Der Zustand der Uni-Sporthallen ist schlecht. So schlecht, dass quasi täglich die Schließung droht. Mit dieser Nachricht kam Hans-Joachim Orlok am Dienstagabend in den Sportausschuss des Horn-Leher Beirats. Der Leiter des Uni-Baudezernats war der Einladung des Ausschusses gemeinsam mit Vertretern aus den Ressorts Wissenschaft, Sport und Bildung gefolgt. Nachdem die Universität jüngst auf Nachfrage des STADTTEIL-KURIER mitgeteilt hatte, dass sie sich die notwendigen Sanierungen der Sportstätten nicht leisten könne, und die Hallen daher im Fall eines Sicherheitsrisikos geschlossen werden müssten, forderte der Ausschuss jetzt Klartext von den Behördenvertretern.
Zunächst musste Orlok die Äußerung der Universität gegenüber der Presse korrigieren, dass die Sporthallen zu 90 Prozent durch den Schulsport genutzt würden. Tatsächlich entfielen etwa 25 Prozent auf den Schul- und 20 Prozent auf den Vereinssport. Auf die Frage, wie hoch die jüngst ermittelten Sanierungskosten seien, erklärte Orlok, man gehe von 28 Millionen Euro aus. Die Erhaltungsmittel, die der Uni bislang zur Verfügung gestanden hätten, seien für die Sportstätten nicht auskömmlich gewesen, entgegnete er auf die Nachfrage aus dem Ausschuss, wie es zu einem solch immensen Sanierungsstau habe kommen können.
Ein zähes Unterfangen
Den größten Grund zur Sorge bereite derzeit der Zustand von Fußboden und Lüftungsanlage der großen Unihalle, sagte Orlok. Der Hallenboden „zerbrösele“ und die Lüftungsanlage sei abgängig. „Die Luftwerte werden regelmäßig überprüft“, betonte er. Bislang seien sie in Ordnung, aber sobald sich eine Belastung abzeichne, werde die Halle dicht gemacht.
Der Versuch des Ausschusses, auf Ursachenforschung für die dargestellte Entwicklung zu gehen, erwies sich als zähes Unterfangen. Manfred Schütte-Thuy, im Wissenschaftsressort zuständig für Ressourcen, betonte, dass mit Beendigung des Studiengangs Sport auch die Zuständigkeit seines Ressorts für die Sportstätten zu Ende gewesen sei. Nun gebe es zwar neue Überlegungen, den Studiengang Sportpädagogik wieder einzuführen, doch das beschleunige den Sanierungsprozess nicht.
Im Gegenteil. Welche Anforderungen die Uni-Sporthallen für den neuen Studiengang zu erfüllen haben, müsse zunächst ermittelt werden. Bis dahin passiere in puncto Sanierung nichts. „Wie lange soll das denn dauern?“, fragte Ausschuss-Sprecher Dieter Mazur (Grüne). Angesichts der Tatsache, dass die Hallen jeden Tag dicht gemacht werden könnten, sei höchste Eile geboten, betonte er.
Thomas Glander, im Bildungsressort zuständig für Schulsport, erklärte auf Nachfrage, er habe bislang keine Kenntnis davon gehabt, dass die Problematik derart akut sei. Der Status quo gebe in der Tat Anlass zur Sorge. „Wenn die Hallen für den Schulsport wegbrechen, haben wir ein großes Problem“, sagte Glander. Das unterstrich auch Harald Wolf, Koordinator an der sportbetonten Oberschule Ronzelenstraße. Insgesamt hingen acht Schulen an den Unisporthallen, die Oberschule Ronzelenstraße allein mit 100 Stunden. „Wir sind derzeit auf dem Weg, Elite-Schule zu werden“, erklärte er. Das bedeute, dass sie in absehbarer Zeit auf 280 Stunden aufstocken müssten. Dass eine Schließung derart akut drohe, sei aus Sicht der Schule schlicht schockierend.
Taten von den Ressorts werden erwartet
Ähnlich äußerten sich auch die Vertreter des Vereinssports am Dienstagabend. „Die großen Hallen sind immens wichtig für Sportereignisse“, betonte Björn Jeschke, Vorsitzender vom TV Eiche Horn. „Ein Wegfall wäre katastrophal.“ Deshalb habe der Verein bereits vor zwei Jahren vorgeschlagen, die Zuständigkeit für die Unisporthalle an der Grazer Straße an die Ressorts Sport und Bildung zu übertragen. Doch daraus sei bekanntlich nichts geworden, ebenso wenig wie aus der Idee des Vereins, gemeinsam mit Sport und Bildung eine große Sporthalle auf dem Vereinsgelände zu finanzieren, was der Beirat seinerzeit unterstützt hatte. Inzwischen plant der TV Eiche Horn eine eigene, kleinere Halle.
Der Ausschuss erwartet jetzt Taten von den Ressorts Wissenschaft, Bildung und Sport. Die Fraktionen forderten einvernehmlich, umgehend eine Task Force zu bilden, um die Sanierung in Gang zu bringen. Catharina Hanke (SPD) regte an, den Vorschlag zur Übernahme der Halle an der Grazer Straße erneut an die Ressorts heranzutragen und außerdem nachzuhaken, wie weit die Machbarkeitsstudie zum Erweiterungsbau der Oberschule Ronzelenstraße gediehen sei. Ulf-Brün Drechsel (FDP) ergänzte, dass man außerdem eine entsprechende personelle Ausstattung für den Schulsport – also die Wiederaufnahme des Studienganges – einfordern müsse.