Bremen-Nord. "Die Zeit ist vorbei, wo man meinte, man könnte mit einigen Schlüsselprojekten eine Region nach oben bringen." Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) sprach diese Worte gestern nach einer Bereisung diverser - nun ja, Schlüsselprojekte. Fünf Schauplätze gewerblicher und baulicher Entwicklung nahm der Senatspräsident in Augenschein.
Der Widerspruch hebt sich in der Betrachtungsweise auf, findet der Bürgermeister. Die Anstrengungen für Bremen-Nord auf wirtschaftlicher, städtebaulicher und sozialer Ebene müssten besser verzahnt und gewissermaßen "zusammengedacht" werden, um optimale Wirkung zu entfalten.
Genau dies ist Sinn und Zweck des Bremen-Nord-Arbeitskreises, den Böhrnsen im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hatte. Drei Untergruppen arbeiten dem Gremium auf den genannten Gebieten zu, damit ein abgestimmtes Konzept für die Entwicklung des Stadtbezirks entstehen kann. So ist es jedenfalls gedacht.
Gestern also ließ sich Böhrnsen zeigen, was sich aktuell in Bremen-Nord tut. Erste Station der Rundfahrt, bei der er von den drei Ortsamtsleitern sowie von Spitzenbeamten der Senatsressorts für Bau und Wirtschaft begleitet wurde, war der Rönne-
becker Hafen. Einen Steinwurf vom Fähranleger entfernt entsteht dort zurzeit ein großer Wohnungskomplex, das "Haus Weserpanorama". Wohnen in flussnahen Lagen, das läuft noch ganz gut auf dem ansonsten schwach pulsierenden Nordbremer Immobilienmarkt. Ortsamtsleiter Peter Nowack steuerte die Information bei, dass die meisten künftigen Bewohner der Anlage von außerhalb kommen. Und das sei ermutigend angesichts des Einwohnerschwundes, den Bremen-Nord in den vergangenen Jahren hinnehmen musste.
Weiter zog die Karawane auf das BWK-Gelände, wo die städtische Wirtschaftsförderung bereits eine Reihe von Gebäuden aus dem Altbaubestand der Wollkämmerei verkaufen konnte. Jens Böhrnsen erfuhr dort auch, dass aussichtsreiche Gespräche mit drei Firmen laufen, die eine Ansiedlung prüfen - darunter ein Konstruktionsbüro, das etwa 60 Jobs mitbrächte.
Der Bürgermeister und seine Begleitung besuchten anschließend noch das frühere Hartmannsstift, wo nach dem Abriss des größten Teils der vorhandenen Bebauung moderne Wohnungen entstehen sollen, das BTF-Gelände in Grohn und den "Lesum-Park" auf dem Gelände der einstigen Wilhelm-Kaisen-Kaserne. Dort will ein Investor eine Mischung aus Gesundheitswirtschaft, behindertengerechtem Einzelhandel und Wohnungen realisieren. Die Bagger, so hieß es gestern, sollen im ersten Quartal 2013 anrollen. "Innerhalb von fünf Jahren wollen wir damit dann weitestgehend durch sein", sagte der Geschäftsführer des Generalplaners Procon, Thorsten Nagel. Ein ambitionierter Zeitplan, darin war sich Nagel mit Bauamtsleiter Maximilian Donaubauer einig - denn es gibt in der Konzeption noch eine Reihe offener Fragen.
Zuversichtlich stimmte den Bürgermeister an dieser Station seiner Bremen-Nord-Bereisung, dass der "Lesum-Park" nicht gegen Widerstände durchgesetzt werden müsse. "Hier ziehen alle an einem Strang", so Böhrnsens Wahrnehmung. Auch der neue Ortsamtsleiter Florian Boehlke erwartet sich vom "Lesum-Park" einen Impuls für den Stadtteil: "Wir hoffen, dass die Gesundheitswirtschaft zahlreiche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze bringt."
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