Bremen. Gemeinsam zogen sie vor das Rathaus, während drinnen Senatsmitglieder zum Frühstück zusammenkamen: Bremer Schulbeschäftigte haben am Dienstag mit Angestellten und Beamten der Bremer Polizei protestiert. Später ging es für die Beschäftigten getrennt weiter. Der Bremer Gewerkschaft der Polizei (GdP) zufolge kamen rund 200 streikende Polizei-Beschäftigte im Konsul-Hackfeld-Haus zusammen. Rund 600 Lehrerinnen, Erzieher und Verwaltungskräfte der Schulen zogen demonstrierend durch die Stadt und trafen nach einem Marsch vom Hauptbahnhof durchs Viertel zur Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz ein. Die Polizei sprach von 500 Teilnehmern.
Für viele Kinder und Jugendliche in Bremen fiel wegen des Streiks der Unterricht oder die Nachmittagsbetreuung aus. Zwei Berufsschulen wurden komplett bestreikt. Die Allgemeine Berufsschule am Steffensweg in Walle und das Schulzentrum Neustadt in der Delmestraße blieben am Dienstag geschlossen. An Berufsschulen sind in Bremen häufig besonders viele der Lehrkräfte als Angestellte beschäftigt und nur wenige verbeamtet. Karsten Krüger von der GEW Bremen ist einer von wenigen Beamten an der Allgemeinen Berufsschule am Steffensweg. Er streikte am Dienstag dennoch mit: „Ich habe heute keinen Unterricht und solidarisiere mich mit meinen Kollegen.“ Als Beamter sei er deutlich bessergestellt als seine angestellten Kollegen, sagt Krüger – bei gleicher Arbeit und ähnlicher Qualifikation. „Dadurch verdienen wir als Beamte rund 400 Euro mehr. Ich bin für gleiches Geld für gleiche Arbeit.“
Hintergrund des Streiks sind die laufenden Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst der Länder, die am 16. und 17. Februar in Potsdam fortgesetzt werden. Wie die Gewerkschaften berichten, haben die Arbeitgeber noch kein Angebot vorgelegt. Die Gewerkschaften fordern im Gesamtpaket sechs Prozent mehr Lohn. „Sicherheit hat ihren Preis. Eine gute und engagierte Leistung muss sich auch im Geldbeutel widerspiegeln. Wir erwarten ein verhandlungsfähiges Angebot“, betonte Jochen Kopelke, Landesvorsitzender der GdP.
Aufgerufen zum Streik an den Schulen hatte die Bildungsgewerkschaft GEW. Im Zentrum standen die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen von allen Schulmitarbeitern, die keine Beamten sind: Lehrmeister an Berufsschulen, Sekretärinnen, pädagogische Mitarbeiter, Fachkräfte für Inklusion, Vorkurs-Lehrer für Flüchtlingsklassen und die inzwischen rund 700 Vertretungslehrkräfte, die nicht bei der Bildungsbehörde, sondern bei einem externen Arbeitgeber, dem Verein Stadtteilschule angestellt sind. Die GEW fordert konkret eine bessere Bezahlung für Erzieherinnen und Erzieher, die an Schulen zum Beispiel für Nachmittagsangebote an Ganztagsschulen beschäftigt sind. „Erzieherinnen an Schulen sind zum Teil schlechter bezahlt als Erzieherinnen an Kitas“, kritisiert Christian Gloede von der GEW. Der Grund: Erzieherinnen an Schulen würden nach dem Tarifvertrag des Landes bezahlt, Erzieherinnen an Kitas nach dem Tarifvertrag der Kommune. Die Gewerkschaft fordert die Gleichstellung. Außerdem fordert Gloede, es müsse nicht nur nach 10 Jahren im Beruf, sondern auch nach 15 Jahren für Lehrkräfte eine zusätzliche Lohnstufe geben, also eine Gehaltserhöhung. Diese weitere Gehaltsstufe gibt es für geringer bezahlte Berufsgruppen im öffentlichen Dienst, nicht aber für die besser bezahlten Lehrkräfte.
Durch den Streik fielen am Dienstag an Bremer Schulen der GEW zufolge über 1000 Arbeitsstunden aus, viele Kinder kamen früher nach Hause. „Wir haben die Schulen und den Elternbeirat informiert und hoffen, dass der Unterrichtsausfall niemanden unvorbereitet trifft und kein Kind zu Hause vor verschlossener Tür steht“, sagte Gloede.
Rund 2500 Angestellte an Schulen waren aufgerufen, sich am Warnstreik zu beteiligen. Die GEW, der Beschäftigte an Schulen, Hochschulen und Kitas angehören, hat in Bremen nach eigenen Angaben mehr als 5000 Mitglieder, davon etwa 3700 im Schulbereich.