Weg. Die Papiere sind weg. Und sie werden wohl auch nicht wieder auftauchen. Zumindest hat Klaus Hübotter die Hoffnung nahezu aufgegeben.
Vor gut zwei Wochen war dem Bauunternehmer und Bremer Ehrenbürger ein Ordner mit Papieren abhanden gekommen, die ein bemerkenswertes Ereignis seiner Vergangenheit dokumentieren (wir berichteten). Und trotz einer Anzeige in der Zeitung, der Auslobung einer Belohnung und diversen Medienberichten hat sich bislang kein Finder bei ihm gemeldet.
Beim Inhalt des Ordners handelt es sich um Unterlagen und Briefwechsel, die aufzeigen, wie und warum Hübotter 1971 ins Visier der deutschen Ermittlungsbehörden geriet. Dem heute 86-Jährigen wurde eine Verbindung zur damaligen Baader-Meinhof-Gruppe unterstellt, mehr noch: Polizei und Staatsanwaltschaft glaubten gar, dass Hübotter eine enge Beziehung zum Kopf der Rote Armee Fraktion (RAF) unterhält, zu Ulrike Meinhof also.
Am Ende stellte sich dies als Irrglaube heraus. Zu diesem Zeitpunkt aber war schon einiges in Bewegung geraten. Polizisten hatten Hübotters Büro am Herdentorsteinweg eingenommen und durchsucht, ebenso wie die Privatwohnung seiner Familie. Das Ehepaar Hübotter traf sich schließlich bei der Polizei wieder, erst am Tag darauf ließen die Ermittler von ihrem Verdacht ab.
Zusammenfassung in Buch
All das will Hübotter in einem kleinen Buch zusammenfassen und für die Nachwelt erhalten. Denn die Episode wirft ein Schlaglicht auf die Ausmaße, die die Suche nach den RAF-Terroristen in den Siebzigerjahren in Deutschland annahmen. Zur Dokumentation und zum Beleg seines Berichts wollte Hübotter seinen Ausführungen die Schriftwechsel aus damaliger Zeit anfügen, darunter unter anderem Schriftwechsel mit dem Generalbundesanwalt und dem Präsidenten des Bundesgerichtshofs.
Ebenso wie Schreiben vom Bundeskriminalamt, dem Bundesjustizminister und an den damaligen Bremer Bürgermeister Hans Koschnick. Auch ein Interview des Polizeipräsidenten von Bock und Polach mit Radio Bremen war darunter. Laut Hübotter ist es beim Sender nicht mehr auffindbar – umso ärgerlicher, dass es verloren ging. Und auch von den übrigen Papieren existieren nur in Einzelfällen Kopien, sagt Hübotter.
Keine Kopien
Klar, es war ein Fehler, nicht von allen Papieren Kopien gemacht zu haben, das weiß der 86-Jährige inzwischen auch. Aber wer konnte auch damit rechnen, dass ein Dienstleister die ihm überlassene Mappe in einem Parkhaus auf dem Gebührenautomaten liegen lässt?
Mit den Papieren selbst lasse sich nicht viel anfangen, sagt der Bremer Ehrenbürger, sie seien lediglich für ihn selbst von besonderem Wert. Gut möglich, dass auch der Finder nichts damit anfangen konnte. „Ich vermute und ich fürchte, dass sie jemand gefunden und dann weggeworfen hat.“
Das Buch will er dennoch schreiben. Der Text ist weitgehend fertig, nun will sich Hübotter auf die Suche nach Zeitungsartikeln aus der damaligen Zeit machen, auch damit lasse sich das Geschehen dokumentieren. Mit den Briefen im Ordner ginge dies aber noch besser, sagt er. „Ich bin ganz traurig, dass dies nun wohl nicht gelingt.“
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