Findorff-Bürgerweide. Seit etwas mehr als zwei Jahren wünscht sich eine Gruppe von Eltern aus der Brandtstraße mit Unterstützung des Findorffer Beirats die Einrichtung einer temporären Spielstraße. Bei der aktuellen Sitzung des Findorffer Beirats trafen behördliches Pro und Contra erstmals persönlich aufeinander. Eine Annäherung im Sinne der Nachbarn ist dadurch keinen Schritt näher gerückt. Der Beirat will trotz der Widerstände auf einer Umsetzung des Projekts beharren.
Als temporäre Spielstraßen eignen sich theoretisch Einbahnstraßen in Wohnquartieren. Sie werden nach Absprache zu verbindlich begrenzten Stunden an einem bestimmten Wochentag für den Durchgangsverkehr gesperrt. Die Fronten waren im Falle der Brandtstraße klar und kompromisslos: Das Amt für Soziale Dienste (ASD) unterstützte die Findorffer Eltern von Anfang an bei der Idee, neuen, wenn auch nur stundenweisen Spielraum für die Kinder zu schaffen. Das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) erteilte dem Vorhaben dagegen wiederholt seine Absage. Der Versuch, Vertreter beider Behörden an den gemeinsamen Findorffer Tisch zu bekommen, war in den vergangenen Monaten mehrfach gescheitert.
Diesmal hatte nun Steffen Breyer, Leiter des Referats Verkehrs- und Straßenrecht im Bauressort, die undankbare Aufgabe übernommen, die ablehnende Haltung der Verkehrsbehörde zu erklären. Die Frage, ob es im Quartier genügend Spielflächen für Kinder gebe, falle nicht in sein Ressort, und sei daher kein Grund, von der Verwaltungspraxis abzuweichen, betonte Beyer. Ausschlaggebend für die, so Beyer, „nachvollziehbare“ Begründung der ASV-Kollegen sei, dass es mit dem Spielplatz Herbststraße ein Angebot in unmittelbarer Nähe gebe. Eine entsprechende Anordnung sei daher nicht verhältnismäßig. Im Falle der acht bislang bestehenden Bremer temporären Spielstraßen handele es sich um Gegenden, in denen es weit und breit keinerlei Spielmöglichkeiten gebe.
Auch Anwohnerappell umsonst
Da konnte auch der Appell von Anwohnerin Silke Heyne nicht umstimmen, die dem Ressortvertreter die große verkehrliche Belastung der Wohnstraßen am Rande der Bürgerweide schilderte. Als Mittel der Verkehrsberuhigung sei die temporäre Spielstraße nicht geeignet, betonte Breyer. „Das ist nicht die Aufgabe dieses Instruments, sondern vielmehr ein Kontrollproblem."
Das Amt für Straßen und Verkehr tue sich auch deshalb schwer mit der Einrichtung temporärer Spielstraßen, weil es dafür keine rechtliche Handhabe gebe. Es handele sich dabei vielmehr um eine „großzügige Auslegung der Straßenverkehrsordnung“. Man bewege sich auf juristisch dünnem Eis, weil ein einzelner Widerspruch ein solches Vorhaben kippen könne. Bislang habe man in Bremen rechtliche Auseinandersetzungen vermeiden können. In der Nachbarschaft der Brandtstraße sei das Projekt jedoch von Anfang an kontrovers diskutiert worden. „Auch deshalb wird das ASV dem Versuch nicht zustimmen“, so Breyers Einschätzung.
ASD-Vertreter Daniel Gortay, im Fachdienst Spielraumförderung zuständig für Findorff, argumentierte, dass sich der einzige Spielplatz im betreffenden Quartier in einer Entfernung befinde, die für Kleinkinder nicht mehr „in unmittelbarer Nähe“ sei. In seiner Behörde sei bekannt, dass der Ortsteil Findorff-Bürgerweide mit Spielflächen statistisch unterversorgt sei. „Wir würden gerne mehr öffentliche Spielplätze stellen, können es aber nicht“, so Gortay. Daher sei man auf der Suche nach kreativen Möglichkeiten, um das Angebot zu ergänzen.
So sieht das auch der Findorffer Beirat. Mit großer Mehrheit bekräftigten die Beiratsmitglieder einen Beschluss aus dem Bauausschuss. Anfang November hatten die Ausschussmitglieder vom Amt für Straßen und Verkehr einen Testlauf für die temporäre Spielstraße eingefordert, der im Frühjahr starten soll. Zur nächsten Bauausschusssitzung am Donnerstag, 14. Dezember, erwarten die Findorffer eine Antwort aus der Behörde. Manche Beiratsmitglieder blätterten schon einmal im Ortsgesetz und signalisierten: Eine Ablehnung werden sie auch dann nicht einfach akzeptieren.