Wo ist Eloy? Da, wo der niederländische Sänger am Sonnabendnachmittag gegen zwanzig vor zwei eigentlich sein sollte, nämlich auf der Bühne auf der Bürgerweide, steht statt seiner der Wendler. Den finden Anja und Katha in der ersten Reihe direkt am Gitter vor dem Graben für die Fotografen und Kameraleute aber, vorsichtig formuliert, eher nicht so doll – entsprechend gucken sie auch. Aus Braunschweig und Hameln sind die beiden zu Bremen Olé angereist, um den ehemaligen Sänger der Boyband „Caught in the Act“ zu sehen, und jetzt müssen sie stattdessen „Sie liebt den DJ“ und „Wovon träumst Du?“ über sich ergehen lassen.
Der Wendler, natürlich mit Freundin Laura angereist, und ein Fan der Stadtmusikanten, wie er später im Gespräch mit dem WESER-KURIER erklärt, polarisiert wie überall auch in Bremen die Schlager- und Mallorcaparty-Fans. Es sind zwar bei Weitem nicht die kalkulierten 15.000, die zur größten Veranstaltung des Nordens, die eben genau das bietet, Schlager und Mallorca-Party, gekommen sind. Aber die, die da sind, feiern bei der elften Ausgabe die Stars der Szene bei ihren rund 30-minütigen Auftritten. Sie feiern sich selbst und das Leben, irgendwann nass zwar, aber weitgehend friedlich. Bremen Olé, das sind zwölf Stunden Druckbetankung, musikalisch sowie für einen Großteil des Publikums auch getränketechnisch, egal, ist ja nur einmal im Jahr.
So sehen es auch Björn Block und seine Kollegin Nina Kirchhoff, die den Wendler anders als die Mädels in der ersten Bühnenreihe schätzen und zu seiner „Nina“ angefeuert von ihren Freunden spontan etwas hinlegen, das einigermaßen als Discofox durchgeht. „Letztes Jahr musste ich arbeiten, als Bremen Olé war, da habe ich nur ein Video bekommen“, erzählt Nina, „dieses Jahr war es keine Frage, dass ich dabei bin.“ Björn ist Fan der ersten Stunde, er trägt stolz seinen roten Captain-Morgan-Piratenhut. Die beiden Kinder haben er und seine Frau Bianca für dieses Wochenende ausgelagert.
Eloy mit Verspätung
Über der Bürgerweide werden die Wolken dunkler, dafür die Mienen in der ersten Reihe heller: Eloy ist jetzt doch da, und macht den Fans erst mal Komplimente: „Ihr seht alle traumhaft aus!“ Kopf aus, Herz an, singt der Holland-Star, und so funktioniert diese Party eben. Nicht umsonst ist der Stand eines Anbieters von Sexspielzeug heiß begehrt, man weiß ja schließlich nicht, wer einem an diesem Abend noch so über den Weg läuft. Der Grund für die Eloy-Verspätung ist inzwischen auch klar: Parallel zu Bremen geht Rostock Olé über die Bühne. Die Künstler, darunter auch Mia Julia, Pietro Lombardi und die Atzen, jetten hin beziehungsweise her. Eloys Anreise verspätete sich, deshalb der zeitliche Tausch mit dem Wendler, der wiederum gegen 18 Uhr in Rostock erwartet wird.
Auf der Bühne singt Michelle inzwischen vom „Sommer des Lebens“ und gegen die ersten Tropfen an, aber keine Chance, die erste Gewitterdusche des Nachmittags erwischt sie genauso wie das Publikum. Gegen 18.30 Uhr wird die Veranstaltung wegen eines weiteren Gewitters unterbrochen, die Hallen 5 und 7 werden zum Unterstellen geöffnet. Die meisten Fans scheinen vorerst aber derselben Meinung wie Michelle zu sein. „Der Regen ist uns egal, oder?“, fragt sie, inzwischen genauso klatschnass wie die Menschen vor ihr, der Jubel ist eindeutig: Ja, ist egal.
Großteil des Publikums zwischen 20 und 30
Besonders über den Auftritt der Schlager-Königin freuen sich auch Marlies Neubert und Volker Matzdorf. Die Bremerin und der Delmenhorster haben die 50 schon überschritten, das Paar macht eine kleine Pause auf einer Bierbank. Mit ihrer Altersklasse sind die beiden deutlich in der Minderheit, der Großteil des Publikums ist zwischen 20 und 30. „Wir feiern nicht mehr so lange, bis der Arzt kommt“, sagt Volker und lacht, „das haben wir vor 30 Jahren gemacht. Aber ich find‘s wichtig, mit jungen Leuten zu feiern. Das hält jung.“
Ein paar Meter weiter feiern Antje Lüder und Torsten David. Für sie ist Bremen Olé ein ganz besonderes Fest, denn vor zwei Jahren haben sie sich hier kennengelernt. Am 12. August ist Hochzeit, standesamtlich, kirchlich im kommenden Jahr. Und, wie war das Kennenlernen? „Ich hab sie gesehen und einfach geküsst“, sagt er. „War schön“, sagt sie.
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