehr als 5000 Schüler, die – unterstützt von Teilen der Bevölkerung – auf die Straße gingen und mehr Selbstbestimmung forderten. Getreu der Vorgabe „Draufhauen, draufhauen, nachsetzen“ lösten Polizisten die Demonstrationen gewaltsam auf. In der Folge entbrannten Straßenschlachten. Es gab mehr als 130 Festnahmen und Dutzende Verletzte. Erst als Jugendsenatorin Annemarie Mevissen (SPD) mit einem Megafon auf eine Streusalzkiste stieg und den Protestlern ihr Verständnis aussprach, beruhigte sich die Lage. Die Erhöhung der Fahrkartenpreise wurde daraufhin zurückgenommen. Ein Untersuchungsschuss verurteilte das Vorgehen der Polizei. Die Straßenbahnunruhen sorgten bundesweit für Aufsehen und galten als Startschuss für die Bremer 68er-Bewegung.

Die Geschichte des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven begann mit der Bark „Seute Deern“, die im Jahr 1966 als Museumsschiff im Alten Hafen anlegte. Im Lauf der Jahre gesellten sich weitere Schiffe hinzu. Sie verwandelten den Alten Hafen in einen Museumshafen. Mit der Zusammensetzung der Einzelteile der „Bremer Hansekogge“ began die Forschungsarbeit des Museums, die den Bau des Hauptgebäudes ermöglichte. Zur Eröffnung am 5. September 1975 reiste als Ehrengast Bundespräsident Walter Scheel (FDP, Mitte) an. Mit dem Läuten einer Schiffsglocke machte er das Museum der Öffentlichkeit zugänglich. Im Lauf der Jahre verzeichnete das Museum weitere prominente Gäste, unter anderem Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD), den spanischen König Juan Carlos und Elizabeth II. Der britischen Königin gefiel das Museum der Legende nach sogar so gut, dass sie ihren Besuch trotz straffen Zeitplans um eine Viertelstunde überzog.

Nur mit Mühe und Not schafften es Polizisten, die Gasse freizuhalten, um die sich am Mittag des 26. Mai 1978 etwa 20 000 Menschen versammelten. Um 12.05 Uhr war es dann so weit: Queen Elizabeth II. und ihr Gemahl Prinz Philip betraten bei fast schon hochsommerlichen Temperaturen den Marktplatz. Sanft, aber bestimmt führte Bürgermeister Hans Koschnick (SPD) seine Gäste durch die Menge, aus der die britische Königin immer wieder Blumen und Komplimente erhielt. Auch beim anschließenden Festessen im Rathaus, bei der die Queen betonte, dass die jahrhundertealten Verbindungen zwischen Bremen und Großbritannien mit der gemeinsamen Partnerschaft in der Europäischen Gemeinschaft stärker denn je seien, verlief alles nach Plan. Anders als bei der Ankunft in Bremerhaven tags zuvor: Weil die Gangway nass war und wegen Hochwassers steiler als vorgesehen zur Columbuskaje hinunterragte, schlitterte Elizabeth II. sichtbar angespannt den rutschigen roten Teppich herab. Doch schon bevor sie unten ankam, hatte sie wieder ihr royales Lächeln aufgelegt.

Feierlich sollte das Gelöbnis sein, zu dem etwa 1700 Bundeswehrrekruten am 6. Mai 1980 im Bremer Weserstadion eintrafen. Anlass war der 25. Jahrestag des Beitritts der Bundesrepublik zur Nato. Zum Feiern war im Zuge der Vereidigung aber wohl kaum einem zumute. Denn nach anfänglich friedlichem Protest kam es rund um den Osterdeich zu schweren Krawallen. Demonstranten warfen Pflastersteine und Molotowcocktails auf Polizisten, die sich mit Wasserwerfern und Schlagstöcken zur Wehr setzten. Ein Bundeswehrfahrzeug ging in Flammen auf, Polizeihubschrauber wurden mit Leuchtmunition beschossen. Mehr als 250 Polizisten und drei Soldaten sowie mindestens 50 Demonstranten wurden verletzt. Eine Untersuchungskommission bezifferte den Sachschaden auf etwa eine Million Mark. Innensenator Helmut Fröhlich (SPD) bezeichnete die Vorkommnisse als „die schwersten Zwischenfälle in Bremen seit Kriegsende“.

