Der Kanzler der Universität Bremen, Martin Mehrtens, hat am Donnerstag seine sofortige Versetzung in den Ruhestand erbeten. Entsprechende Informationen des WESER-KURIER bestätigte die Uni am Freitagmittag, das Verfahren laufe allerdings noch. Die Mitarbeiter der Universität sind am Freitagvormittag in einer E-Mail über das überraschende Ausscheiden informiert worden, die Dekane der Fakultäten bereits am Donnerstagabend. Damit sind nun zwei Posten an der Spitze der Uni unbesetzt.
In der E-Mail heißt es, Mehrtens habe Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), die Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Claudia Schilling (SPD), Finanzsenator Dietmar Strehl (Grüne) und Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter am Donnerstag um „die sofortige Entlassung aus dem Kanzleramt und die Versetzung in den Altersruhestand“ gebeten. Die Hintergründe für diesen Schritt sind unklar. In der Mitteilung an die Belegschaft, die dem WESER-KURIER vorliegt, heißt es, Mehrtens habe versichert, dass sein Ausscheiden nichts mit der Universität oder seiner Rolle als Kanzler zu tun habe. Genauere Informationen wollte die Uni dazu nicht nennen. Auch Universitäts-Rektor Scholz-Reiter wollte am Freitag kein weiteres Statement zu dem Vorgang abgeben. In der Mitteilung an die Uni-Mitarbeiter hatte er lediglich erklärt, dass er Mehrtens’ Schritt bedauere. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den Posten muss noch gefunden werden, bis auf Weiteres werde Scholz-Reiter die Aufgaben des Kanzlers übernehmen, erklärte die Universität. Das zuständige Wissenschaftsressort war am Freitag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Martin Mehrtens war seit 2013 Kanzler der Uni Bremen, zuvor hatte er diese Position bereits ein Jahr lang kommissarisch inne. Er trat damit die Nachfolge von Gerd-Rüdiger Kück an, der nach seiner Amtszeit ins damalige Ressort für Bildung und Wissenschaft wechselte und den Staatsratsposten übernahm. Nach Angaben der Uni hatte Mehrtens geplant, Ende des Jahres in den Ruhestand zu gehen. Der Universität Bremen ist Mehrtens seit vielen Jahren verbunden: Er studierte Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Pädagogik in Kiel und Bremen. Nach seiner Promotion arbeitete er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am hiesigen Institut für Projektmanagement und Wirtschaftsinformatik, im Jahr 1990 übernahm Mehrtens dann die Leitung des Dezernats für Organisation, Personalentwicklung und IT an der Universität.
„Schlag ins Kontor“
Mehrtens war als Kanzler für alle Finanz- und Verwaltungsbelange zuständig, während sich der Rektor um Forschung und Lehre kümmert. Kanzler und Rektor gehören neben den drei Konrektoren zur Spitze der Universität. In seine Amtszeit fällt eine deutlich internationalere Ausrichtung der Universität, aber auch der Verlust des Exzellenztitels zum Ende des vergangenen Jahres. Noch vor wenigen Tagen hatte Mehrtens die Berufung einer Planungskommission vorbereitet, die das inhaltliche Profil einer Neuauflage der Sportlehrerausbildung erarbeiten soll.
Überraschender Rückzug
Für die Belegschaft der Universität kam der Rückzug des Kanzlers völlig überraschend. Von Uni-Mitarbeitern war am Freitag zu hören, dass der Rücktritt ein „Schlag ins Kontor“ sei – auch, weil nun innerhalb kürzester Zeit ein weiterer Posten an der Uni-Spitze neu besetzt werden muss. Nach Informationen des WESER-KURIER stellt sich der Konrektor für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Transfer, Andreas Breiter, in diesem Jahr nicht zur Wiederwahl. Ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Neubesetzungen besteht aber nach Angaben der Universität nicht.
Uwe Nullmeyer, Mitglied des Vorstands des Fördervereins „Unifreunde Bremen“, lobte die jahrelange und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Mehrtens. „Das ist ein großer Verlust für die Uni“, sagte er zum plötzlichen Ruhestand des Kanzlers. Mehrtens habe er sehr geschätzt, vor allem wegen seines professionellen Auftretens. Er habe sich über die Jahre sehr gut in sein Amt reingearbeitet, auch seine vorherige Tätigkeit an der Uni habe ihn gut auf diese Position vorbereitet.
Nullmeyer betonte, dass Mehrtens sich keineswegs nur im Bereich der Verwaltung verdient gemacht habe, sondern auch „in der Sache“ sehr aktiv gewesen sei und sich in der Wissenschaft und im Universitätsbetrieb sehr gut ausgekannt habe. Ein Höhepunkt seiner Amtszeit sei sicherlich die zunehmende Internationalität der Uni Bremen gewesen, so Nullmeyer.
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