Der Feuerwehrmann, der am Mittwochnachmittag bei einem Einsatz in Horn einen Stromschlag erlitten hat und wiederbelebt werden musste, ist außer Lebensgefahr. Das teilte Feuerwehrsprecher Andreas Desczka am Donnerstagnachmittag mit. „Er wird noch im Krankenhaus behandelt“, sagte er. „Wir sind heilfroh, dass es dem Kollegen so weit gut geht.“ Laut Feuerwehr-Amtsleiter Philipp Heßemer war der Mann bereits auf dem Weg ins Krankenhaus wieder ansprechbar, er habe am Mittwochabend in der Klinik mit ihm gesprochen. Heßemer: „Wir hoffen, dass er sich vollständig erholen wird.“ In Gedanken seien die Kolleginnen und Kollegen bei dem verstorbenen Arzt und seiner Familie, teilte die Feuerwehr auf Twitter mit.
Der 53-jährige Arzt hatte wie der Feuerwehrmann ebenfalls einen Stromschlag erlitten, war aber trotz Reanimationsversuchen der Rettungskräfte noch am Unfallort, einem Gebäude mit Arztpraxen und Büros an der Grazer Straße, gestorben. Polizei und Feuerwehr gehen davon aus, dass eine unter Strom stehende Tür in der zweiten Etage des Gebäudes der Auslöser für den tödlichen Stromschlag war. Vor dem Arzt hatte eine 37-jährige Mitarbeiterin eines Therapiezentrums die Klinken der nebeneinanderliegenden Türen berührt. Auch sie hatte einen Schlag bekommen, trug aber außer zunächst starken Schmerzen nur leichte Verletzungen davon. Ob der Feuerwehrmann die Türgriffe ebenfalls berührt hat, ist unklar.
Polizei prüft Renovierung als Ursache
Die Kriminalpolizei ermittelt nun, warum die Tür unter Strom gestanden hat. Am Donnerstag untersuchten Sachverständige das Gebäude, Ergebnisse sollen in den nächsten Tagen vorliegen. „Vor Kurzem war dort renoviert worden“, sagte Polizeisprecher Nils Matthiesen. „Wir prüfen, ob es auch Arbeiten an der Elektrik gab. Das könnte eine Hypothese sein, wie es zu dem Unfall kommen konnte.“
Laut Feuerwehrsprecher Desczka ist es an sich nicht ungewöhnlich, dass Einsatzkräfte Personen helfen, die sich durch die Einwirkung von Strom verletzt haben. „Das kommt ab und an vor“, sagt er, „aber so etwas wie dieser Vorfall ist äußerst selten.“
Laut der Statistik zu Todesursachen des Statistischen Bundesamts starben im Jahr 2019 insgesamt 32 Menschen nach dem Kontakt mit elektrischen Leitungen oder im Zusammenhang mit Strom-Unfällen. Dem Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik zufolge passiert die Mehrzahl der Unfälle in Haushalten.
Laut Pierre Tönjes kommt es sehr selten vor, dass Türen, die elektrische Öffner besitzen, elektrische Schläge auslösen. Er arbeitet als Tischlermeister bei der Firma Tietjen, in der unter anderem Fenster und Türen angefertigt werden. „Ich kenne keinen anderen Fall“, sagt er. Möglich sei, dass durch konstante Reibung ein Kabel durchgescheuert und dann mit dem Metallrahmen in Kontakt gekommen sei. „Eine andere Möglichkeit wäre, dass eine Schraube im Türrahmen aus Versehen in ein stromführendes Kabel gebohrt wurde und dadurch die Verbindung entstanden ist“, sagt er.
Glimpflich davongekommen sind acht Kinder, die sich zum Zeitpunkt des Unfalls in einem Raum der Praxis aufgehalten hatten. Zunächst waren die Einsatzkräfte davon ausgegangen, dass auch die Tür dieses Raums unter Spannung stehen könnte. Deshalb wurden die Kinder gebeten, sich keinesfalls der Tür zu nähern. Sie wurden über eine Drehleiter durch die Fenster aus dem Gebäude geholt. Mehrere Menschen, die das Unglück mit angesehen hatten, sind von Notfallseelsorgern betreut worden.
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