Das Geiseldrama von Gladbeck, das mit einem fehlgeschlagenen Banküberfall begann, ging wegen des Versagens der Behörden und der Sensationsgier der Medienvertreter in die deutsche Kriminalgeschichte ein. Auf ihrer 54 Stunden dauernden Flucht, die die Geiselnehmer Hans-Jürgen Rösner (vorne) und Dieter Degowski (hinten) quer durch Deutschland führte, machten sie auch in Bremen Halt. Einige Verwandte von Rösners Freundin wohnten in der Stadt, in der sie aufgewachsen war. Nachdem die zuständigen Polizisten mehrfach den Zugriff herausgezögert hatten, brachten Rösner und Degowski am Abend des 17. August 1988 in Huckelriede einen BSAG-Bus mit 30 Fahrgästen in ihre Gewalt. Journalisten befragten, filmten und fotografierten sowohl Geiselnehmer als auch Geiseln aus nächster Nähe. Später wurden zwei von ihnen – 15 und 18 Jahre alt – von ihren Entführern erschossen, ein Polizist starb bei einem Unfall auf dem Weg zum Tatort. Heute erinnert am Busbahnhof Huckelriede eine Stele mit den Namen der Opfer an die Geiselnahme.

Am 15. August 1997 endete für die 300 noch verbliebenen Arbeiter der Vulkan Werft in Vegesack um fünf Minuten nach 12 Uhr die letzte Schicht. Am Vortag war mit dem fast 200 Meter langen Containerfrachter „Hansa Constitution“ das letzte der mehr als 1000 von den Vulkanesen gebauten Schiffe vom Stapel gelaufen. Am Bockkran wehten drei schwarze Stoffbahnen im Wind, die Arbeiter hängten nach Schichtende ihre Werkzeuge am Eingangstor an Nägeln auf. Das Unternehmen hatte sich unter Leitung des ehemaligen Senatsdirektors Friedrich Hennemann (SPD) mit einer Reihe von teilweise äußerst umstrittenen Werftübernahmen, unter anderem in Ostdeutschland, finanziell übernommen. Im Februar 1996 meldete der größte deutsche Werftenverbund Insolvenz an – knapp 104 Jahre nach Firmengründung. Allein in Bremen, wo die Vulkanwerft einer der größten Arbeitgeber war, verloren mehr als 2000 Menschen ihren Job.

Ein Ufo? Ein Wal, der sein Maul aufreißt? Oder eine Muschel, die ihre Schalen öffnet? Sowohl während der anderthalbjährigen Bauzeit als auch nach der Fertigstellung des „Universum Science Centers“ fragten sich viele Bremer, was da eigentlich aus dem eigens für das Mitmachmuseum angelegten See an der Universitätsallee auftauchte. Etwa 68 Millionen Mark kostete der Bau des mit 40.000 Schindeln aus Edelstahl verkleideten „Universums“, das am 8. September 2000 erstmals seine Pforten öffnete. Mit 250 Exponaten, darunter eine begehbare Gebärmutter und eine Erdbebenkammer, lud das Wissenschaftsmuseum seine Gäste zum Experimentieren ein. Trotz wechselnder Ausstellungen und einem neuen Außengelände gingen die Besucherzahlen im Laufe der Jahre zurück. Im Jahr 2013 übernahm die Stadt Bremen das interaktive Erlebnismuseum.

Kaum etwas wies darauf hin, dass die Saison 2003/04 die erfolgreichste in Werder Bremens Vereinsgeschichte werden sollte. Kurz vor dem Bundesligastart unterlag das Team von Coach Thomas Schaaf sogar dem österreichischen Provinzklub SV Pasching im UI-Cup mit 0:4. Doch die Blamage war der Auftakt eines Fußballmärchens: Die Grün-Weißen stürmten in der Folgezeit furios von Sieg zu Sieg. Drei Spieltage vor Saisonende spielten Aílton, Johan Micoud, Ivan Klasnić und Co. die Entscheidung um die Meisterschaft auswärts im direkten Duell gegen den ärgsten Verfolger Bayern München aus. Etwa 30.000 Bremer verfolgten die Liveübertragung der Partie am 8. Mai 2004 auf dem Domshof und bejubelten einen souveränen 3:1-Sieg, der den Titelgewinn bedeutete. Die Krönung indes erfolgte in Berlin, wo Werder im DFB-Pokal-Finale Außenseiter Alemannia Aachen mit 3:2 besiegte – das Double, zu dem die Original Deutschmacher mit „Das W auf dem Trikot“ den Soundtrack lieferten, war perfekt.

