Hart ist Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) mit der Universität ins Gericht gegangen. Ihr Vorwurf: In der Lehrerausbildung fehle gezielte Unterstützung, deshalb müsse die Behörde einspringen und vom Landesinstitut für Schule (LIS) ein Qualifizierungsprogramm für studentische Hilfslehrer erarbeiten lassen. Doch nun kommt heraus: Die Universität hat dem Bildungsressort schon längst einen Entwurf vorgelegt. Seit knapp einem Jahr schlummert das Papier in der Behörde, es stammt vom März 2017. Die vorgeschlagenen Maßnahmen waren Bogedan allerdings zu teuer.
Die Senatorin hätte „dieses sehr kostenintensive Programm bezahlen“ sollen, sagte ihre Sprecherin Annette Kemp. „Das können und wollen wir in dieser Form nicht.“ Inzwischen haben sich Universität und Bildungsressort zusammengerauft. „Wir befinden uns jetzt wieder im Dialog mit der Uni“, teilte Kemp am Freitagnachmittag mit. Es seien „gute, intensive Gespräche“ geführt worden.
Uni reagiert überrascht
Zuvor hatte die Universität überrascht auf Bogedans Äußerungen reagiert. Ihm sei nicht bekannt, „dass wir eine formale Ablehnung erhalten haben“, sagte auf Nachfrage Thomas Hoffmeister, Konrektor für Studium und Lehre. Seine versöhnliche Botschaft: Beim Kampf gegen den Lehrermangel könne die Behörde weiterhin mit Unterstützung seitens der Uni rechnen. Wenn die Vorschläge nicht passten, müsse man darüber ins Gespräch kommen.
Hoffmeister: „Ich bin guter Hoffnung, dass wir uns an einen Tisch setzen und brauchbare Lösungen finden.“ Zu den veranschlagten Kosten des universitären Programms wollte er sich nicht äußern. Auch von der Behörde waren dazu keinerlei Angaben zu bekommen.
Trotz des neuen Einvernehmens bleibt es aber dabei, dass das LIS zum 1. August ein Qualifizierungsprogramm erstellt. Über Einzelheiten könne noch nichts gesagt werden, teilte Annette Kemp mit. Den Studierenden soll das Programm „praktisches Handwerkszeug“ mit auf den Weg geben, um im Unterrichtsalltag bestehen zu können.
Hoffmeister stellte unterdessen klar, dass ein Qualifizierungsprogramm seinen Preis hat. „Wir müssen diese Dinge qualitativ gut machen“, sagte er. Zum Einsatz von Studierenden an den Schulen hat der Konrektor klare Vorstellungen. Bachelor-Studenten haben in seinen Augen vor einer Schulklasse nichts zu suchen. Erst nach Ablauf des Praxissemesters kämen Studierende für einen Einsatz als Vertretungslehrer in der Schule infrage, also nach dem zweiten Mastersemester. „Wenn sie schon vorher in der Schule unterrichten, dann muss sichergestellt sein, dass sie nicht allein vor der Klasse stehen.“
Bachelor-Studenten als Hilfslehrer im Einsatz
Laut Bildungsressort sind nur Masterstudenten als Hilfslehrer vorgesehen. Das sehe auch die Vereinbarung mit dem Personalrat Schulen so vor, betonte Kemp. Gleichwohl will sie nicht ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass auch Bachelor-Studenten im Hilfslehrer-Einsatz sind. „Ich kann nicht ausschließen, dass es an irgendeiner Schule einen Bachelor-Studenten gibt“, sagte sie. Nach ihrer Kenntnis kann es sich nicht um mehr als maximal fünf Studierende handeln.
Um ein tragfähiges Begleitkonzept zu erstellen, setzt Konrektor Hoffmeister auf enge Zusammenarbeit mit dem Bildungsressort. „Wir müssen darüber reden, wie man Studierende sinnvollerweise an den Schulen einsetzen kann.“ Doch dazu sei erforderlich, über den genauen Bedarf im Bilde zu sein. Den sieht das Ressort vor allem bei der Vertretung von Langzeiterkrankten und Schwangeren. Zugleich bot Hoffmeister eine Qualifizierung auch von Seiteneinsteigern an. „Das ist für uns eine der nächsten Aufgaben.“