Eine Seilbahn zur Entlastung des Verkehrs in der Überseestadt – die Idee, die Wirtschaftsstaatsrat Ekkehart Siering am Donnerstag vorgestellt hat, findet parteienübergreifend Zustimmung. Eine gute Idee, warum sich nicht zumindest mal anschauen, wie so ein Projekt aussehen könnte und was es bringen würde: Das ist der allgemeine Tenor. Das Wirtschaftsressort will möglichst schon im März eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, in der unter anderem der ideale Streckenverlauf zwischen dem Straßenbahndepot in Gröpelingen und der Haltestelle Europahafen geprüft werden soll. Die Kosten einer Seilbahn inklusive Haltestellen hatte Siering in einer ersten Schätzung mit rund 75 Millionen Euro beziffert.
„Ich habe große Sympathien für diese Idee und ich bin absolut dafür, dass wir die Machbarkeitsanalyse machen“, sagt Dieter Reinken. Für den Wirtschaftspolitiker der SPD spricht vor allem für eine Seilbahn, dass sie voraussichtlich schneller gebaut werden könnte als eine neue Straßenbahn. „So eine Seilbahn kann eine hervorragende Alternative sein und zusätzlich ein Hingucker“, sagt Reinken, der auch das Pendant in Koblenz kennt. „Das ist schon beeindruckend.“
Saxe: Seilbahn ersetzt keine Straßenbahn
Die CDU findet die Idee einer Seilbahn ebenfalls so gut, dass sie damit als Teil ihres Verkehrskonzepts um Wählerstimmen werben will. „Ich freue mich, dass die Wirtschaftsbehörde schon jetzt anfängt, das CDU-Wahlprogramm umzusetzen. Für uns ist eine Seilbahn eine Bereicherung des öffentlichen Nahverkehrs“, sagt Spitzenkandidat Carsten Meyer-Heder. Er verweist ebenfalls auf niedrigere Kosten und Zeitersparnis beim Bau im Vergleich zu Schienenprojekten. Gutachten in München, wo es auch Überlegungen zum Gondel-Verkehr gibt, zeigten dies. Ein Aspekt, der laut dem Unternehmer bei der Planung mitgedacht werden müsste, ist die Mitnahme von Fahrrädern.
Auch Ralph Saxe, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, kann dem Vorschlag, dass künftig Bremer und Touristen das Hafengebiet auf ihrem Weg in die Überseestadt von oben betrachten könnten, durchaus etwas abgewinnen. „Grundsätzlich ist es eine gute Idee, neue Verbindungen in der Überseestadt schaffen zu wollen“, sagt er, schiebt dann allerdings ein „aber“ hinterher: „Was mich bei dieser Sache aufregt, ist, dass es nun heißt: Mit einer Seilbahn brauchen wir dann keine Straßenbahn mehr.“ Das hält Saxe für falsch, zumal die Kosten für eine Straßenbahn seinen Angaben zufolge keineswegs höher ausfallen würden, sondern im Gegenteil weit unter 50 Millionen Euro lägen. „Ich halte es für sinnvoll, wenn wir nicht nur die Seilbahn prüfen, sondern auch alle anderen Ideen, darunter den Schwimmsteg“, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete. Besonderes Augenmerk wünscht er sich in der Machbarkeitsstudie auf den Anschlussverkehr.
Steiner: "Verkehrsprobleme werden damit nicht gelöst"
Dass die Seilbahn die Straßenbahn aussticht, fürchtet auch Claudia Bernhard, bei den Linken Sprecherin für Stadtentwicklung. Bernhard: "Das Ergebnis des Integrierten-Verkehrskonzept-Prozesses war, dass eine Straßenbahnlinie bis zum Wendebecken eine verkehrstechnisch hoch wirksame Maßnahme wäre. Man fragt sich schon, warum viel Geld und Zeit dafür investiert wurde, wenn jetzt alles mit solchen Spontanideen über den Haufen geworfen wird." Lencke Steiner, Fraktionsvorsitzende der FDP, findet, dass vor allem der touristische Aspekt für eine Seilbahn spricht. „Die Verkehrsprobleme in der Überseestadt werden damit nicht gelöst“, sagt sie. Ähnlich äußert sich Piet Leidreiter von den Bürgern in Wut: „Was wir brauchen in unserer länglichen Stadt, ist ein ausgereiftes Konzept für alle Verkehrsteilnehmer."
Bei der Bremer Straßenbahngesellschaft blickt man „mit großem Interesse“ auf die Pläne des Ressorts von Senator Martin Günthner (SPD). Man stehe allen Plänen, die die Verkehrsproblematik lösen könnten, aufgeschlossen gegenüber, zumal die BSAG laut Sprecher Christian Meyer der logische Betreiber einer Seilbahn wäre. „Wir sind technisch dazu in der Lage“, sagt er. Gespräche habe es bislang nicht gegeben. „Wir hoffen, dass wir noch in den Diskurs eingebunden werden.“
Handelskammer-Vertreter Olaf Orb hält die Verkehrsprobleme im „Vorzeige-Unternehmens-Stadtteil Überseestadt“ für so drängend, dass jede Idee, die Linderung verspricht, willkommen sei. „Wir brauchen zügige Lösungen, deshalb erwarten wir eine ergebnisoffene Machbarkeitsstudie“, sagt er. Die wünscht sich auch BUND-Geschäftsführer Martin Rode. Er hält eine Seilbahn in energetischer Hinsicht für interessant.