Wegen öffentlicher Kritik an seinen Äußerungen in der Debatte zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr trat Bundespräsident Horst Köhler (CDU) von seinem Amt zurück. Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) erfuhr per Telefon von Köhler persönlich von dessen umstrittener Entscheidung. Aus gutem Grund: Da er turnusmäßig Bundesratspräsident war, übernahm Böhrnsen, der Arbeitersohn aus Gröpelingen, für 30 Tage kommissarisch die Amtsgeschäfte des Staatsoberhauptes. Bei seiner ersten Pressekonferenz im neuen Amt am 3. Juni 2010 betonte Böhrnsen, dass „der Bundesratspräsident kein Interims-Bundespräsident“ sei – also vom bescheidenen Bremer keine Auslandsreisen, keine politischen Duftnoten zu erwarten waren. Mit seinem unaufgeregten Auftreten kam er gut an. „Die Welt“ etwa resümierte: „Böhrnsen, der ideale Präsident für vier Wochen.“

Groß war der Jubel an der Universität Bremen, als Rektor Wilfried Müller (rechts) am 15. Juni 2012 eigenmächtig die Entscheidung des Bewilligungsausschusses der Exzellenzinitiative verkündete: Die Bremer Universität war von nun an eine Exzellenz-Universität – als einzige in Norddeutschland. Zwar stand die offizielle und per Livestream nach Bremen übertragene Pressekonferenz zur Entscheidung der Kommission noch aus. Doch Müller, dem der Erfolg bereits bekannt war, hatte ihn nicht mehr für sich behalten können. Der laut Müller „Höhepunkt unserer Universitätsgeschichte“ brachte der Alma Mater, die bei ihrer Gründung noch als „rote Kaderschmiede“ gegolten hatte, neben einem enormen Prestigegewinn Fördergelder in Höhe von 100 Millionen Euro ein. Ende 2019 verlor sie den Status wieder. Einzig das Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (Marum) blieb „exzellent“.

Was mit dem Protest einer 15-jährigen Schülerin begann, entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einer weltweiten sozialen Bewegung: Inspiriert von der Schwedin Greta Thunberg gehen seit Sommer 2018 in aller Welt Anhänger der Fridays-for-Future-Initiative jeden Freitag während der Unterrichtszeit auf die Straße, um für den Klimaschutz zu demonstrieren – so auch in Bremen, wo es vor dem Haus der Bürgerschaft zu Protesten und Kundgebungen junger Leute kam. Schon bald erreichte die Klimadebatte die Mitte der Gesellschaft. Am 20. September 2019 riefen die Aktivisten gemeinsam mit Umweltverbänden und Gewerkschaften unter dem Motto „Alles fürs Klima“ zum globalen Klimastreiktag auf. In Bremen zogen laut Polizeiangaben etwa 31.000 Menschen – die Veranstalter sprachen gar von 40.000 Demonstranten – vom Bahnhofsvorplatz bis zum Marktplatz. Der Verkehr kam in der Stadt stellenweise zum Erliegen – es war die bis dahin größte Demonstration nach dem Zweiten Weltkrieg in Bremen.

75 Jahre WESER-KURIER
. . . sind auch 75 Jahre Pressefotografie und Pressefreiheit in Bremen nach dem Zweiten Weltkrieg. Was waren die Menschen froh, als es am 19. September 1945 wieder eine freie Presse gab, die unzensiert über die Ereignisse in der Stadt berichten durfte. Wir haben 75 Fotos aus acht Jahrzehnten ausgesucht, die in dem Sonderheft der Reihe WK|Geschichte zu sehen sind. Dazu ein Interview mit dem langjährigen WK-Fotografen Jochen Stoss und ein Gastbeitrag des Hochschulprofessors Rolf Nobel, dem Gründer des wohl renommiertesten Studiengangs für Fotojournalismus in Hannover. Erhältlich im Handel, in unseren Zeitungshäusern, auf www.weser-kurier.de/shop und telefonisch unter 0421 / 36 71 66 16. 112 Seiten, 9,80 Euro.