Blumenthal. Der frühere Bockhorner Pastor Ernst Uhl hat sich zu Wort gemeldet. Anlass für die von ihm verfasste "Blumenthaler Erklärung" ist die Stimmung im Stadtteil, vor allem die Auseinandersetzung um die George-Albrecht-Straße. Das Schreiben ist mit der Bitte um Unterstützung an viele öffentliche Einrichtungen, etwa an Schulen, die Polizei, an Kindergärten, aber auch an die Politik und Wirtschaft gegangen. Bis heute können Unterstützer die Erklärung mitzeichnen.
Einige Auszüge: "Im Bremer Stadtteil Blumenthal besteht weiterhin ein verträgliches Verhältnis zwischen Einheimischen und ausländischen Mitbürgern. Zur Zeit herrscht jedoch ein ausgesprochen ungutes Klima im Verhältnis zwischen Migranten und Flüchtlingen, insbesondere gegenüber Roma, aber auch allgemein durch ein Überhandnehmen von krimineller Gewalt, Raub, Überfällen und Einbruchdiebstahl. Angst, Misstrauen sowie eine ausländerfeindliche Stimmung in der Bevölkerung greifen in nicht mehr hinzunehmendem Maße um sich. Dazu erklären wir:
Ausdrücklich stellen wir uns, gerade auch in Blumenthal, hinter Migranten und Flüchtlinge, insbesondere hinter die wegen ihrer Rasse verfolgten Roma. Sie sind Menschen, denen die Menschenrechte, auf die wir zu Recht stolz sind, nicht vorenthalten werden dürfen. (...)
Alle, auch Amtspersonen, sollten sich in der emotional so aufgeladenen Situation in ihrer Spreche einer klaren, aber gemäßigten Wortwahl bedienen. (...) Wo es zu Straftaten kommt oder gekommen ist, müssen diese den Gesetzen entsprechend verfolgt und geahndet werden. Notfalls müssen alle Rechtsmittel ausgeschöpft werden – einschließlich vom Gesetz gedeckter Zwangsmaßnahmen.
Es geht nicht an, wegzuschauen, zu verharmlosen oder Straftaten zu relativieren mit dem Argument, dass die Betreffenden unter schwierigen Verhältnissen groß geworden sind oder leben müssen beziehungsweise dass Kriminalität dem katastrophalen Gefälle von Reich und Arm in unserer Gesellschaft geschuldet sei und deshalb polizeiliche Maßnahmen nicht angemessen seien. Es ist eine Situation eingetreten, wo fast ausschließlich Präsenz der Polizei ein Mindestgefühl von Sicherheit vermitteln kann. Es geht nicht an, dass Teile von Blumenthal zum rechtsfreien Raum verkommen.
Der Bremer Senat ist gefordert, sich zu den Vorfällen und Verhältnissen in Blumenthal klar zu äußern, vor allem aber den Stadtteil mit seinen Problemen nicht allein zu lassen. Dazu gehört, unverzüglich und ausreichend Personal bereitzustellen, das in der Lage ist, insbesondere mit den Roma deren soziale und mentale Probleme zu bearbeiten sowie befriedigend auf ein verträgliches Miteinander von Fremden und einheimischer Wohnbevölkerung einzuwirken. Vor allem aber ist den Flüchtlingen und Migranten eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Es geht nicht an, die ungeliebten Folgen von Globalisierung und Europäisierung in ausgegrenzten Wohngettos abzuladen."